Ob mit vor der Brust verschränkten Armen oder gezücktem Notizblock – eine kritische Grundhaltung ist allen Teilnehmern des zweiten Stadtgesprächs anzumerken. „Diese Stadt ist viel zu dreckig. Oberhausen ist eine Müllkippe“, ruft erbost ein Mann in den mit 100 Leuten dicht gefüllten Saal der VHS im Bert-Brecht-Haus.
Man merkt sofort in den ersten Minuten der Debattenveranstaltung von VHS, „Arbeit und Leben“ sowie der WAZ: Die Diskussion über den Müll, den Dreck in Oberhausen und die Kosten dafür erregt die Gemüter. Viele Finger gingen hoch, die Zuhörer wollten ihre Erfahrungen mit dem Dreck in der Stadt schildern.
"Das kann nicht richtig sein"
Die Fachleute auf dem Podium, Ordnungs- und Umweltdezernent Frank Motschull (SPD) sowie die WBO-Geschäftsführer Maria Guthoff und Karsten Woidtke, hörten aufmerksam zu – und notierten sich die Problemecken der Stadt.
Schnell stellten sich Hauptprobleme der Müllentsorgung in Oberhausen, wie unklare Zuständigkeiten, hin- und hergeschobene Verantwortung zwischen den Stadttöchtern WBO und OGM und stark vermüllte Stadtbereiche heraus. So berichtete ein engagierter älterer Herr aus Sterkrade, wie er einmal WBO-Beschäftigte auf überfüllte Mülleimer hinwies. „Sie sagten daraufhin nur, das ist nicht ihr Bereich. So etwas kann doch nicht richtig sein.“ Dem stimmte WBO-Manager Karsten Woidtke energisch zu: „Ein solches Verhalten darf kein Mitarbeiter, egal ob WBO oder OGM zeigen“, sagte er.
VHS-Stadtgespräch
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„Die Sache mit der Zuständigkeit geht mir langsam auf den Keks“, sagte ein älterer Herr aus der letzten Reihe – und erhielt viel Beifall. Es müsse zügig für Aufklärung unter den Bürgern gesorgt werden, wann welcher Betrieb für die Reinigung zuständig ist. Ein anderer Zuhörer schlug vor: „Wieso richtet man nicht eine telefonische Klärungsstelle ein, die den richtigen Ansprechpartner vermittelt?“ Als gute Idee, sah Motschull diesen Vorschlag.
Bessere Erziehung für die Kleinen
Ebenso empört wie Woidtke zeigte sich Motschull, als ein Paar erzählte: „Uns hat ein Baum der Stadt beim letzten Sturm den Garten zerstört. Obwohl wir uns an die Stadt gewandt haben, sind wir mit dem Kommentar ,Sie wissen doch, die Stadt hat kein Geld’ auf den Kosten von 1.600 Euro sitzen geblieben.“ Motschull direkt dazu: „Das ist kein Argument. Auch wenn die Stadt Schulden hat, muss sie in diesem Fall den Schaden zahlen.“
Die Bürger suchten die Schuld für den manchmal dreckigen Zustand der Stadt aber nicht nur bei der Qualität der Reinigungs-Dienstleistung der Stadt, sondern meinten, die Oberhausener müssten zuerst „vor der eigenen Tür kehren“. So keimte widersprechendes Gemurmel auf, als Motschull sagte: „Nein, die Oberhausener sind nicht unordentlich.“
„Ich erlebe es immer wieder, dass gerade junge Leute ihren Müll neben den Eimer werfen“, berichtete eine Zuhörerin aus Alt-Oberhausen. Die Stadt solle gegen ein solches Verhalten mit Strafen vorgehen, die Politik kreativ und die Kinder besser erzogen werden. Guthoff bestätigte: „Man muss klein anfangen. Wir unterstützen Schulprojekte, die sensibilisieren“, sagte WBO-Geschäftsführerin Maria Guthoff.
Parkverbote wegen Reinigung
Seit Jahresbeginn versucht die Stadt, die Straßen in den Zentren besser zu reinigen, indem sie stundenweise Parkverbote an Straßenseiten verhängt. So soll der Kehrwagen den Rinnstein gründlicher säubern als bisher. Das halten durchaus nicht wenige für falsch. „Früher ging es auch mit der Handreinigung, warum muss man das ändern?“, fragte ein erboste Anwohnerin der Nohlstraße. Es fehlten alternative Parkmöglichkeiten.
Die Fachleute auf dem Podium zeigten sich eisern: Was in anderen Städten längst möglich, soll auch in Oberhausen realisiert werden – notfalls mit Knöllchen und Abschleppdienst.
Am Ende der anderthalb stündigen Veranstaltung, die von WAZ-Redaktionsleiter Peter Szymaniak moderiert wurde, fanden die Bürger aber auch lobende Worte. „Wenn man Drecksecken meldet, dann reagiert die Stadt meist zügig“, sagte eine Styrumerin.
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