Mülheim.
Die beiden Mülheimer Krankenhäuser wurden am Donnerstag mit dem Qualitätssiegel MRSA ausgezeichnet, das den Häusern einen vorbildlichen Schutz vor multiresistenten Keimen attestiert. Das St. Marien-Hospital und das Ev. Krankenhaus sind die ersten im Ruhrgebiet, die das Siegel erhalten, mit dem Qualitätsziele der Arbeitsgemeinschaft der Ruhrgebietsgesundheitsämter umgesetzt werden.
Multiresistente Erreger (MRE) sind gegen viele Antibiotika unempfindlich, was die Behandlung von durch solche Bakterien erzeugte Infektionen erschwert, vor allem bei immungeschwächten Patienten. Bei den MRE spielt das Allerwelts-Bakterium Staphylococcus aureus in seiner multiresistenten Variante MRSA eine große Rolle. Menschen, bei denen diese Keime nachgewiesen werden, sind „besiedelt“, aber noch nicht krank.
Doch können durch MRSA gefährliche Infektionen entstehen, mit tödlichen Folgen: 2010 starben in Mülheim von 31 MRSA-Patienten neun. 2011 gab es 21 Infektionen, die letztlich Blutvergiftungen sind, an denen drei Menschen starben. Schätzungen zufolge gibt es bundesweit ca. 14 000 MRSA-Infektionen pro Jahr.
MRSA-Siegel wird auf Zeit verliehen
Das MRSA-Siegel, gültig bis 2013, wird auf Zeit verliehen, die Krankenhäuser müssen also ständig an ihren Hygienestandards arbeiten. Dazu gehören ein Aufnahmescreening für Patienten, die bestimmten Risikogruppen angehören, Dokumentationen sowie Fortbildungen der Mitarbeiter.
Das präventive Screening zur Erlangung des Siegels, also eine Reihenuntersuchung aller Patienten, die in einem bestimmten Zeitraum im vergangenen Jahr in jedem Mülheimer Krankenhaus aufgenommen wurden, ergab, dass 3,2% der Patienten MRSA-Keime mitbrachten. Eine Quote, die Dr. Stephan Elenz, ärztlicher Direktor im St. Marien-Hospital, im Bundesvergleich „im oberen Drittel“ einordnete. Weil es immer wieder Todesfälle aufgrund von MRSA gebe, dürfe man nicht nachlassen, forderte er. „Patienten-Sicherheit hat für uns oberste Priorität“, betonte Gabriele Kantor, die Leiterin des Hygienemanagements im Ev. Krankenhaus.
Dort werden MRSA-Risikopatienten isoliert, bis das Ergebnis eines Schnelltests vorliegt. Ein besonderes Risiko, erklärt Kantor, haben Menschen, die in den vergangen zwölf Monaten im Krankenhaus behandelt wurden, die aus einer Alteneinrichtung oder einem Krankenhaus verlegt wurden oder die im letzten halben Jahr eine Antibiotikatherapie bekommen haben. Auch Menschen mit offenen Wunden wie Dialysepatienten gehören dazu. Die „Sanierung“, wie man die Behandlung von mit MRSA besiedelten Patienten nennt, wird dann in die Wege geleitet.