Oberhausen. .

Das Fachgeschäft Schmiemann ist rekordverdächtig, und zwar so sehr, dass es sogar für einen Eintrag in die Bibel aller Bestmarken-Buhler, dem Guinnessbuch der Rekorde, gereicht hat. Eine Bestmarke, die bei Familie Schmiemann allerdings nur für mäßige Entzückung gesorgt hat: Schließlich ging es um die Anzahl der häufigsten Raubüberfälle.

Unglaubliche 46-mal ist das Oberhausener Fachgeschäft bereits überfallen worden. Ein Rekord, der zum Glück in der Vergangenheit liegt. Seit einigen Jahren ist alles ruhig, seit erweiterte Sicherheitsmaßnahmen - dazu zählt eine Schleusentür am Eingang - das Ladenlokal sichern.

Glänzende Zeitmesser

Wenn es um Uhren und schmuckvolle Accessoires geht, hat Axel Schmiemann viel zu erzählen - und das aus gutem Grund. Der selbstständige Fachmann für glänzende Zeitmesser kann über das Fachgeschäft - ansässig in der Elsässer Straße/Marktstraße - deshalb so viel berichten, weil der Familienbetrieb, den seine Eltern Walter und Christa einst aufgebaut haben, sämtliche Höhen und Tiefen des Geschäfts miterlebt hat und sich trotz aller wirtschaftlicher Umbrüche behauptet.

Die Zeit, sie ist im Ladenlokal jedenfalls nicht stehengeblieben: Moderne Armbandmodelle liegen in den Auslagen, einige glänzen mit Eleganz, andere wirken nüchtern, beinahe zweckmäßig - und doch sind sie sicher keine der „Zwiebeln“, die sich für die grobe Gartenarbeit eignen.

Viele hochpreisige Modelle sorgen für ein Glänzen in den Augen, auch beim Blick auf das Preisschild. „Bei Uhren“, so erzählt Axel Schmiemann, „gibt es bei der Preisgestaltung nach oben keine Grenzen.“ Von der kleinen Freizeituhr bis zur Luxusvariante von mehreren tausend Euro, der Markt gibt viel her. Dies sind auch Luxusmodelle, jene spezielle Anfertigungen, die dann schon mal die 100 000-Euro-Marke überspringen. Ausnahmen, aber es gibt sie.

Wartung und Service

2003 sind die Räumlichkeiten des Geschäftes komplett neu renoviert worden. So entstand bei Schmiemann auch der erste Rolex-Corner, ein Fachbereich, der sich ausschließlich mit der Luxusmarke beschäftigt. Als Meister der Uhrwerke ist der Verkauf aber nur ein Element. Vielmehr geht es um die Wartung und den Service.

„Eine Uhr muss wie ein Auto regelmäßig gewartet werden“, sagt Axel Schmiemann. Alle vier bis acht Jahre bei den guten Modellen. Eine Rolex sollte alle zehn Jahre zum Check. Dann werden die Modelle in ihre Einzelteile zerlegt und Verschleißteile bei Bedarf ausgetauscht. Was benötigt man als Uhrmacher? „Ein gutes Auge und vor allem Geduld!“ Teilweise werden die kleinen Rädchen und Schrauben im Haus justiert, teilweise in einer externen Werkstatt getüftelt. Bei der Arbeit unter dem Vergrößerungsglas ist eine ruhige Hand gefragt.

Kunden aus den Niederlanden

Die Kundschaft kommt längst nicht nur aus Oberhausen. Das Haus hat sich einen guten Ruf in der Nachbarschaft erarbeitet - so reicht der Stamm der Käufer bis an die niederländische Grenze. Schmiemann: „Unsere Kunden betrachten eine Uhr nicht nur als praktischen Gegenstand - es ist auch ein Geschenk für besondere Anlässe - ein Erinnerungsstück.“

Die erste ganz persönliche Erinnerung an eine Uhr liegt bei Axel Schmiemann selbst schon weit zurück. „Ich kann mich sehr gut an eine alte Uhr in unserem Wohnzimmer erinnern. Ein Pendelmodel. Als Kind habe ich dort mit Pfeil und Bogen gespielt - und ein Geschoss landete wie ein Volltreffer im Uhrwerk.“ Der Schreck war damals groß. Und die Vorkommnisse nach kindlicher Beseitigung der Beweise erst einmal Verschlusssache. Es heißt schließlich nicht ohne Grund: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.