Oberhausen.

Gregor Matena ist immer im Amt. Auch im Urlaub. Jedes Jahr verreist der Priester als Touristenseelsorger. War Rhodos 23 Jahre lang sein Wirkungsort, ist es mittlerweile Lourdes. Der 71-jährige Pastor, der ansonsten in der Gemeinde Herz Jesu in Sterkrade mitarbeitet, erzählt voll Elan von seiner Arbeit als Beichtvater in dem wohl berühmtesten Wallfahrtsort der Welt. „Die eigentlichen Wunder geschehen in der Beichte“, ist Matena überzeugt. Für ihn ist es immer wieder ein Erlebnis zu erfahren, wie glücklich die Menschen sind, „wenn sie sich einmal alles von der Seele reden konnten“.

Als Touristenseelsorger war Matena auch in diesem Jahr wieder drei Wochen lang in Lourdes für den deutschen Beichtstuhl zuständig. „Meine Aufgabe ist es, Sünden zu vergeben“, sagt er ganz pragmatisch. Und weil er Rheinländer ist - „vielleicht sehe ich deshalb alles etwas lockerer“ - geht er auch ganz spontan auf jeden einzelnen Menschen ein.

Barmherzigkeit Gottes

Dabei hört er täglich die Geschichten von bis zu 50 Pilgern. „Viele junge Leute sind darunter“, sagt Matena. Und: „Die Leute erzählen einfach alles, was sie erlebt haben.“ Frauen von ihren Männern, die weggelaufen sind, von Abtreibungen, die sie nie verwunden haben. „Manche Männer, die den Krieg noch mitgemacht haben, sind froh, wenn sie einmal diesen Ballast los werden können, all der Gräueltaten, die sie damals begangen haben.“

Matena sagt den Menschen, dass sie alles, was sie belastet, der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen sollten. „Ich rate ihnen, dann auch wirklich einen Schluss-Strich zu ziehen, ein neues Leben anzufangen.“ Der Zehnjährige allerdings, der diesmal auf Wunsch seiner Mutter zu dem Priester kam, brauchte kein neues Leben zu beginnen. Auf die erstaunte Frage des Pastors, was er denn beichten wolle, erklärte der Junge:

"Dann ist das gar keine Sünde"

„Ich habe gestern meinen Teller nicht leer gegessen.“ Matena wollte sofort wissen: „Was gab es denn?“ Worauf der Junge antwortete: „So ein Graupenzeug.“ Matena: „Das hätte ich auch nicht gegessen.“ Der Junge war darauf ganz perplex: „Dann ist das ja gar keine Sünde.“

Natürlich sind nicht alle Menschen so leicht glücklich zu machen. Viele der Menschen, die in Lourdes auf ein Wunder hoffen, sind schwer krank. Matena erzählt: „Jedes Jahr besuchen sieben Millionen Pilger den Wallfahrtsort. Zum Vergleich: In Kevelaer sind es jährlich 600.000.“ Aber selbst die Kranken wirkten in Lourdes glücklich. Matena überlegt, dass das auch an der großen Gemeinschaft der Gläubigen liegen könnte. „In der Gemeinschaft kann man viel besser glauben“, sagt der 71-Jährige, der in Lourdes immer im Priesterseminar wohnt. Offiziell registriert wurden in dem Ort übrigens bislang 6.000 Wunder, weiß der Priester. „Anerkannt sind aber nur 66.“

Immer blauer Himmel

Begonnen hat Matena, der von 1984 bis 2004 bereits als Pfarrer in Heilig Geist in Oberhausen gearbeitet hat, die Touristen-Seelsorge 1984 auf Rhodos - im Auftrag des Katholischen Auslandssekretariates der Deutschen Bischofskonferenz. „Es wurden Geistliche gesucht, die auch in den Ferien seelsorgerisch tätig sind“, erzählt Matena. Bischof Franz Hengsbach habe damals gesagt: „Mensch, den Matena müssen wir fragen, der macht das bestimmt.“ Und recht hatte er.

Matena betreute auf Rhodos deutschsprachige Touristen, feierte für sie Gottesdienste. Natürlich war der Inselaufenthalt für ihn neben all der Arbeit auch Urlaub. „Immer blauer Himmel, immer 30 Grad und jeden Morgen um sieben Uhr sind wir schon schwimmen gegangen“, schwärmt er.

Zwischenstopp Bottrop

Matena ist übrigens nach Einsatzorten in Duisburg und Bochum sowie einem kurzen Zwischenstopp in Bottrop-Kirchhellen Anfang dieses Jahres wieder in Oberhausen gelandet. Gerne wäre er als „Vicarius Cooperator“ in Kirchhellen geblieben. Aber sein Verständnis von Seelsorge sei wohl ein anderes gewesen als das der beiden dort ansässigen Priesterkollegen.

Dass der leidenschaftliche RWO-Fan mit seiner Pfarrhaushälterin Maria Prumst in Oberhausen so schnell eine Wohnung fand - „das Bistum hatte nichts für mich, die haben all ihre Immobilien verkauft“ - habe er Oberbürgermeister Klaus Wehling zu verdanken. Gregor Matena: „Ich habe ihn gefragt, ob er nicht was wüsste.“ Und prompt sei ein Anruf von einer Wohnungsgesellschaft gekommen.

Spät zum Priester geweiht

Pastor Gregor Matena (71) wurde erst spät - mit 33 Jahren - zum Priester geweiht. Der gelernte Textilkaufmann arbeitete als Seelsorger zunächst von 1974 bis 1978 in St. Laurentius in Gelsenkirchen-Horst, von 1978 bis 1980 in St. Elisabeth in Essen-Schonnebeck, von 1980 bis 1984 in St. Norbert in Duisburg-Hamborn. Von 1984 bis 2004 war er Pfarrer in Heilig Geist in Oberhausen. Ab 2004 war Matena dann in der Gemeinde Vierzehnheiligen in Bochum-Weitmar tätig.

Da er 23 Jahre als Touristenseelsorger auf Rhodos arbeitete, setzt er sich bis heute für die ökumenische Zusammenarbeit mit der griechisch-orthodoxen Kirche in Deutschland ein. Zum Dank für seine Arbeit durfte er 2004 vier Tage die Olympiade in Athen erleben.