Oberhausen. Eine Uraufführung ist immer etwas Besonderes, auch, weil es zu ihr noch keine Kritiken gibt, die das Urteil beeinflussen können. Die Zuschauer lassen sich auf etwas Neues, Unbekanntes ein. So auch die fünf zufällig ausgewählten Besucher der Premiere von „Schöne Tage“, die nach der Vorstellung ihre Ersteindrücke schilderten.

„Eine sehr krude und seltsame Geschichte, die eine komische Sogwirkung entwickelt“, sagt Christiane Gerster-Schmidt. „Die Aufführung ist sehr filmisch gemacht, die Musik und das Bühnenbild finde ich gut. Die Schauspieler waren grandios. Die Geschichte ist eine, die einen noch länger beschäftigt, zum Wiederkauen, ein Nachburner, jenseits von Weichspül-Ästhetik. Mich hat das Stück sehr angesprochen. Es ist etwas Eigenes, man muss sich darauf einlassen. Ich kann mir vorstellen, dass es polarisiert. Es hat etwas Trashiges, etwas von Movie und Science Fiction.“

Viele Szenenwechsel

„Es war kurzweilig, die Spielfreude hat mich berührt“, so Heike Laß. „Es wurde fantastisch genutzt, dass die Schauspieler Spaß hatten. Es gab viele Szenenwechsel. Doch ich muss sagen, dass sich mir der tiefere Sinn der Geschichte nicht erschlossen hat. Musikalisch hat mir das Stück sehr gut gefallen. Nacktheit schreckt in diesem Fall nicht ab, da sie zur Handlung passt. Doch - ich würde da Stück weiter empfehlen.“

Audiovisuelle Elemente

„Ich fand’s ziemlich gut, sehr gut sogar“, urteilt Marcus Schütte. „Eine schöne Mischung aus Endzeit-Pop-Musical und Live-Videoclip. Ich habe 2001 den Kurzfilm gesehen und mich gefreut, dass der daraus entstandene Spielfilm so erfolgreich gelaufen ist. Im Stück gibt es viele audiovisuelle Elemente. Bei Theater scheiden sich ja immer die Geister. Die Grundstruktur der Geschichte kannte ich, aber jetzt geht’s mehr ums Große Ganze. Das Ensemble war wieder gut. Ich kann das Stück durchaus weiterempfehlen und würde es mir unter anderen Aspekten auch gern noch einmal ansehen.“

Die Zeit verging schnell

„Ich bin zwiegespalten“, sagt Dorothea Bering. „Eine Handlung, der man nicht unbedingt logisch folgte, hyperreal mit fantastischen außerirdischen Szenen dazwischen. Zum Teil war es aber richtig unterhaltsam. Musikalisch war es ganz toll, eine großartige Leistung von Otto Beatus und dem Ensemble. Ich würde es nur bedingt weiter empfehlen. Es sind ja auch Leute rausgegangen. Wahrscheinlich spricht es eher jüngere Leute an, wegen der schnellen Szenenwechsel. Es hat etwas von der modernen Videokultur. Ich hatte den Eindruck, dass die Kamera manchmal versagte. Dennoch: Die Zeit verging mir sehr schnell, es war anregende Unerhaltung, die man aber erst einmal sacken lassen muss. Wenn mich aber jemand fragt, worum es ging, hätte ich ein Problem.“

Klarer Realitätsbezug

„Es hat mir ausgesprochen gut gefallen, zeitgenössisch und auch irgendwie klassisch“, findet Christoph Kaiser. „Die Mischung war gut und ich freu’ mich über ein modernes Stück im Großen Haus. Die Mischung zwischen Kameraeinsatz und Schauspiel ist gut gelungen. Es gab dadurch zwei Blicke auf die Darsteller, ein Bild, das man sieht und eins von außen. Die prekäre Situation, in der sich die Personen befinden, wird verschärft wiedergegeben und dass sie alles tun, um in ihrer Umgebung zu bleiben. Das Stück hat einen politischen Anspruch, dagegen steht die Utopie der Akropolis. Es ist schon ein drastisches Stück, von Gefallen kann insofern keine Rede sein: Die Zukunft ist eingezäunt, jeder lebt in seiner eigenen Wirklichkeit. Und trotz aller Ernsthaftigkeit gibt es in diesem Drama auch komische, schöne Momente. Besonders gefällt mir der klare Bezug zur Realität. Es war eine gute Wechselwirkung zwischen Video und Theater. Vieles erinnerte an alte James-Dean-Filme. Die Bühne als Spielfeld zu zeigen, ist eine gute Idee.“