Oberhausen. .
Die sechste Nacht der offenen Ateliers war gut besucht. Rund 50 Kunstlichter an 13 Orten in dieser Stadt.
In alten Industriegebäuden und Hinterhöfen leuchten sie, aus Schaufenstern und geöffneten Haustüren - die diesjährigen Kunstlichter. Rund 50 Künstler zeigten in der sechsten Nacht der offenen Ateliers an 13 Stellen zwischen Alsfeld und Landwehr, wie vielfältig die Kunstszene in dieser Stadt ist - von Acrylbildern bis zu Zucchini-Engeln.
Am Atelier von Christiane Niemand, Monika Topp und Viola Schledorn läuft man fast vorbei. Eine dunkle Hofeinfahrt an der Jägerstraße führt zu dem wilden Wechsel aus kräftigen und feinen Pinselstrichen, grellen Farben an dunklen Kontrasten - das Bild von Christiane Niemand, das den Blick des Besuchers gleich am Eingang des Ateliers einfängt, scheint regelrecht zu leuchten.
„Selbst wenn ich mal traurig bin, entstehen solche Arbeiten“, erklärt die Künstlerin den ersten Besuchern, Philipp Klingels und seiner Frau. Der 77-Jährige malt selbst, Landschaften, „immer so, wie ich etwas auch sehe“. Sucht er an diesem Abend nach Inspiration? „Ich wollte schauen, was die Kollegen machen.“
Ein Zwiegespräch zwischen Kopie und Inspiration führt der Tattoo-Künstler Kelu in seinen Bilder. An den weiß gestrichenen Wänden der neuen „Tattoo Gallery Lionheart“ an der Weseler Straße sind sie ausgestellt, kleine und große Ölbilder, deren Motive sich in den mal glatten, mal verschnörkelten Rahmen wiederfinden. Zwischen den rund 15 Besuchern um 19 Uhr steht er vor seinen Bildern, erklärt, wie er Stilrichtungen und Darstellungen des Alltags interpretiert - ein Darth Vader in Öl, ein älterer Mann mit schütterem Haar, sein Blick ein verräterischer, aus dem Ohr klettert ihm ein kleiner Teufel.
Engel tanzen an den Wänden von Simone Kamm, Engel aus Papier. „Nicht irgendein Papier, ich nutze Spargel, Kürbis oder auch Zucchini für meine Arbeiten“, erklärt die 43-Jährige den vielen Besuchern, die im Atelier an der Westhoffstraße fast kein Durchkommen mehr zulassen. Den Gemüse-Brei streiche sie auf Organza-Stoffe, erzählt die Künstlerin. So schaffe sie ihre Lichtobjekte. Nicht nur im Atelier sind diese ausgestellt, sie füllen auch die Wohnräume des Hauses, in dem Kamm mit ihrer Familie lebt - so sind die Gäste der Ausstellung auch Gäste des Hauses.
Klaus Molter schätzt diese Atmosphäre. Der Physiotherapeut hält eine Papierplatte aus Kürbis ins Licht. „Das Tolle ist, dass man das auch noch selbst verarbeiten kann zu seiner eigenen Kunst“, sagt er.
Durch das Schaufenster des „Salon Vio l’Art“ an der Langemarkstraße sieht man eine Gruppe von Besuchern, die sich um Angelika Stephan herumgesetzt hat. Die Künstlerin liest eine Geschichte vor, über ihr hängen Malereien, die so vielfältig sind wie die zehn Mitglieder der Ateliergemeinschaft, die seit Juli in dem Laden „Terra und Art“ der Firma Woestpeter ausstellen.
Unscharfe Fotografien, ein malerischer Sonnenuntergang, dazwischen „Visionsbilder“, in denen sich Ziele und Lebenswünsche zum Ausdruck bringen. Im Kellergeschoss malen die Besucher selbst: Joschua (11) zeichnet ein Schiff mit allen Details. „Er hat schon mit vier Jahren an der Staffelei gestanden“, sagt Mutter Jana Paul, selbst Künstlerin der Ateliergemeinschaft.
Zum Schluss lädt das Atelierhaus an der Ludwigstraße nahe der Stadtgrenze Mülheims ein: In einem derzeit leer stehenden Raum hat sich Christian Doering als Gast einquartiert. Stahlkappen aus Arbeiterschuhen haben es ihm angetan, 88 verrostete im Quadrat . „Unglaublich, wie unterschiedlich der Rost das Metall verändert hat“, sagt Besucher Michael Houx. „Spannend und abwechslungsreich.“ Wie die ganze Nacht.