Düsseldorf. . Die NRW-Landesregierung will neue Familienzentren nur noch in sozialen Brennpunkten installieren. Der Ausbau nach bisherigem Modell ist ist für das Kindergartenjahr 2011/12 vorerst gestoppt. Kritik von Kinderschutzbund und Erziehungsgewerkschaft.

NRW stoppt den Ausbau der Familienzentren im Kindergartenjahr 2011/12. Erst im darauf folgenden Jahr sollen wieder neue Zentren bewilligt werden. „Wir werden besonders die Familienzentren in sozial benachteiligten Stadtteilen in den Blick nehmen“, sagte Familienministerin Ute Schäfer (SPD) der WAZ Mediengruppe. „Gerade dort leben Eltern, die sonst nicht den Weg in eine Beratungs- und Familienbildungsstätte finden.“ Kommunen, Verbände und die Opposition protestierten gegen das Vorhaben.

Familienzentren bieten nicht nur Kinderbetreuung, sondern unterstützen Eltern auch in Alltags-, Erziehungs- und Bildungsfragen. Ministerin Schäfer begründete den Ausbaustopp mit der „Unterfinanzierung“ der bisherigen 2700 Familienzentren. Statt neue Zentren zu genehmigen, will NRW bestehende Zentren besser ausstatten. Das Land erhöht dafür die Fördermittel zum 1. August 2011 von 12 000 auf 13 000 Euro im Jahr. Brennpunktzentren erhalten 14 000 Euro. Die Fördergelder steigen um 3,8 Millionen auf 26,8 Millionen Euro im Jahr.

Kinderschutzbund gegen 'Brennpunkt-Kitas'

Derzeit sei der Anteil des Landes an der Finanzierung der Familienzentren immer noch sehr gering, sagt Heinz Hilgers, Vorsitzender des deutschen Kinderschutzbundes, der WAZ. „Träger und Kommunen verzehnfachen oft den Landesanteil, wenn sie Familienzentren einrichten.“ Für die Entscheidung, bei der Vergabe der Landesmittel Brennpunkt-Kitas grundsätzlich zu bevorzugen, „habe ich kein Verständnis“. Es sei ein Trugschluss, dass Kinder in normalen und gehobenen Wohngebieten keinen Förderbedarf und deren Eltern keinen Beratungsbedarf hätten.

Der CDU-Familienexperte Bernhard Tenhumberg nannte die Aussetzung des Ausbaus „völlig unverantwortlich“. Der NRW-Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, kritisierte, die Planungen für das Kindergartenjahr 2011/12 müssten nun auf Eis gelegt werden. Allein in Essen seien 14 geplante Zentren betroffen.

Der ehemalige NRW-Familienminister Armin Laschet (CDU) wollte bis 2012/13 rund 3000 Familienzentren fördern. An diesem Ziel hält auch Rot-Grün trotz des Ausbaustopps nach wie vor fest.