Oberhausen. .

Um nur mal ein Gefühl dafür zu bekommen, wie begehrt Betreuungsplätze für unter Dreijährige in Oberhausen sind: In einem katholischen Kindergarten der Stadt gibt es für das Kindergartenjahr 2012/13 42 Anmeldungen für zwölf U-3-Plätze.

In einer anderen katholischen Einrichtung sieht es nicht anders aus, hier kamen im vergangenen Jahr auf vier Plätze 30 Anmeldungen. Dies berichtet Kristina Kähler, Sprecherin des Kita Zweckverbandes.

Der Zweckverband „Katholische Tageseinrichtungen für Kinder im Bistum Essen“ ist neben der Stadt, der Arbeiterwohlfahrt, der evanglischen Kirche und anderen einer von mehreren Trägern von Kindertageseinrichtungen in Oberhausen.

Kein zentrales Anmeldeverfahren

Weil es kein zentrales Anmeldeverfahren gibt, existieren auch keine zentralen Zahlen über Anmeldungen, Wartelisten, Ablehnungen: das regeln die einzelnen Träger bzw. Einrichtungen selbst (der Abgleich für die Plätze für die Drei- bis Sechsjährigen, die ja heute schon einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz haben, läuft derzeit über den Kinderpädagogischen Dienst der Stadt und kann sich auch noch bis zum Sommer hinziehen).

Aber zurück zu den unter Dreijährigen: Auch, wenn man das Phänomen der Mehrfach-Anmeldungen berücksichtigt, hier scheint die Nachfrage nach Betreuungsplätzen größer zu sein, als die Zahl der tatsächlich vorhandenen Plätze. Was auch WAZ-Leserin Rita Hoffmann in der Aktion „Mitreden! WAZ lesen“ dazu veranlasste, mehr Kita-Plätze zu fordern, jetzt, und nicht erst in den nächsten Jahren.

Rechtsanspruch

Ab August haben Eltern von Kindern im Alter von einem bis zu drei Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz, „bei unter Einjährigen gilt das nur bei bestimmten Eltern“, sagt Klaus Gohlke, Leiter des Kinderpädagogischen Dienstes. Auf der Basis einer Elternumfrage des städtischen Bereichs Statistik, bei der ein Nachfrageverhalten von 30 Prozent bei Eltern von unter Dreijährigen ermittelt wurde, hat sich die Stadt eine Bedarfsdeckung/Betreuungsquote von 30 Prozent zum Ziel gesetzt (bundesweit sind es 35 Prozent, landesweit 32 Prozent).

Zum Kindergartenjahr 2013/14 will die Stadt 1222 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen haben, davon sollen 505 Plätze von Tagesmüttern abgedeckt werden, 717 finden sich in Kindertageseinrichtungen. Zum Kindergartenjahr 2012/13 hält die Stadt bzw. halten die Träger insgesamt 1010 U-3-Plätze vor (421 Tagespflege, 598 KTE), was einer Bedarfsdeckung von rund 25 Prozent entspricht. Zum Vergleich: Beim Start des Ausbauprogramms 2007/08 gab es 321 Plätze (5 Prozent Bedarfsdeckung).

Landesmittel für den Ausbau liegen auf Eis

„Mit 25 Prozent sind wir derzeit gut aufgestellt“, sagt Klaus Gohlke, „damit sind wir guter Durchschnitt im Ruhrgebiet“. Aber warum geht der Ausbau nicht schneller voran? Es hakt an den Immobilien, beim Umbau, sprich: am lieben Geld. Die tatsächlichen Investitionskosten waren und sind höher, als die im Bundesprogramm angesetzten Platz-Pauschalen für den Ausbau. Das Antragsverfahren für die Fördermittel erwies sich als kompliziert und langwierig, zählt Klaus Gohlke auf.

Immerhin: Seit 2007 sind knapp zwei Millionen Euro aus dem Bundesprogramm für die bauliche Einrichtung von U-3-Plätzen in Oberhausen geflossen. 3,2 Millionen Euro kamen 2010 und 2011 aus einem Sonderfördertopf des Landes, „ohne dieses Geld hätte es gar nicht funktioniert“, sagt Klaus Gohlke vom Kinderpädagogischen Dienst einer Nothaushaltskommune. Eine weitere Schwierigkeit: Durch die Auflösung des Landtags und den nicht genehmigten Haushalt liegen nun erst mal weitere Landesmittel für den Ausbau auf Eis (380 000 Euro für 2012 und 420 000 Euro für 2013). Dafür sollen noch 700 000 Euro aus Bundesmitteln fließen.

Personell und konzeptionelle Herausforderung

Seine generelle Kritik: „Für die Umsetzung des Rechtsanspruchs der Betreuung von unter Dreijährigen wäre es gut gewesen, die Zeitschiene etwas zu strecken.“ Für die Träger und die Einrichtungen sei der Aufbau dieser Betreuungsstruktur eine große Herausforderung: personell und konzeptionell.

Wie viele Eltern, die einen Betreuungsplatz für ihr unter dreijähriges Kind suchen, derzeit keinen bekommen: Diese Frage kann Klaus Gohlke nicht beantworten. Aber: „Natürlich müssen Eltern abgelehnt werden, weil es aktuell eben noch nicht genug Plätze gibt.“ Nach welchen Kriterien Kinder in einer Kita aufgenommen werden, darüber bestimmt nach dem Kinderbildungsgesetz (Kibiz) auch der „Rat der Kindertageseinrichtung“ mit. Ihm gehören neben Vertretern des Trägers und des Personals auch Eltern an. Ein Kriterium kann etwa sein: bevorzugte Aufnahme von Kindern von alleinerziehenden Müttern oder Vätern, um die Berufstätigkeit zu ermöglichen.

"Wir können heute nur ein eingeschränktes Angebot machen"

Klaus Gohlke betont in diesem Zusammenhang: „Wenn jemand in einer Notsituation ist und einen U-3-Betreuungsplatz braucht, bekommt er ihn auch.“ Nicht unbedingt in einer Kindertageseinrichtung, aber bei einer Tagesmutter. Bei der Servicestelle des Kinderpädagogischen Dienstes werden solche Tagespflegeplätze vermittelt.

„Wir können heute nur ein eingeschränktes Angebot machen“, sagt Klaus Gohlke, „wir leben mit diesem Defizit nur ungerne und würden auch gerne mehr Plätze anbieten. Aber die Gesellschaft hat sich in diesem Bereich sehr spät auf den Weg gemacht“.