Oberhausen. .
Der Bahnhofsvorplatz wirkt gegenüber der Hektik des Alltags fast wie leer gefegt. Es ist Sonntag. Kurz vor zehn. Viele nutzen den letzten Wochenendtag zum Ausschlafen. Wenige zieht es zu den Gleisen und zum Inneren des Bahnhofsgebäudes. Bis: das große Rollen beginnt.
Denn: Eine ganze Herde von Drahteseln nimmt Kurs auf die kleine Bahnhofsstanduhr, die seit Jahren in Oberhausen als Treffpunkt dient. Den Radfahrfreunden gehört ganz klar der sonntägliche Vormittag, obwohl es an dieser Stelle an motorisierter Konkurrenz am Bussteig und Schienenfahrzeugen am Bahnsteig nicht mangelt.
Das Lockmittel ist klar: Die Volkshochschule Oberhausen (VHS) veranstaltet in Kooperation mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e.V. (ADFC) eine geführte Fahrradtour durch die Region. Mitfahren. Entspannen. Und auch noch Wissen erlangen.
In die Vergangenheit blicken
Der Treffpunkt ist nicht nur aus praktischen Gründen so gewählt – es geht um die gesamte Eisenbahnlandschaft im Ruhrgebiet. „An verschiedenen Stationen werden wir anhalten – und ich werde ich paar Takte erzählen“, sagt Helmut Voß, der die Radausfahrt als Tourleiter anführt. „Es geht darum, auch in die Vergangenheit zu blicken. Das kann wiederum helfen, das heutige Bahnsystem besser zu verstehen.“
Da lohnt schon der Blick auf den Gebäudekomplex des Hauptbahnhofs: Die Erhebung mit der markanten Bahnhofsuhr diente früher als Wasserturm. „Der Turm hatte diese Funktion, solange es Dampflokomotiven gab“, erklärt Helmut Voß.
Eine kurze Rast gehört dazu
Die Reise beginnt. Die Teilnehmer satteln auf. Viele haben ihre Radtaschen mit Proviant gefüllt. Würstchen. Butterbrote oder auch etwas Obst. Schließlich dauert die Ausfahrt rund acht Stunden. Da gehören Pausen natürlich dazu. Aber zunächst geht es an der Mülheimer Straße entlang Richtung Norden.
Das Ziel ist der Osterfelder Rangierbahnhof. Nur ein Etappenziel, freilich. Aber der Radweg in Schienennähe bietet Blicke, die sonst verwehrt bleiben. Die Teilnehmer staunen über die Modernisierungsmaßnahmen, die hier vor wenigen Jahren vorgenommen wurden und das Bild der breiten Gleisanlagen maßgeblich verändert haben.
Weiter geht es Richtung Duisburg
Auf der Anlage wird nun eine hohe vierstellige Zahl an Waggons abgefertigt und für die Weiterfahrt neu aufgestellt. Neugierige Blicke richten sich auch auf die zahlreichen Güterlokomotiven, die in Osterfeld so parken.
Die Fahrt führt die Gruppe weiter Richtung Duisburg. Immer wieder an Bahngleisen vorbei. Die Radtour soll aber nicht wie ein E-Zug funktionieren: „Auf die jeweilige Geschwindigkeit der Fahrer wollen wir Rücksicht nehmen.“ Angekommen im Landschaftspark Nord gibt es ein großes „Hallo!“. Eine ADFC-Gruppe aus Wesel ist ebenfalls unterwegs. Ihr Ziel: die touristisch interessanten Orte in Oberhausen. Das Treffen wird für eine kurze Pause genutzt.
Kurz vor dem Rhein muss die Truppe stoppen: In der Nähe einer Thyssen-Anlage soll Gas ausströmen. Die Sicherheitskräfte haben einen Teil des geplanten Radweges gesperrt. Es wird gewendet. Denn das Ziel – die Hafenanlage soll schließlich noch erreicht werden. Es klappt.
Die Tour führt nach einem Aufenthalt zurück. Ein unterhaltsamer Tag endet, der zudem wirklich rund lief: „Es gab nicht einen platten Reifen!“