Oberhausen.
Die weiß gestrichene Wendeltreppe, die sich in vielen Kurven immer höher und höher windet, führt in ihr Gemach. An diesem Mittwochvormittag wird der Aufstieg in die luftige Höhe von Orgelmusik begleitet. Silke Hingmann und Heiner Krebber vom Naturschutzbund (Nabu) Oberhausen sind in Begleitung des Hausherrn, Superintendent Joachim Deterding, in der Evangelischen Kirche Schmachtendorf an der Kempkenstraße - und auf der Suche nach „heimlichen Untermietern“, die vielleicht den Glockenturm zu ihrem Domizil auserkoren haben könnten: Fledermäuse.
„Sie werden wahrscheinlich jetzt noch nicht da sein, denn um diese Zeit sind sie noch im Winterschlaf in anderen Quartieren“, sagt Silke Hingmann. Dennoch hoffen die Fledermaus-Experten, Hinweise auf die Flattertiere zu erhalten - Hinterlassenschaft früherer Quartiernahmen.
Und so klettern sie Stufe um Stufe höher, um Kot zu finden. Mit der Taschenlampe wird jede Ecke des dunklen Glockenturms beleuchtet - keine Spur von Kot. Das muss nicht heißen, dass die Kirche an der Kempkenstraße grundsätzlich von den Fledermäusen verschmäht wird. Schon im nächsten Monat, wenn die kleinen Säuger aus ihren Winterquartieren in Höhlen des Sauerlandes und der Eifel heimkehren, könnten sich die Appartements im Turm füllen.
Ein heimliches Leben
Gefunden haben die Naturschützer dennoch etwas. Heiner Krebber: „Eine Schleiereule hat hier gefressen, und es gibt ein Wespennest.“
Auch wenn die Fledermäuse in Oberhausen ein für viele Bewohner heimliches Leben führen - es gibt sie hier und da doch. Die Nabu-Mitarbeiter haben sich den Winter ausgesucht, um möglichst viele Oberhausener Kirchen auf Fledermaus-Hinterlassenschaften zu untersuchen und so eine Bestandsaufnahme der seltenen Bewohner zusammenzustellen. Denn selbst die Experten kennen nur einen einzigen Standort einer Fledermaus-Kolonie mit Sicherheit. Nun kommen die Flugkünstler in unseren Städten nicht in riesigen Scharen vor, aber manchmal in der Dämmerung kann man sie doch um Straßenlaternen fliegen sehen. Silke Hingmann erklärt: „Die Zwergfledermaus kommt bei uns am häufigsten vor. Sie braucht Grünflächen und Wasser. Wir finden hier aber auch Maus- oder Langohren. Allerdings viel seltener.“
Erst allmählich wächst das Wissen über Fledermäuse
„Wir träumen immer davon, mal eine Kolonie von Mausohren zu finden, denn die kann man nicht übersehen. Und sie hängen auch unter der Decke wie man es von Filmen kennt“, schmunzelt Heiner Krebber. Die Bestandsaufnahme hat der Nabu 2011 begonnen, abgeschlossen ist sie noch lange nicht: „Wir sind auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen, denn wir können uns ja nicht jeden Dachstuhl ansehen“, sagt Silke Hingmann.
Im März sind die Fledermaus-Sucher wieder in der Natur unterwegs - mit dem Bat-Detektor, der die Geräusche der weitgehend unbekannten Tiere auch für menschliche Ohren hörbar macht. Krebber: „Erst allmählich wächst das Wissen über Fledermäuse. Wir wissen mehr über Löwen und Tiger als über manche heimischen Säugetiere.“