Oberhausen. Gegner der Atomenergie rechnen mit einer neuen Welle der Bürgerproteste in Oberhausen und NRW. Dies wurde bei der sechsten NRW-Konferenz der Atomgegner im “K14“ deutlich. Hauptthema: die geplanten Atommüll-Transporte von Jülich nach Ahaus. Denn davon soll Oberhausen direkt betroffen sein.
„Oberhausen ist direkt betroffen von den West-Castoren, die in diesem Jahr von Jülich nach Ahaus rollen sollen“, sagt Klaus Roll von der hiesigen Anti-Atom-Initiative bei der sechsten NRW-Konferenz der Atomgegner. Zu dieser sind am Samstag rund 80 Mitglieder aus 40 Initiativen ins soziokulturelle Zentrum „K14“ gekommen.
Felix Ruwe von „Kein Atommüll in Ahaus“ ergänzt: „Unsere Unterstützung in der Bevölkerung ist seit Fukushima gestiegen, sie wird in diesem Jahr einen weiteren Höhepunkt erreichen.“ Gegen die West-Castoren kündigt er zahlreiche Proteste und Mahnwachen an.
152 Castoren sollen durchs Ruhrgebiet geleitet werden
Vom Atomforschungszentrum Jülich bei Aachen sollen Anfang dieses Jahres rund 300.000 hoch radioaktive Brennelementekugeln ins Zwischenlager in Ahaus gebracht werden. Das hatte der Bund mit seiner Mehrheit im Aufsichtsrat des Forschungszentrums beschlossen. Ein Versuch der NRW-Landesregierung, die Atommülltransporte zu verhindern, war im November gescheitert. Insgesamt wohl 152 Castoren, spezielle Transport-Behälter, sollen bis zum 30. Juni 2013 durch das Ruhrgebiet geleitet werden. Dann läuft die Genehmigung für die Lagerung in Jülich aus.
Atomgegner kritisieren diese Transporte als „völlig unsinnig“. Denn die Brennelementkugeln seien nicht ausreichend gut verpackt, in den Behältern könne der Atommüll nur über einen Zeitraum von 40 Jahren versiegelt bleiben. „In zehn Jahren“, schätzt Felix Ruwe, „müssten die Brennelementkugeln deshalb in neue Behälter verpackt werden. Das funktioniert in Ahaus aber gar nicht, denn das Lager dort verfügt nicht über die notwendigen Vorrichtungen.“ Auch im niedersächsischen Gorleben, wo ebenfalls abgebrannte Brennelemente und hoch radioaktive Abfälle zwischengelagert werden, fehle die Ausstattung für den Umgang mit den Kugeln.
Horrende Kosten und unnötige Gefährdung der Bevölkerung
In Jülich hingegen gebe es diese so genannten „heißen Zellen“. „Was passiert also in zehn Jahren, werden die Castoren dann zurück nach Jülich gebracht?“, fragt Ruwe. Die Transporte verursachten horrende Kosten und stellten eine unnötige Gefährdung der Bevölkerung dar.
Die Castoren sollten deshalb gleich in Jülich bleiben, fordern die Aktivisten. „Wir fordern ein Moratorium für die Transporte und einen Einlagerungsstopp für Ahaus“, sagt Willi Hesters vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen. Um den Protest landesweit zu koordinieren, treffen sich die Atomgegner deshalb nun häufig zu Landeskonferenzen wie an diesem Wochenende im K14. In Arbeitsgruppen haben sie unter anderem vorbereitet, im Februar mit einem Autokorso auf den Autobahnen entlang der Transport-Route zu demonstrieren.