Oberhausen.

Satire-Fans liebten seine politisch unkorrekten Comics bereits, bevor ihm 1988 mit Käpt’n Blaubär und 1990 mit dem kleinen Arschloch ein großer Durchbruch gelang. In Anlehnung an den Käpt’n erschien sein erster Zamonien-Roman. Spätestens jetzt war klar: Fantasie und Ideenreichtum des Autors und Illustrators Walter Moers sind grenzenlos.

Die Galerie Ludwig liefert mit der Ausstellung „Die 7 ½ Leben des Walter Moers“ dafür den Beweis. „Die Retrospektive war überfällig“, so die Galerie-Leiterin Christine Vogt. Schwanger ging sie mit der Idee einer Moers-Präsentation spätestens seit dem Gastspiel „Der Eros der Nasen“ von Ralf König, mit dem Moers 1990 „Schwulxx Comix“ schuf.

Walter Moers für das Projekt Ausstellung zu gewinnen, sei nicht schwierig gewesen, so Christine Vogt, vorausgesetzt, ein persönlicher Auftritt bliebe ihm erspart. Das schöpferische Genie bleibe lieber unerkannt, doch es sei nicht auszuschließen, dass Moers sich irgendwann einmal einschleiche, um sich anzuschauen, wie die Galerie sein Werk präsentiert.

Mit Programm und Comicpreis

Die Ausstellung „Die 7 ½ Leben des Walter Moers“ wird am Samstag, 24. September, um 19 Uhr in der Galerie Ludwig Schloss Oberhausen eröffnet. Zu sehen ist sie bis zum 15. Januar 2012. Begleitet wird die Retrospektive des genialen Illustrators und Geschichtenerfinders durch ein umfangreiches museumspädagogisches Angebot für Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Führungen gibt’s sonntags um 11.30 Uhr. „Der, Die, Das Kleine...“ ist Thema des diesjährigen Comicpreises für junge Leute, dessen Ergebnisse im Rahmen der Ausstellung gezeigt werden. Abgabetermin: 4. Dezember.

Noch ist nicht alles fertig, Titel und Beschriftungen fehlen, nicht alle Arbeiten sind am vorgesehenen Platz, manch ein Exponat nicht ausgepackt. Doch es ist schon ersichtlich, dass die Schau großartig wird - unglaublich vielseitig auf jeden Fall, anregend, reichhaltig, überraschend, witzig, erstaunlich, frech. „Im Gegensatz zu König verzichten wir hier auf Aufgeblasenes, die Originale, eigentlich für Bücher gemacht, wirken auch als Einzelbilder“, so Vogt.

Dass das stimmt, sieht man schon. Wir tauchen ein in Moers’ zamonische Welt, einen fantastischen Kontinent mit zugehörigem Kartenwerk. Es ist erstaunlich, wie sich jemand so etwas ausdenken, aufschreiben und in Szene setzen kann. Sie kann virtuell bereits beginnen, die wilde Reise durch „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“, das neueste Werk von Moers, das erst am 25. Oktober erscheinen wird. „Wir haben die Originale schon hier“, so Vogt. Hildegunst von Mythenmetz, dem Kenner als zamonische Hauptfigur bereits bekannt, spielt wieder mit. Jedes der Bilder lädt dazu ein, genau untersucht zu werden - die Würze steckt in den Details, in Anagrammen, Wortspielen, Anspielungen, versteckten Illustrationen.

Ein Hingucker und gleichzeitig der musealste Teil der Ausstellung trägt den Titel „Arschloch in Öl“. Hier kommt der Kunstkenner ins Ratefieber, handelt es sich doch um die Illustrationen einer Geschichte, in der das kleine Arschloch Werke der großen Meister entert, von Dürer über Picasso bis hin zu Warhol. Das geschieht mehr oder weniger unauffällig. Der Zeit der Entstehung der gekaperten Werke entsprechend, sind die Bilder gerahmt. Moers, vor nix fies, entstellt auch Skulpturen, zum Beispiel Jeff Koons’ „Cicciolina“ nach einem Vorbild aus der Aachener Sammlung Ludwig. Christine Vogt, Kunsthistorikerin, die ja bekanntlich aus Aachen kommt, nimmt’s schmunzelnd hin, „dass es ja im Grunde auch eine Satire auf das ist, was wir hier machen“.

Zamonien ist Käpt’n für Erwachsene. Doch in der Panorama-Galerie kommen die Kleinen auf ihre Kosten. Dort sind die Blaubär und Co-Figuren zu sehen, die für Fernseh-Sendungen gespielt wurden.