Oberhausen.

Parteien, die sehr lange an der Macht sind, neigen zu einer gewissen Selbstgefälligkeit: Das Gefühl macht sich breit, dass die Mehrheit der Wähler wohl auch künftig so wählen werde wie schon seit Jahrzehnten eingeübt.

Hat man nicht immer viel gearbeitet? Hat man nicht viel Gutes erreicht? Und wäre das mies Gelaufene nicht auch schlecht gelaufen, wenn andere an den Schalthebeln säßen? Die können es sowieso nicht besser, beruhigt man sich.

So arbeitet man routinemäßig Tag für Tag vor sich hin - und vergisst dabei, Erfolge der Öffentlichkeit darzustellen, Entscheidungen nachvollziehbar zu begründen und kritische Stimmen von Bürgern und anderen Parteien mit Argumenten energisch zu kontern.

SPD wird nicht als eigenständige Kraft wahrgenommen

Michael Groschek, früherer Oberhausener SPD-Fraktionschef, heutiger NRW-SPD-Generalsekretär und Bundestagsabgeordneter, ist ein zu intelligenter und strategisch denkender Politiker, als dass er die Gefahr nicht sehen würde, dass sich die SPD in Oberhausen zu satt und behäbig präsentiert - und nicht mehr als eigenständige Kraft wahrgenommen wird.

In den Zeiten flexibler Wähler ist dies selbst in solch einer so stark durch Industriearbeit geprägten Stadt wie Oberhausen eine Gefahr: Die bundesweite Stagnation der Gesamt-SPD kann bei einer Kommunalwahl auch in sozialdemokratischen Hochburgen durchschlagen. Im Ruhrgebiet hat die SPD das 1999 erlebt.

Sorge über Aufstellung der Partei

Verliert die SPD bei der nächsten Ratswahl weitere Prozente, dann ist selbst in dieser Stadt eine Mehrheit gegen die SPD im Bereich des Möglichen: Die derzeit SPD-zahmen Grünen und die sehr SPD-braven FDPler müssen sich nicht für alle Zeiten im Dunstkreis der lokal so mächtigen Sozialdemokratie aufhalten.

Deshalb ist die Kandidatur des erfahrenen SPD-Kämpen Groschek für den SPD-Chefposten auch in der Sorge über die heutige Aufstellung seiner Partei begründet.

"Vision Oberhausen 2022" geplant

Nicht grundlos kündigt Groschek an, das Profil seiner Partei schärfen zu wollen. Was nichts anderes heißt als: Derzeit weiß so recht niemand außerhalb der SPD, wofür sie steht und wohin die SPD Oberhausen denn führen will. So will Groschek eine Vision Oberhausen 2022 entwickeln - und über den Tag hinaus denken lassen. Dabei will er ein Bürgerbündnis schmieden mit den hellsten Köpfen der Stadt - und dabei nicht aufs Parteibuch schauen.

Ein kluger Gedanke, der die SPD zu ihren Wurzeln führt: Stark war die SPD in der Zeit, als sie offen für alle war - was heute offenbar nicht mehr so ist, wenn man Groschek richtig deutet.