Oberhausen. .

Fantastisch: Mit ihrer Bühnenfassung des Kinderbuch-Klassikers „Die kleine Hexe“ ist es Regisseurin Jean Ren­haw nach „Leckerschmecker“ und „Der kleine Wassermann“ zum dritten Mal in Oberhausen gelungen, einen „Theaterhit für Kids“ zu kreieren, der nicht nur die jungen Zuschauer begeistert.

Wenn die Kinder nach der Aufführung „Zugabe“ rufen und sagen, dass sie sich sofort als Hexe verkleiden wollen, wenn sie wieder zu Hause sind, dann hat ein Kindertheaterstück alles richtig gemacht. „Ich möchte, dass sich die Kinder mit der kleinen Hexe identifizieren“, hatte die Regisseurin vor der Aufführung gesagt. Gratulation, diesen Wunsch, haben ihr die jungen Zuschauer erfüllt.

Susanne Burkhard erobert die Herzen, weil sie als kleine Hexe vorführt, wie schön es ist, Kind zu sein: sprühend vor Energie und Lebensfreude, neugierig, wissbegierig, wagemutig, trotzig, uneinsichtig, im schnellen Wechsel himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, ja, auch mal richtig wütend. Ein Hexchen zum Liebhaben, obwohl es Regeln sprengt, weil es unfähig ist, wirklich etwas Böses zu tun.

Ein gutes Ende

Und so kann auch der Rabe Abraxas (Peter Waros), der der kleinen Hexe als väterlicher Begleiter zur Seite steht, ihr nicht wirklich übel nehmen, dass sie seine Ratschläge nicht befolgt oder mit fürchterlichem Krach sein verdientes Freitags-Schläfchen stört.

Apropos Krach: Das Stück kommt keineswegs leise daher, es poltert, donnert, blitzt und zischt, weshalb es für ganz zarte Gemüter nicht geeignet ist. Ein gutes Ende nimmt die Geschichte natürlich doch. Es gelingt der kleinen Hexe, alle bösen Hexen unschädlich zu machen, denn sie hat ihnen Zauberbücher und Hexenbesen weggehext.

Faszinierendes Bühnenbild

Das Stück überzeugt auch musikalisch mit witzigen Liedern, von Walfried Böcker komponiert, die wie eine Einladung zum Mitsingen klingen. Mitzaubern dürfen die Zuschauer auch. Sie rufen der kleinen Hexe Sprüche zu: „Ene mene meck, Abraxas ist jetzt weg!“ Mit „Giftige Schlange, warte nicht lange!“ und dem magischen Ball gelingt es dann allen gemeinsam, die Schlange herbeizuzaubern, die noch im Teig des Freitagskuchens fehlt.

Faszinierend ist das Bühnenbild (Bettina Munzer), die Hexenküche, die mitten im Wald steht und auf deren Möbeln Rasen wächst. Die sind etwas höher gebaut, so dass die kleine Hexe im Vergleich in echter Kindergröße erscheint. Umso bewundernswerter ist die sportliche Leistung von Susanne Burkhard, die als kleine Hexe immer wieder mit Leichtigkeit auf die grüne Arbeitsplatte und wieder herunterhüpft.

Überdimensional groß und beeindruckend hässlich sind die Köpfe der alten Hexen, die als Masken erscheinen, für die Peter Waros mit unterschiedlichen Stimmen spricht.