Vier Jahre war er Pastor in Herz Jesu am Altmarkt, drei Jahre Pfarrer der Großpfarrei Herz Jesu, zwei Jahre repräsentierte er die katholische Stadtkirche als Stadtdechant nach innen wie nach außen. Jetzt steht Michael Dörnemann vor dem Sprung ins Bischöfliche Generalvikariat in Essen, wo er im Oktober Leiter des Seelsorgeamts wird und damit zu den engeren Beratern des Bischof zählt. Bevor Montag die Möbelpacker anrücken und er danach – urlaubsbedingt – nur noch sporadisch in Oberhausen anzutreffen sein wird, hat sich der scheidende Stadtdechant Zeit für ein Abschiedsgespräch mit der NRZ genommen.
Sie haben die Stadtkirche in einer schwierigen Zeit begleitet. Wie sieht das im Rückblick aus?
Als ich 2008 gestartet bin, waren gerade die heißen Diskussionen um die Haushaltssperre im Gange, die leider vielfach von parteipolitischem Kalkül geprägt waren. Die letzten Monate waren vielfach überlagert von den Schatten der bundesweit immer wieder aufgedeckten Missbrauchsfälle. Aber dazwischen ist doch allerhand passiert.
Zum Beispiel?
Ein Schwerpunkt war für mich das erfolgreiche lokale Bündnis in Sachen „Verkaufsoffene Sonntage“, das einiges in Bewegung gesetzt hat, mittlerweile auch über Oberhausens Grenzen hinaus. Das war nur möglich, weil es vertrauensvolle Kontakte gab und gibt. Da haben meine Vorgänger Vorrath und Breithecker Spuren gelegt. Sie haben Kontakte zu anderen Konfessionen, Politik, Gewerkschaften und Unternehmen unterhalten, an die ich nahtlos anknüpfen konnte.
Im Gespräch bleiben. Ist das etwas, das Sie auch Ihrem im Oktober zu wählenden Nachfolger ans Herz legen würden?
Auf jeden Fall. Wir als Kirche dürfen die Gesprächsbrücken zwischen Kirche und Kunst, Kirche und Politik, Kirche und Wirtschaft nie abbrechen lassen. Wenn wir als Kirche nicht im Gespräch bleiben, laufen wir Gefahr, in ein Ghetto abzurutschen.
Wozu sind Sie nicht mehr gekommen?
Wenn mir hier mehr Zeit geblieben wäre, hätte ich mir gewünscht, die Gesprächsbrücken noch ein bisschen auszubauen – etwa in Richtung Theater. Da gab und gibt’s immer wieder Berührungspunkte, wie etwa mit der Johannes-Passion. Solche Gelegenheiten sollte Kirche nutzen, eigene Kompetenz anzubieten, etwa das Begleitprogramm zu bereichern. Das könnte ich mir sehr gut vorstellen, leider hat’s dafür nicht mehr gereicht.
Gibt’s noch was, was Sie in Oberhausen noch gern begleitet hätten?
Es wäre schön, wenn der Blick nicht immer so sehr auf das ginge, was nicht mehr geht – was eingespart wurde oder noch eingespart werden muss. Wir müssen unseren Blick wieder mehr auf das lenken, was es gibt, was gut und wertvoll ist. Die Begleitung von Kranken und Leidenden in Krankenhäusern etwa war hier von Anfang an etwas, was in den Händen von Kirche lag. Das wird vielfach kaum mehr wahrgenommen. Da wäre es gut, das Profil wieder etwas zu schärfen. Oder die Arbeit der Caritas vor Ort. Sie sorgt dafür, dass das Thema Kinderarmut präsent bleibt. Und nicht nur das: Wenn ich etwa an die Gemeindecaritas in Herz Jesu denke, die für manches Kind eine warme Mittagsmahlzeit finanziert... Sowas sollte man auch nicht aus dem Blickfeld verlieren. Seelsorgliche Begleitung von Menschen – das ist unser Kerngeschäft.
Welche Erfahrungen nehmen Sie aus Oberhausen mit in Ihr neues Tätigkeitsfeld?
Kirche darf nicht abgehoben sein. Sie muss die Lebenswirklichkeit der Menschen sehen, ihnen gleichzeitig Orientierung bieten. Die Menschen hier haben ein gutes Gespür dafür, wenn einer abgehoben, nicht geerdet ist. Dann werden Sie ganz kritisch. Ich persönlich hab’ Oberhausen als Stadt erlebt, in der ich gerne noch weitere Jahre gelebt hätte – auch hier im engeren Bereich der City, in dem man allerdings darauf gucken muss, dass er nicht kippt.