Oberhausen. . Zu oft Antibiotika, zu wenig Hygiene - Gründe für das Entstehen von multiresistenten Keimen. Ein Netzwerk in Oberhausen sagt diesen gefährlichen Erregern nun den Kampf an. Seine Mitglieder sollen zehn “Qualitätsziele“ umsetzen.
Multiresistenz – ein Wort in aller Munde. Leichtfertiger Einsatz von Antibiotika und mangelnde Hygienemaßnahmen führen dazu, dass bereits etwa 20 Prozent der Patienten in Kliniken Träger multiresistenter Erreger (MRE) sind. MRE haben in der Vergangenheit bereits zu weitaus mehr Todesfällen geführt als das derzeit gefürchtete EHEC.
Mithilfe eines Netzwerkes soll in Oberhausen nun gegen die Ausbreitung dieser äußerst gefährlichen, weil kaum beherrschbaren Bakterien vorgegangen werden. „Ziel ist es, multiresistente Keime zu bekämpfen und deren Verbreitung einzudämmen“, so Gesundheitsdezernent Apostolos Tsalastras, der am Mittwoch im Rahmen einer Auftaktveranstaltung gemeinsam mit dem Leiter des Bereichs Gesundheitswesen, Hans-Henning Karbach, über die Gründung des Netzwerks informierte.
Neue Patienten testen
Dieses soll in Zukunft Krankenhäuser, niedergelassene Praxen, Krankentransporte sowie Senioren- und Pflegeheime in die Bekämpfung der Keime einbinden. Bisher gab es allerdings erst zwei Arbeitskreissitzungen mit den sechs Oberhausener Krankenhäusern. Diese sollen sich nun verpflichten, zehn Qualitätsziele umzusetzen, die in enger Zusammenarbeit mit der Universität Münster und dem Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit NRW (LIGA) formuliert wurden.
So sollen die Kliniken beispielsweise mehr interne Schulungen anbieten und im Rahmen eines Prävalenzscreenings von jedem Patienten bei der stationären Aufnahme einen Nasenabstrich nehmen, um Infektionen mit dem besonders verbreiteten MRSA-Erreger zu erkennen. Ferner soll ein Übergabebogen die weiterbehandelnden Einrichtungen nach Entlassung aus dem Krankenhaus über die Infektion informieren. Das Erfüllen dieser Qualitätskriterien werde dann über ein Punktesystem bestätigt und über ein Qualitätssiegel sichtbar gemacht, erklärt Karbach. So solle die Hygiene in Krankenhäusern verbessert werden.
„Nicht in Riesenschritten“
Das weitere Vorgehen des Netzwerks ist derweil noch relativ unklar. Zunächst sollen die Krankenhäuser verbindlich in die Einhaltung der Qualitätsziele einwilligen, dann werde das Netzwerk wohl um weitere Institutionen erweitert. „Wir schreiten nicht in Riesenschritten voran“, räumt Karisch ein, „aber wir gehen Schritt für Schritt weiter.“
Genaue Zahlen zu den Trägern von MRSA in Oberhausen gibt es nicht, da noch keine gesetzliche Meldepflicht besteht. Lediglich positive Blutkulturen müssen den Behörden laut Infektionsschutzgesetz gemeldet werden.
Konkrete Kosten, die durch die Gründung des Netzwerkes entstehen, konnten gestern nicht genannt werden. Fest steht aber: Das Netzwerk muss sich selbst tragen, denn die Stadt habe keine Möglichkeit, zu investieren. Karbach ist sicher: „Das amortisiert sich schnell.“