Oberhausen. .
Wer A wie Arbeit sagt, muss künftig auch B sagen wie Betreuung. Oberhausener Firmen rechnen damit, dass Angebote, die Beruf und Familie vereinbar machen, schon in den nächsten Jahren einen wichtigen „weichen Faktor“ im Wettbewerb um Fachkräfte bilden werden. Die Stadt sieht sich in dieser Hinsicht gut aufgestellt. Dennoch: Die Betreuung von Kindern und Angehörigen ist für Arbeitnehmer nur schwer mit dem Beruf zu verbinden.
Das zeigte sich in einem Spitzengespräch „Fachkräftesicherung“ zwischen Unternehmen aus Oberhausen und Mülheim, der Agentur für Arbeit, Sozialdezernenten beider Städte sowie Wirtschafts- und Sozialverbänden: Wer etwa im Schichtdienst arbeitet, hat es nicht leicht, eine Betreuung in den so genannten Randzeiten vor 8 und nach 17 Uhr zu finden. Zudem: Hilfe außerhalb der „normalen“ Arbeitszeit ist deutlich teurer und wird in der Regel von den Mitarbeitern selbst bezahlt.
Ein Problem mit vielen Ursachen und wenigen Lösungen. Unternehmen – vor allem die mittelständischen – können sich eigene Betriebs-Kitas wie es Großunternehmen anbieten können, nicht leisten. Sie kritisieren die unflexiblen Betreuungszeiten von Kitas und Pflege-Kräften. Ein Teil der Frauen, die etwa in der Mülheimer Bäckerei Döbbe neu anfangen, muss die Arbeit wieder aufgeben, weil die Schichten – von morgens 6 bis mittag oder von mittag bis 21 Uhr – nicht mit den Kita-Zeiten vereinbar sind. So stellt es Döbbe-Verkaufsleiter Dieter Schwabl da.
Nicht alle Betriebe sind beweglich
Dies zeigt aber auch: Nicht alle Betriebe sind beweglich, wenn es darum geht, auf ihre Mitarbeiter zuzugehen. Jene mit Bereitschaftsdienst wie das Ev. Krankenhaus stoßen trotz 3-Schicht-System an ihre Grenzen. Beim Fraunhofer-Institut bietet man dagegen den Angestellten Beratung für die Betreuung von Kindern und Angehörigen an, sagt Verwaltungsleiter Andreas Weber, und helfe bei der Organisation.
Eine Stadt mit fehlenden Angeboten läuft Gefahr, Fachkräfte und Betriebe zu verlieren – Jürgen Schnitzmeier, Chef der Wirtschaftsförderung Mülheim & Business, warnt davor, dass diese schon jetzt in Städte mit familienfreundlichen Angeboten ziehen. Zum Beispiel nach Düsseldorf.
Droht dies auch Oberhausen? Sozialdezernent Reinhard Frind sieht die Stadt gerüstet, wenn es etwa um Plätze für Kinder unter drei Jahren geht: „Wir werden bis 2013 die geforderte Quote von 30 Prozent an U3-Plätzen erfüllen können.“ Frind hebt die Möglichkeit hervor, die Randzeiten durch Tagespflegemütter betreuen zu können.
Hohe Auflagen für Betriebskitas
Das sei auch in betriebseigenen Räumen möglich. Es müssen dabei aber Auflagen erfüllt werden, so der Sozialdezernent. Der Kinderpädagogische Dienst der Stadt könne Unternehmen dabei beraten und Tagespflegemütter organisieren, auch für die Altenpflege biete die Stadt Beratung an, die auch angenommen werde.
Für das Chemie-Unternehmen Oxea stellen jedoch gerade die Auflagen ein Problem da: „Wir können aus Sicherheitsgründen keinen Betriebskindergarten einrichten“, erläutert Petra Schmidt. In der Männer-dominierten Chemie-Branche drückt der Schuh zwar noch nicht.
Doch man blickt hier in die nahe Zukunft: Wegen des recht hohen Altersdurchschnitts im Betrieb müssen bald möglichst junge Fachkräfte eingestellt werden. „Und denen werden wir Betreuungsmöglichkeiten anbieten müssen“, glaubt Schmidt. Ähnlich sieht es auch Joachim Vossen (Babcock): „In zwei bis vier Jahren wird es ein Riesenthema.“ Babcock will bis 2013 die Angehörigenbetreuung in den Betrieb implementieren, so Vossen.