Oberhausen.
Über den Dächern Oberhausens im vierten Stock des Katholischen Stadthauses leuchtet ein blaues Lavendelfeld. Und so manche weitere Farbe erblüht an diesem Dienstagabend noch im Neonlicht des Raumes, in dem sich meist zehn Frauen zusammenfinden, um gemeinsam zu malen. Heute ausschließlich mit Acrylfarben.
Die Frauen stehen an einem langen Tisch. Jede hat ihr Werk vor sich. Oder das, was einmal ein Bild werden will. Denn am Anfang, da ist die Idee oder eben die Vorlage. Bei Christa Rebbelmund, die seit Kindertagen malt, ist die Vorlage ein eigenes Bild. Ein Aquarell. Ein Tellerchen mit Farbklecksen in Lila, Blau oder Rot steht neben ihr. „Soll ich einfach mal anfangen“, fragt sie Kursleiterin Sabine Doll. Weil Christa Rebbelmund noch nie mit Acrylfarben gearbeitet hat, fällt ihr der erste Pinselstrich schwer. Aber sie probiert gerne Neues aus. Findet es interessant, wie eine Arbeit in einer anderen Technik wirkt. „Bei Acryl“, ist die Malerin zudem beruhigt, „kann man nacharbeiten“. Bei Aquarellen ginge das nicht.
Gemälde als Geschenke
Die Tischnachbarin von Christa Rebbelmund, Jessica Marciniak, ist neu in dem Kursus. „Zuletzt habe ich in der Schule gemalt“, sagt sie. Gerade eben fertigt Jessica Marciniak ein dekoratives Bild in Rot- und Weiß-Tönen, passend zu ihrer Einrichtung. Ist dieses Bild für sie, kann sie sich doch vorstellen, auch Weihnachtsgeschenke zu malen.
So wie Brigitte Kretz. Das Aquarell, an dem sie gerade sitzt, ist für ihren Neffen. Flasche, Äpfel, Birnen, ein Glas mit einem Blumenstrauß - all das hat die Malerin schon zum Leben erweckt. Aber die Farben für den braunen Grund, auf dem all das steht, zu mischen, ist gar nicht so einfach. „Wenn du preußisch-blau nimmst und ocker, wird es grün“, warnt die Kursleiterin.
Erst krabbeln, dann laufen
Ingeborg Laskowski, die sehr gerne abstrakt malt und auch vor einer solchen Arbeit steht, überrascht: „Das Lavendelfeld ist auch von mir.“ Malen kann hier jeder, was er will. Kursleiterin Sabine Doll ist jedoch wichtig: „Dass die Teilnehmer die Malerei zunächst richtig erlernen.“
Meint, perspektivisches Zeichnen oder Farbenmischen. Wobei es allein rund ein Jahr dauert, bis letzteres sitzt. Deshalb betreut Doll die Neuen im Kurs immer ganz individuell. Erstmal müssen sie realistisch malen können. Wer das beherrscht, darf sich ans Abstrakte wagen.
Umfassendes Angebot
Der Dienstagskurs „Acrylmalerei“ ist nur eines von vielen Angeboten des Fachbereiches „Kreatives Gestalten“ der Katholischen Familienbildungsstätte. „Allein in diesem Fachbereich haben wir pro Jahr 1500 Unterrichtsstunden“, sagt Kunstpädagoge Peter Grubbert, der für das Resort „Kreatives Gestalten“ verantwortlich ist. Malen und Zeichnen, Textiles oder plastisches Gestalten oder ganze Werkwochenenden sind im Angebot.
Ob nun Ölmalerei, Bodypainting, Hardanger Stickerei, Silber und Filz oder Papierschöpfen - das Angebot ist umfassend. „Wir sind auch immer bereit, zusätzliche Kurse einzurichten, wenn die Nachfrage wächst“, sagt Grubbert. Oder eben auch ganz neue Angebote aufzunehmen. „Entweder kommen von den vorhandenen Kursleitern ganz neue Vorschläge oder es bewerben sich neue Kursleiter mit interessanten Angeboten bei uns“, verdeutlicht Grubbert.
Ruhrstadt-Impressionen von Ariyadasa Kandege