Oberhausen. .
Es ist eine besondere Geburtstagsfeier und auch die letzte, zu der der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) Oberhausen am Sonntag eingeladen hat: Nach 100 Jahren zuletzt zunehmend leiser gewordenen Engagements will sich der Bund 2012 auflösen - um weitere Mitglieder werben wolle man nicht mehr.
Mit einer bewegenden Messe in der Herz-Jesu-Kirche feierten rund 40 Frauen ihre Gemeinschaft, die die KDFB-Präsidentin, Ingrid Fischbach, als „aktiv und engagiert“ bezeichnete. „Das Ehrenamt muss sich verändern“, sagte sie aber auch. „Frauen sind doppelt und dreifach belastet.“
Wie vielen Vereinen ist auch dem KDFB der Nachwuchs abhanden gekommen: Die insgesamt knapp 60 Mitglieder haben längst das Rentenalter erreicht, viele seien zudem krank, könnten nur selten an den wenigen Veranstaltungen des KDFB teilnehmen, sagte Christel Althoff, langjährige Vorsitzende des Oberhausener Frauenbunds.
Zudem leidet der Frauenbund darunter, dass die Kirche und damit auch ihre Verbände zunehmend Mitglieder verlieren. Nach Jahren der rückläufigen Zahlen traten in Oberhausen 2010 erstmals wieder weniger Katholiken aus der Kirche aus als Kinder getauft wurden. Die Gemeindezusammenlegung durch das Bistum vergrößerte die Pfarreien, Frauenverbände kooperieren eng miteinander, machen einen übergreifenden Bund nahezu überflüssig.
Arbeit wurde professionalisiert
„Ein Großteil unserer Arbeit wurde professionalisiert. Wo wir uns früher engagiert haben, gibt es heute Sozialarbeiter“, sagt Elisabeth Pregardier, bis 2010 Vorsitzende des KDFB im Bistum Essen. Die Situation sei in anderen Städten ähnlich.
Der KDFB wurde 1903 in Köln als Teil der Frauenbewegung gegründet. Fürs Frauenwahlrecht setzte sich der Verein ein, dafür, dass Frauen studieren konnten, auch dass ihre Gleichberechtigung im Grundgesetz verankert wurde.
Frauen kümmern sich seit 1911
Seit 1911 kümmern sich die KDFBlerinnen in Oberhausen um Mädchen vom Land, die in der Großstadt Arbeit suchten, griffen sie am Bahnhof auf und brachten sie im Hildegardishaus an der Goebenstraße, damals ein Wohnheim, unter. Noch bevor es die VHS und das Stadthaus gab, bot der Bund dort zudem Vorträge an. Nicht die drei Ks „Kinder, Küche, Kirche“ seien dort Thema gewesen, erinnert sich Ursula Vielvoye, sondern praktische Unterstützung, Informationen zu Politik und Kirche.
„Ich habe mich von allen kirchlichen Vereinigungen, die es damals gab, für den Bund entschieden, weil dort etwas geboten wurde“, sagt sie. Heute treffe man sich zum Gebet, zum Austausch, aber nicht mehr zur politischen Auseinandersetzung. Das Hildegardishaus ist längst größtenteils vermietet: „Der Frauenbund hat sich verändert.“
"Die Zeit des Frauenbunds ist vorbei"
Sie habe alles versucht, ihn trotzdem zu erhalten, sagt Vorsitzende Christel Althoff. Zum Mitmachen erneut aufrufen wolle sie nicht, sondern mit 84 Jahren den Vorsitz abgeben und damit den Oberhausener KDFB auflösen. „Die Zeit des Frauenbunds ist vorbei“, sagt sie ohne Groll. „Wir haben gute Arbeit gemacht und darauf können wir stolz sein.“ Im Januar 2012 soll der Bund offiziell aufgelöst werden.