Oberhausen. . In Sachen Energieeffizienz gibt es in Oberhausen noch einiges zu tun, findet die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn. Auch die Einrichtung eines Klima-Tisches ist überfällig.

Bärbel Höhn kommt es derzeit manchmal vor, als gäbe es zwei Deutschlands. So groß ist die Diskrepanz zwischen dem Blick von außen auf eine Industrienation, die den Atomausstieg wagt, und der Gemütslage der Menschen daheim. Denn für manchen hier ist die Bundesrepublik klimapolitisch längst noch nicht das „gelobte Land“, für das es Beobachter anderswo halten. Das bekam die Bundestagsabgeordnete der Grünen jüngst auch bei einer Diskussion im K 14 zu spüren. Freilich: Dass vor Ort, in Oberhausen selbst, energiemäßig einiges zu tun bleibt, bestreitet Höhn nicht. Im Gegenteil: „Andere Städte sind schon viel, viel weiter.“

So sei etwa die Einrichtung eines Klima-Tisches überfällig. „Handwerker, Sparkasse und Stadt müssen gemeinsam für Investitionen werben.“ In diesem Punkt ziehe auch das Argument der schwierigen Haushaltslage Oberhausens nicht. Die Stadt solle schließlich nicht selbst finanziell einstehen, sondern bei Privatleuten Überzeugungsarbeit leisten.

Ansonsten sei die Schuldenlast – ebenso wie Oberhausens Lage im Kohleland NRW – natürlich durchaus ein Hemmschuh, der den Weg zur klimafreundlichen Stadt erschwere, so Höhn. Die Erstellung des Solarkatasters etwa hatte die Verwaltung aus finanziellen Gründen verwerfen müssen. Wenn Investitionen in eine klimafreundliche Stadt an der kommunalen Finanzlage scheiterten, sei das umso bedauerlicher, als „gerade hier Potenzial für neue Arbeitsplätze liegt“.

„Gut, dass man überhaupt etwas unternimmt“

Dass Vorstöße wie die Ratsresolution „Oberhausen wird atomstromfrei“ lediglich symbolischen Wert hätten, könne man allerdings auch nicht sagen, findet Höhn. „Es ist gut, dass man überhaupt etwas unternimmt. Jede Stadt muss einen Anfang finden und sich überlegen, wie man mit wenig Geld, aber guten Ideen Wertschöpfung schaffen kann.“

Dass Investitionen in erneuerbare Energien sich bezahlt machen können, darüber referiert Höhn im Ausland dieser Tage ohne Unterlass. „Das Interesse ist riesig“, so Höhn, die gerade von einer Reise nach Japan zurückkehrte, die sie auf Einladung der örtlichen Grünen unternahm. Doch auch offizielle Stellen fragen sie an, wie jüngst eine Provinzregierung in Taiwan. „Alle wollen wissen: Wie macht Ihr das in Deutschland mit dem Atomausstieg?“ Da gebe es kaum eine Veranstaltung, die nicht in einen größeren Raum verlegt oder bei der der zeitliche Rahmen nicht wegen der vielen Fragen gesprengt würde.

Die Kritik, die ihr dagegen bei der Diskussion in Oberhausen entgegenbrandete, konnte Höhn dennoch nicht überraschen. Dass die grüne Partei-Basis und erst recht die Anti-Atomkraft-Aktivisten mit dem Atomkonsens nicht unbedingt glücklich waren, ist bekannt. Höhn hat dafür nach wie vor wenig Verständnis. „Einige erkennen nicht, dass wir eine große Verantwortung haben. Wenn Deutschland das nicht hinkriegt, ist das für viele auf der Welt eine Riesen-Enttäuschung.“