Oberhausen. Ein Verein vermittelt nicht verkaufte Eintrittskarten an Bedürftige – zunehmend auch in Oberhausen.
Ist Kultur nur etwas für Leute, die Geld haben? Ob Theatervorführung, Ausstellung oder Konzert – in der Regel muss man für alles bezahlen. Aber nicht jeder hat die Mittel dafür. Der Verein „Kulturloge Ruhr“ vermittelt nicht verkaufte Eintrittskarten an Menschen mit geringem Einkommen und ermöglicht ihnen so den kostenfreien Zugang zu Museen und Schauspielhäusern – auch in Oberhausen finden sich dafür zunehmend Partner.
Vier Einrichtungen vor Ort machen mit
Seit November des vergangenen Jahres ist die Ludwig Galerie Schloss Oberhausen eine von 46 Einrichtungen im Ruhrgebiet, die mitmachen. Für die Ausstellung „Die 7 1/2 Leben des Walter Moers“ hat das Museum zehn Familienkarten zur Verfügung gestellt. Die Aktion ist „grundsätzlich eine gute Sache“, findet Barbara van Gellecom von der Ludwig Galerie. „Wir haben das gute Gefühl, die Kultur den Menschen näher gebracht zu haben.“
Neben der Ludwig Galerie stellen in Oberhausen auch die Ruhrwerkstatt, die Kleinstädter Bühne in Sterkrade und das Zentrum Altenberg dem Verein Freikarten zur Verfügung. Das Theater ist bisher nicht dabei. „Wir sind aber optimistisch, dass es bald eine Kooperation geben wird“, sagt Antonia Illich, erste Vorsitzende der Kulturloge Ruhr, die ihren Sitz in Essen hat.
Rund 20 ehrenamtliche Mitarbeiter vermitteln die freien Plätze an potenzielle Gäste, zu denen etwa Sozialhilfe- und Bafög-Empfänger, Familien mit geringem Einkommen und Senioren zählen. Insgesamt gibt es zur Zeit 805 Interessierte, die sich beim Verein haben registrieren lassen. Die Verteilung der Plätze funktioniere über ein online-basiertes System, erklärt Antonia Illich: „Die Besucher, die am längsten keine Veranstaltung besucht haben, tauchen zuerst auf, damit Gerechtigkeit gewährleistet ist.“
„Die Gäste füllen auch die Reihen“
Mehr als 2000 Plätze konnten seit der Vereinsgründung im September 2010 vermittelt werden. Über soziale Einrichtungen wurde zuvor der Kontakt zu den Bedürftigen hergestellt. Der Kulturloge sei es wichtig, die Gäste nicht bloßzustellen. Um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, werden die Besucher auf die Gästelisten gesetzt.
Für die Teilnehmer ergeben sich also viele Vorteile – und die Kultur-Institutionen? Was haben sie von der Teilnahme an dem Projekt? „Die Gäste füllen die Reihen“, sagt Illich ganz offen. „Außerdem werden neue Zielgruppen erreicht.“