Oberhausen. . Der Malteserbund aus Oberhausen lud in den Sterkrader Klosterladen ein, um über die richtigen Behandlungsmethoden in Notsituationen aufzuklären. Anlass dazu bietet ein Vorfall am Hauptbahnhof, bei dem ein 50-jähriger einen Herzinfarkt erlitt und kaum jemand in der Lage war zu helfen.
„Einfach nur beschämend und unglaublich.“ Mehr als diese Worte fallen Malteserausbilder und Diplomtheologe Frater Michael (38) zu dem Vorfall am Oberhausener Hauptbahnhof Mitte diesen Monats nicht ein. In aller Öffentlichkeit erlitt ein 50-jähriger Mann einen Herzinfarkt, an dem er noch vor Ort starb – und niemand außer einem Lkw-Fahrer war bereit, ihm zu helfen (wir berichteten).
Viele Gründe für Erste Hilfe
Anlässlich dieses unglaublichen Ereignisses lud der Malteserbund am Samstag in den Sterkrader Klosterladen ein, um Kenntnisse in Erster Hilfe aufzufrischen. „Es ist total wichtig, in einer Gefahrensituation zu handeln“, sagt Frater Michael. Abgesehen von der gesetzlichen Verpflichtung eines jeden Bürgers, anderen zu helfen, gäbe es auch noch andere, weitaus motivierendere Gründe, Erste Hilfe zu leisten. „Mir geht es vor allem um Nächstenliebe. Außerdem helfe ich anderen, weil ich möchte, dass auch mir geholfen wird, wenn etwas passiert. Helfen kann jeder zu jeder Zeit, ich mache das gerne“, erklärt der Malteserausbilder.
Die Rolle der Angst
Warum aber schauen zahlreiche Passanten nur zu, während ein Mann vor ihren Augen auf offener Straße stirbt, wenn es doch so einfach ist, etwas zu tun? Die Gründe dafür kann Rentnerin Monika Basser (63), die an dem Vortrag teilnahm, nur vermuten: „Wahrscheinlich haben die Leute Angst, etwas falsch zu machen. Um das zu vermeiden, bin ich heute hier.“ Und in der Tat liegt die Rentnerin mit ihrer Annahme nicht verkehrt. Angst spiele nämlich eine sehr große Rolle: Eine falsche Reaktion, falsche Anwendung von Erster Hilfe und die daraus resultierenden Konsequenzen seien wichtige Faktoren, weshalb Menschen eher wegschauen als einschreiten, so Frater Michael.
„Wir sind heute hier, um zu zeigen, dass diese Befürchtungen nicht angemessen sind. Man kann nichts falsch machen, wenn man anderen hilft. Wenn man gar nicht weiß, was zu tun ist, sollte man den Notruf wählen, der Anleitung gibt.“ Viele der Teilnehmer seiner Kurse seien sehr erstaunt darüber, wie einfach es sei, Erste Hilfe zu leisten und hätten mehr Sicherheit durch dieses Training bekommen.
Regelmäßige Auffrischung notwendig
Auch Monika Basser war bereits in einer Situation, in der ihr Engagement gefragt war. „Im Urlaub fiel eine Frau vom Fahrrad, weil sie einen Zuckerschock erlitt. Wir haben ihr natürlich sofort geholfen. Es ist einfach nicht zu verstehen, was am Hauptbahnhof passiert ist.“ Die Rentnerin besuchte den Vortrag zum ersten Mal, rein aus eigenem Interesse. Regelmäßige Auffrischungen auf diesem Gebiet seien für jeden wichtig und unabdingbar. Voraussetzung sei nur, dass man auch helfen will.
Frater Michael: „Natürlich ist die unterlassene Hilfeleistung, wie am Beispiel des verstorbenen Mannes in Oberhausen, auch ein Phänomen unserer heutigen Ellenbogengesellschaft. Ich finde das einfach nur beschämend!“
Diese Meinung teilt auch Monika Basser, die allerdings einräumt, nicht genau zu wissen, was sie in der Situation getan hätte: „Sicher weiß ich aber, dass ich in jedem Fall die Notrufnummer gewählt hätte.“