Oberhausen. . Oberhausen nimmt den Kampf gegen die „Multiresistenten Keime“ (MRE) auf. Das sind jene tückischen Erreger, bei denen kein Antibiotikum mehr wirkt, die eine tödliche Gefahr für die Menschheit darstellen.

Gesundheitsdezernent Apostolos Tsalastras und Mitarbeiter der Oberhausener Krankenhäuser stellten am Montag das Prävalenz-Screening vor, das im November eine Woche lang an allen Kliniken der Stadt durchgeführt werden soll. Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich die gezielte Suche nach der Häufigkeit eines besonders gefährlichen Keims, des „Methicillin-Resistenter-Staphylococcus-Aureus“ (MRSA).

Alle Patienten, die während der Prävalenz-Screening-Woche in einem Krankenhaus aufgenommen werden, dürfen an der Aktion teilnehmen. Sie können helfen, auf dem Weg, MRSA Herr zu werden, einen Schritt weiter zu kommen. Ein Abstrich der Nasenschleimhaut gibt Auskunft darüber, ob die Menschen mit dem Keim besiedelt sind. Wobei die Hygienebeauftragte der Katholischen Kliniken Oberhausen, Monika Szary, klarstellte: „Eine Besiedelung ist nicht mit einer Infektion gleichzusetzen.“ Eine Infektion bedeutet, dass der Mensch erkrankt ist, bei einer Besiedelung trägt er die Keime unbemerkt in sich.

Keime sind ein weltweites Problem

Dr. Henning Karbach, Leiter des Gesundheitsamtes, zum Sinn und Zweck der Aktion: „Die Kliniken erfahren, wie hoch ihr momentaner MRSA-Druck ist. Die Krankenhäuser werden die Ergebnisse sammeln und dem Gesundheitsamt zur Verfügung stellen.“

Das Problem mit den Keimen ist kein Oberhausen spezifisches, hob Karbach hervor. „Es ist ein weltweites.“ In Europa gebe es ein Süd-Nord-Gefälle. In Südeuropa ein deutlich höheres Aufkommen. Aus diesem Grund hat sich das MRE-Netzwerk auch Holland und die skandinavischen Länder zum Vorbild genommen.

In Holland etwa werden alle Patienten vor einer stationären Aufnahme in ein Krankenhaus auf MRSA untersucht. Wer den Keim in sich trägt, wird sofort isoliert. Deshalb ist MRSA im Nachbarland kein Thema mehr. Warum Standardtests nicht auch in Deutschland zum Krankenhausalltag gehören - zumal die Kosten pro Untersuchung mit 3,50 Euro nicht sehr hoch erscheinen? „Bei 20.000 Patienten pro Jahr sind das 70.000 Euro an zusätzlichen Kosten für eine Klinik“, verdeutlichte Marcus Polle, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen (EKO). Hinzu kommen Kosten für das Einzelzimmer des Patienten oder die Sanierung, das heißt, die Befreiung vom Keim. Einig waren sich dennoch alle: Es könnten enorme Summen gespart werden, wenn Menschen erst gar nicht an MRSA erkranken.

Patienten müssen umdenken

Dr. Christoph Zimmermann, Ärztlicher Direktor des St.-Josef-Hospitals, machte deutlich, dass die Bekämpfung der Keime eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Thema war in diesem Zusammenhang auch der Umgang mit Antibiotika. Die dürften nicht voreilig verordnet werden - weder im Krankenhaus noch von niedergelassenen Ärzten. Auch die Patienten müssten umdenken. Sie sollten nicht mehr bei jedem harmlosen Schnupfen auf einem Antibiotikum beharren, forderten die Experten.