Oberhausen.

Jahr für Jahr sind mehr Kindergärten zu Familienzentren ausgebaut geworden, bislang sind 19 der rund 80 Kindertageseinrichtungen in Oberhausen zertifiziert. Mehr werden es erstmal nicht: Die Landesregierung will den Ausbau auf Eis legen. Die NRZ hat bei Fachleuten nachgefragt.

„Natürlich wäre es schön, wenn wir überall Familienzentren hätten. Aber angesichts der Haushaltslage müssen Pläne schon mal abgespeckt werden. Das kennen wir in Oberhausen ja nur zu gut“, sagt Sozialdezernent Reinhard Frind. „Damit sind die Pläne ja nicht grundsätzlich aufgehoben, sondern nur aufgeschoben. Und in der jetzigen Situation sind wir als Kommune froh, wenn vorrangig für eine vernünftige finanzielle Ausstattung der vorhandenen Zentren gesorgt ist.“

Das sieht auch Klaus Gohlke, Leiter des Kinderpädagogischen Dienstes der Stadt, so: „Die Familienzentren haben so umfassende Aufgaben – dafür braucht’s einfach mehr Geld. Das haben wir auch immer wieder als Rückmeldung ans Land gegeben. Insofern entspricht diese Änderung durchaus unseren Wünschen.“ Und mit den bisherigen 19 Familienzentren sei man, was die Flächenabdeckung anbelange, schon recht gut aufgestellt: „Wir haben die Verteilung ja nicht ausgelost, sondern schon darauf geachtet, dass die Zentren sozialräumlich vernünftig platziert sind“, so Gohlke.

Hilfsangebote bei Familienzentren

Will heißen: Wo viele Familien mit besonderen Problemlagen zu Hause seien, gebe es wohnortnah Familienzentren mit entsprechenden Hilfsangeboten – etwa Deutschlern-Angebote für Mutter und Kind, Vorträge zu Erziehungsfragen, Ernährung oder Ähnlichem. „Da leisten die Familienzentren wichtige Arbeit – gerade für Eltern, die sich nicht trauen würden, zentrale Beratungsstellen anzusteuern. Im Kindergarten, da, wo man sowieso hingeht, wird die Hilfe viel eher angenommen.“

Angesichts dieser komplexen Aufgaben sei die finanzielle Ausstattung von Anfang unzureichend gewesen: „Deshalb ist es sinnvoll, jetzt lieber in Qualität statt in Quantität zu investieren. Das ist zunächst der bessere Weg“, so Gohlke. Statt der bisherigen 12.000 Euro pro Einrichtung und Jahr soll es zukünftig 13.000 geben, für Kindergärten in so genannten „benachteiligten Regionen“ 14.000 Euro. „Das ist ein Fortschritt – aber natürlich noch nicht das, was wir uns für eine auskömmliche Ausstattung unserer Einrichtungen wünschen.“

"Stigmatisierung"

Dirk Rubin, CDU-Stadtverordneter und Geschäftsführer dreier Kindertageseinrichtungen in der Stadt, betrachtet das Ganze als „eher zweischneidig“: „Es ist richtig, dass man die vorhandenen Familienzentren finanziell besser ausstatten muss – das Geld war knapp bemessen. Andererseits würde ich mich nicht von dem Gedanken verabschieden, mit den Zentren weiter in die Fläche zu gehen. Wenn man sich zukünftig mehr auf so genannte Brennpunktgebiete konzentrieren will, kommt das einer Stigmatisierung gleich“, findet Rubin. „Wir brauchen für jedes Kind, für jede Familie, an jedem Standort die jeweils passenden Angebote.“