Oberhausen. .

Die Jagd auf Enten und Gänse, die die städtischen Teiche bevölkern, beschäftigt die Bürger weiterhin. Eine Sterkraderin (65) hat sich nun an die Politik gewandt. Die CDU-Fraktion stellte prompt einen Antrag, „die Jagd auf Wasservögel in Oberhausen“ als Tagesordnungspunkt auf die nächste Sitzung des Umweltausschusses am 1. Dezember zu setzen.

„Angesichts zunehmender Verunsicherung und anhaltender Diskussionen in der Bevölkerung über die Jagd auf Wasservögel im Sterkrader Volkspark, fordert die CDU Verständnis für die Sorgen und Ängste der Menschen, aber auch Aufklärung und Versachlichung des Themas“, erläutert der umweltpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Frank Bandel, den Antrag. Zahlreiche Bürger hätten sich in den vergangenen Tagen bei seiner Partei gemeldet und über mangelnde Auskunftsbereitschaft und den schroffen Ton der Verwaltung geklagt. „Wir bitten die Verwaltung nun, im Ausschuss über den Sachstand zu informieren, und zwar nicht nur bezüglich des Volksparks, sondern auch im Hinblick auf andere Teiche wie etwa in Vonderort oder im Kaisergarten.“

Diskussion versachlichen

Brandel: Ihn interessiere auch u.a. die tatsächliche Population und die Anzahl der Tiere, die durch den Abschuss erreicht werden solle. „Auch möchten wir gerne mehr über die Möglichkeit erfahren, den Bestand der Wasservögel auf andere Art als durch Abschuss zu regulieren“, wünscht sich der CDU-Stadtverordnete. „Nach unseren Beobachtungen gibt es keine zu hohe Population von Enten, aber selbst wenn das so wäre, ist die Flinte im innerstädtischen Bereich sicherlich die schlechteste Lösung“, schreibt Brandel.

„Wir würden die Diskussion gerne versachlichen“, erklärt auch die Vorsitzende des Umweltausschusses Anne Janßen (SPD). Sie selbst würde niemals so weit gehen, die Jagd grundsätzlich in Frage zu stellen. Etwa, wenn es um die Regulierung einer Überpopulation ginge. Oder wenn sie nur an das Thema Vogelgrippe denke. Janßen: „Uns wäre es wichtig, die Populationsgröße festzustellen. Wenn uns da schwarz auf weiß Zahlen vorlägen, wäre das für uns die Basis zum Handeln“, sagt Janßen. Und: Eine kompetente Stelle, von der sich Janßen wissenschaftliche Fakten verspricht, ist die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet, deren Mitarbeiter sich um die Städte Oberhausen, Mülheim und Duisburg kümmern.

Biologisch nicht zu viele

Doch die Mitarbeiter der Biologischen Station erheben zwar gerade Daten über die Population der Wasservögel in Duisburg. Dort gibt es übrigens „biologisch nicht zu viele Tiere“. „Von Oberhausen habe ich aber keine Daten“, sagt Landschaftsökologin Christine Kowalleck. Die Wissenschaftlerin verweist auf den Nabu (Naturschutzbund), der in Oberhausen entsprechende Zählungen durchführte und - wie berichtet - zu dem Ergebnis kam: „Es gibt keine Überpopulation.“ „Wenn Oberhausen uns beauftragte, könnten wir den Bestand der Wasservogelpopulation auch hier untersuchen“, sagt die Mitarbeiterin der Biologischen Station.

Die Wissenschaftlerin macht deutlich, wie komplex das Thema ist. Biologisch gesehen könnte es nicht zu viele Tiere geben. „Wenn tatsächlich zu viele da sind, reguliert sich der Bestand von selbst. Schon sind es wieder weniger.“ Außerdem: „Selbst wenn man sagt, es gibt zu viele Enten oder Gänse, stellt sich die Frage, wie man es ändert“, erklärt sie. Ob man den Tieren die Eier wegnimmt oder sie bejagt.

Für die 65-jährige Sterkraderin, die sich Unterstützung von der Politik erhofft, steht jedenfalls fest: „Dieses Geld das durch die Verpachtung der Teiche an Jäger in die Stadtkasse fließt, ist Blutgeld.“ Die Parks seien doch eine Stätte, wo sie und andere Luft schöpfen und die Ruhe genießen wollten. „Da möchte ich mir nicht ansehen, wie Mitgeschöpfe abgeknallt werden.“

Junger Gans Bein amputiert

Die Sterkraderin, die sich an die Fraktionen wandte, um weitere Jagden in Oberhausener Parks zu verhindern, versuchte auch die nächsten Jagdtermine bei der Stadtverwaltung in Erfahrung zu bringen. „Wir kennen diese Termine nicht und wenn wir sie wüssten, würden wir sie Ihnen auch nicht sagen“, habe man ihr dort erklärt. Nur, dass die, die eigentlich für Dezember anberaumt ist, auch schon im November stattfinden könnte, das ließ man die 65-Jährige wissen.

Die Frau macht sich nun Sorgen um das Nil-Ganspärchen mit seinem Nachwuchs. „Es kann doch nicht sein, dass diese wunderschönen Tiere, diese Halbstarken abgeschossen werden“, sagt sie.

Anglerschnüre als Gefahr für Tiere

Empört ist bei dieser Vorstellung eine weitere Oberhausenerin. Zumal gerade erst eines der Jungtiere vom Tierschutzverein gerettet worden sei. „Wir hatten einen Anruf bekommen, bei einer Nilgans hätte sich eine Angelschnur um ein Bein gewickelt“, bestätigt Petra Barth, Vorsitzende des Tierschutzvereines. Die junge Gans wurde eingefangen. „Das Bein war bereits komplett abgefault und musste amputiert werden“, sagt Barth. Die junge Nilgans hatte Glück im Unglück. Sie lebt jetzt im großen Garten mit Teich des Tierarztes Franz, der die Gans auch operiert hat.

Im Vorjahr bereits hatten die Tierschützer eine erwachsene Nilgans im Sterkrader Volkspark eingefangen, die ebenfalls eine Angelschnur am Bein hatte. Sie überlebte die OP in einer Tierklinik nicht. Barth: „Angler lassen gerade im Volkspark immer wieder Schnüre, ja sogar Haken liegen, was für die Wasservögel extrem gefährlich ist.“