Oberhausen. .
Im Revierpark machten sich die Teilnehmer der nächtlichen Nabu-Exkursion auf die Pirsch nach Fledermäusen. Mit Taschenlampe und Detektor lassen sich die Tiere orten.
Im Dunkeln hocken sie. Die kühle Feuchtigkeit des stundenlangen Regens zieht sich an den Beinen hoch. Taschenlampen strahlen über die Oberfläche des Sees, der still im nächtlichen Revierpark liegt. Eine Motte fliegt in den Schein. „War das eine?“ fragt David und dreht sich zu seiner Mutter um. Elke Bursch (51) schüttelt abwesend den Kopf, starrt vor sich hin – und lässt plötzlich ihren rechten Arm nach vorne schnellen: „Da ist eine!“ David verzieht seinen Mund zu einem Grinsen: „Cool, eine Fledermaus.“
Der Zehnjährige kennt die fliegenden Säuger bereits aus dem Freilichttheater Dinslaken, da fliegen sie manchmal durchs Scheinwerferlicht und hinein in die Schar von davor tanzenden Insekten. „Vor Fledermäusen muss man keine Angst haben“, sagt Heiner Krebber. „Wir sind für die so interessant wie eine Kuh. Wichtiger ist, was wir anziehen: Insekten.“ Der 39-jährige Mitarbeiter der Ortsgruppe des Naturschutzbundes führt David, seine Mutter und fast 150 weitere Besucher in dieser kühlen Nacht durch den Revierpark. Drei Fledermausarten hat er versprochen, eine haben sie gerade gesehen: die Wasserfledermaus.
„Da ist noch eine!“ Davids Bruder Leonard (12) ist ganz aufgeregt. Stehen geblieben ist er an einem kleinen See, den die Gruppe mit Taschenlampen und Krebber mit einem Detektor absucht. „Er macht die Ultraschalllaute der Fledermäuse für uns hörbar“, sagt Krebber und sogleich gibt das Gerät ein Schnattern von sich, das so klingt, als schnalze jemand mit der Zunge. Ein Tier segelt etwa einen halben Meter über der Wasseroberfläche durch die Luft: „Eine Zwergfledermaus“, weiß Krebber. „Winzig“ und „putzig“ nennen seine Zuhörer das Tier mit einer Flügelspannweite von bis zu 25 Zentimetern, doch dann erzählt der Experte von den Vampirfledermäusen, die es in Südamerika gibt – und es wird gruselig still im Park: „Vampirfledermäuse sind die einzigen Säuger, die sich ausschließlich vom Blut anderer Tiere ernähren.“ Aha, es gibt sie also doch, die Blutsauger. „Nein, Blut saugen sie nicht: Vampirfledermäuse krabbeln zu ihrer schlafenden Beute, ritzen ihr mit sehr scharfen Zähnen die Haut auf und lecken dann das Blut ab.“
Leonard presst seine Lippen aufeinander. Ob er das hören wollte? „In Deutschland gibt es diese Art nicht“, beruhigt ihn Krebber und berichtet stattdessen von den Schwierigkeiten, den Lebensraum der Fledermaus zu schützen, von den sieben Arten, die in unserer Stadt nachgewiesen wurden und davon, welches Fliegengewicht so eine Fledermaus ist: „Ein Abendsegler hat eine Spannweite von 30 Zentimetern und wiegt nur rund 20 Gramm“, sagt er über den Säuger, der sich gerade zwischen den Baumkronen gezeigt hat.
Leonard hört nicht ganz hin. Er tastet den See weiter mit seinen Augen ab. Sekundenlang nichts. Dann bleibt sein Blick hängen an dieser dunklen Baumgruppe am anderen Ufer des Sees: Irgendetwas Großes erhebt sich, setzt an zum Flug auf die Menschengruppe, Leonard macht einen Schritt zurück, das Schnalzen aus dem Detektor wird immer lauter. Heiner Krebber lächelt still vor sich hin und gibt Entwarnung: „Ach, das ist doch nur eine Ente.“