Oberhausen. .
Oberhausen schneidet beim erstmals von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichten „Deutschen Lernatlas“ über die Qualität lebenslangen Lernens insgesamt schlecht ab.
Unsere Stadt landete von bundesweit 56 kleinen und mittleren kreisfreien Großstädten mit 29,82 Punkten auf dem 52. Platz. Die bundesweit besten Städte in dieser Gruppe (Erlangen, Heidelberg, Würzburg) kamen mit um die 60 Punkte auf einen doppelt so hohen Wert. Von allen Städten in NRW landete Coesfeld mit 52,61 Punkten auf Platz 1.
Lernbedingungen im Vordergrund
Untersucht wurden von den Wissenschaftlern in dreijähriger Arbeit die Lernbedingungen und -ergebnisse in 412 Kreisen und kreisfreien Städten. Dabei betrachteten die Experten nicht nur das Lernen in Schulen, Unis oder Betrieben, sondern auch das persönliche, soziale und politische Engagement der Bürger.
Für den Lernatlas wurden über 300 Kennzahlen aus verschiedenen Quellen überprüft. Nach einem Verfahren aus Kanada wurden daraus 38 Kennzahlen ausgewählt, die besonders aussagekräftig für die Lernbedingungen vor Ort sein sollen. Diese wurden dann zu einem Gesamtindex kombiniert. Im Bundesvergleich schnitten Nordländer deutlich schlechter ab als der Süden. Ganz NRW liegt etwa im bundesdeutschen Mittelfeld.
Oberhausen kam trotz positiver Ausreißer und vieler durchschnittlicher Noten in der Gesamtwertung nicht voran. Überraschend: Nicht die schulischen Werte ziehen Oberhausen stark nach unten, sondern: Hier wird beruflich und persönlich zu wenig gelernt. Das liegt etwa auch daran, dass zu viele junge Leute keine Lehrstelle erhalten.
Zu wenig Akademiker
Hier einige Beispielswerte für Oberhausen im Detail:
In der Vergleichsgruppe (kleinere und mittlere Großstädte Deutschlands - 100 000 bis 500 000 Einwohner) schneiden die Schüler bei der Lesekompetenz Deutsch, bei der Mathe-Kompetenz und beim naturwissenschaftlichen Wissen leicht unterdurchschnittlich ab, nur bei der Lesekompetenz Englisch liegen die Oberhausener besser als der Schnitt.
Es gibt zwar weniger junge Erwachsene mit höherem Schulabschluss (68 Punkte zu 72,42) und deutlich zu wenig junge Akademiker (14,33 zu 22,40); dafür sind Sitzenbleiber (3,16 zu 3,22) und Abgänger ohne Abschluss nicht so zahlreich wie in der Vergleichsgruppe (7,16 zu 8,90).
Lehrstellen sind Mangelware
Mit fast 4 Prozent gibt es in Oberhausen mehr als doppelt so viele junge Menschen ohne Aussicht auf eine Lehrstelle wie in den Vergleichsstädten (1,57 Prozent). Nur 11,43 Prozent Oberhausener Arbeitnehmer nehmen an beruflicher Weiterbildung teil (14 Prozent). Ein Arbeitsloser hier wartet im Schnitt fast doppelt so lange auf eine berufliche Weiterbildung wie ein Kollege in den Vergleichsstädten.
Das Engagement, für andere etwas zu tun, ist in Oberhausen überraschend gering ausgeprägt: Nur 21,81 Prozent (Vergleich: 33,80 Prozent) gelten als engagiert. Ob Kirche, Freiwillige Feuerwehr, Hilfen für Ältere oder fürs DRK - überall sind etwa nur halb so viele Oberhausener dabei wie in den Vergleichsstädten. Zudem besuchen weniger Oberhausener Museen, VHS-Kurse oder Büchereien als die Einwohner der Vergleichsstädte.