Oberhausen. Das Medizinforum von AOK und WAZ fand diesmal im Johanniter Krankenhaus in Sterkrade statt. Thema war Bluthochruck und dessen Folgen. Viele Anwesende ließen sich nach der Veranstaltung testen und überraschten durch erschreckend hohe Werte.
„Ständig unter (Blut)Hochdruck - ist das gut?“ Dr. Rafael Schäfers, Chefarzt der Nephrologie am Johanniter Krankenhaus in Sterkrade, beantwortete diese Frage mit einem entschiedenen „Nein“.
Beim Medizinforum von AOK und WAZ im „Johanniter“ amüsierte WAZ-Redaktionsleiter Peter Szymaniak die Zuhörer dann mit einem witzigen Einstieg ins ernste Thema: „Und was ist, wenn bei einem Spiel wie jetzt Schalke gegen Inter Mailand die Emotionen hoch schwappen, man beim ersten Tor brüllt? Wenn dann der Blutdruck hoch geht, ist das auch gefährlich?“ Diese Frage konnte Allgemeinmediziner Michael Etges vor den rund 100 Gästen mit einem genauso entschiedenen „Nein“ beantworten. Gelegentliche Spitzen sind nicht bedenklich. Anders sei es, wenn jemand einen stressigen Job habe und den ganzen Tag nicht zur Ruhe komme.
„Blutdruck“ an sich „ist die Kraft, die das Blut am Strömen hält“, machte Schäfers deutlich. Damit sei er lebensnotwendig. Doch ein zu hoher Blutdruck kann zum Killer werden. „Früher waren Infektionskrankheiten die Haupttodesursache, heute sind es Herz-Kreislauferkrankungen“, sagte Schäfers. Sie machten 42 Prozent aller Todesfälle aus, die bösartigen Tumore im Vergleich dazu nur 26 Prozent.
Dramatische Zahlen
Dramatisch die Zahlen: Nach einer Untersuchung des Robert-Koch-Instituts gibt es in Deutschland 35 Millionen Menschen mit Bluthochdruck, davon wissen nur 22 Millionen von ihren erhöhten Werten. Wovon wiederum nur 9 Millionen unter der Behandlung normale Werte aufweisen. Dabei ist, so listete Schäfers auf, zu hoher Blutdruck der entscheidende Risikofaktor für Schlaganfall, Herz- oder Nierenschwäche, Herzinfarkt oder Raucherbeine. Und da man hohen Blutdruck nicht bemerkt, kommt der Tod häufig auf leisen Sohlen.
Was zudem tragisch ist: Nicht nur Erwachsene leiden unter Hochdruck, auch beim Nachwuchs werden die Weichen für Bluthochdruck und damit verbundene Folgeerkrankungen gestellt. Mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung, Übergewicht, immer mehr Kinder und Jugendliche sind betroffen.
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, mahnte Schäfers Eltern, auf ihren Nachwuchs zu achten. Und als besonders drastisches Beispiel zeigte er das Foto eines Kindes, das mit drei Jahren schon 60 Kilogramm auf die Waage brachte. Für die ganz extremen Fälle gebe es in Oberhausen Adipositas-Zentren verdeutlichte Kinderarzt Norbert Lüttringhaus.
78 Prozent aller Bluterkrankungen können verhindert werden
Erstaunlich: 78 Prozent aller Blutdruckerkrankungen könnten durch einen gesunden Lebensstil verhindert werden. Und wann ist der Blutdruck zu hoch? Schäfers: „Nur eine Zahl ist wichtig, höher als 140 zu 90 sollte er nicht sein.“ Und dann riet er den Menschen: „Genießen Sie das Leben und leben Sie gesund. Bewegen Sie sich. Und bewegen Sie sich mit ihren Kindern und Enkeln.“
Ist der Bluthochdruck durch einen gesunden Lebenswandel nicht in den Griff zu bekommen, müssen Medikamente genommen werden. Kardiologe Til Kornadt machte Betroffenen Mut: „Man kann mit Bluthochdruckmedikamenten gut leben.“
Allerdings wissen immer noch viele Menschen zu wenig über diese gefährliche Erkrankung. Dr. Georg Horstick: „Es sollte mehr Veranstaltungen dieser Art geben. Und die Leute sollten Zeitungen lesen - wie die WAZ.“
Selbsthilfegruppe gründen
Im Anschluss an das Medizinforum konnten die Teilnehmer noch bei Hilde und Bernhard Huckebrinker von der Bären-Apotheke in Sterkrade ihren Blutdruck messen lassen. „Er war bei allen, die bei uns waren, zu hoch“, sagte Apotheker Huckebrinker. An der Veranstaltung nahm auch Peter Jötten, von der Selbsthilfekontaktstelle des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes teil. Er macht Interessenten das Angebot: „Es könnte eine Bluthochdruck-Selbsthilfegruppe gegründet werden.“ Die gibt es nämlich bislang in Oberhausen noch nicht. Jötten: „Wir würden die Adressen von Interessenten sammeln und sie Dr. Rafael Schäfers zur Verfügung stellen, der die Gruppe auch begleiten würde.“ Sollten sich genügend Interessenten finden, könnte über einen Termin für eine Gründungsversammlung nachgedacht werden (3019620). Am 17. Mai ist übrigens Welt-Bluthochdruck-Tag.