Duisburg. 15.000 Menschen nutzten 2010 das Angebot der Telefonseelsorge. Es standen Themen wie Beziehungsschwierigkeiten, Einsamkeit und psychische Störungen im Vordergrund. „Manchmal führt die Möglichkeit, sich auszusprechen, zur Klärung“, so der Leiter.
15.000 Menschen nutzten innerhalb eines Jahres das Angebot der Telefonseelsorge Duisburg-Mülheim-Oberhausen zu einem Beratungs- oder Seelsorgegespräch mit einem unbefangenen, qualifizierten und verschwiegenen Menschen. Dabei standen Themen wie Beziehungsschwierigkeiten, Einsamkeit und psychische Störungen wie schon in den Jahren zuvor im Vordergrund.
Die Mehrzahl der Anrufer wählte die Notruf-Nummern 0800/111 0 111 und 0800/ 111 0 222, die rund um die Uhr durch ehrenamtlich tätige Telefonseelsorger besetzt sind, zum wiederholten Mal. Ein Viertel meldete sich erstmalig, die übrigen machten keine Angabe.
Neuen Lebensmut schöpfen
„Manchmal führt allein die Möglichkeit, sich auszusprechen, schon zur Klärung“, weiß der Leiter der Telefonseelsorge, Diplom-Theologe und -psychologe Olaf Meier. „Menschen, die ihre Probleme in Worte fassen können, sehen diese auch.“ Bei ihren Anrufen träfen Ratsuchende auf Menschen, die zuhören, antworten, nachfragen. Und sie entdeckten dabei ihre eigenen Kräfte und schöpften daraus neuen Lebensmut. Für andere sei der Anruf vielleicht die einzige oder auch letzte Chance, mit einem Menschen zu sprechen. An jedem zweiten Tag meldeten sich Anrufer mit Selbstmord-Gedanken.
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„Die Profis der Telefon-Seelsorge sind die Ehrenamtlichen“, betont Meier, „ihre Lebenskompetenz, ihr Herzensengagement im Verbund mit einer qualifizierten Ausbildung, Fortbildung und Supervision, macht die Professionalität der ehrenamtlichen Telefonseelsorge aus, die ihren Dienst anonym und verschwiegen erledigt.“
Einjährige Ausbildung für Ehrenamtliche
In Duisburg leisten derzeit 120 Ehrenamtliche den Dienst am Telefon, in der Mail-Beratung und Krisenbegleitung. Sie bringen nach sorgfältiger Auswahl eine einjährige Ausbildung in Gesprächsführung, Selbsterfahrung und Praxisübung mit, an die sich kontinuierlich Fortbildung und Supervision anschließt. „Den Dienst kennzeichnet eine hohe Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung“, so Meier. Die Ehrenamtlichen hätten ein großes Mitspracherecht bei der Gestaltung ihres Dienstes, sie erlebten sich als beauftragte Seelsorgerinnen und Seelsorger, deren Tun, eingebunden in eine solidarische Gemeinschaft, sinnvoll und auch für die Entfaltung ihrer eigenen Persönlichkeit wichtig sei.
Dass dieses Modell funktioniert, belegte die hohe Verweildauer der Ehrenamtlichen mit durchschnittlich elf Jahren. Andere ehrenamtliche Tätigkeiten werden nach einer Befragung auf Bundesebene nur auf fünf Jahre veranschlagt. „Unser Projekt Telefon-Seelsorge braucht Langstreckenläufer, keine Sprinter“, unterstreicht Meier die Notwendigkeit gut ausgebildeter, kompetenter und zufriedener Mitarbeiter. Er bezeichnet die Telefon-Seelsorge als Mehr-Generationen-Projekt, deren Mitarbeitende zwischen 30 und 80 Jahre alt sind.