Oberhausen.

Wenn die Sicherheitsmaßnahmen für den bald anstehenden Um- und Neubau der Betuwe-Linie nicht erhöht werden, droht nach Ansicht von Fachleuten eine Katastrophe: Einsatzkräfte kämen bei einem Unfall kaum rechtzeitig an die vorwiegend von Güterzügen und Gefahrguttransporten genutzten Gleise - vor allem wegen der neuen Schallschutzwände.

So lautet das Fazit von Sicherheitsexperten der Städte an der Betuwe-Linie, die unter Vorsitz von Gerd Auschrat (stellv. Leiter der Berufsfeuerwehr OB) Minimalforderungen zur Sicherheit aufgestellt haben. Am 21. Juli werden diese in Duisburg mit Betuwe-Planern diskutiert.

Bislang zeige sich die Bahn wenig kooperativ, meint Planungsdezernent Peter Klunk - und erklärt: „Die Bahn erhält eine 100-Prozent-Förderung vom Bund. Die beinhaltet nur Maßnahmen, die das Gesetz vorsieht.“ Dieses stamme aber aus dem frühen 20. Jahrhundert, die technischen Anforderungen darin seien veraltet.

Gute Erreichbarkeit

Es reiche für die Bahn heute laut Gesetz immer noch aus, „alle eineinhalb Kilometer eine Nottür in die Schallschutzwände zu machen, etwa so groß wie eine Zimmertür“, gibt Klunk an. Das mache es unmöglich, im Notfall mit schwerem Gerät rechtzeitig zum Einsatzort zu gelangen.

Die Forderungen der Feuerwehren: Gute Erreichbarkeit, ausreichende Versorgung mit Löschwasser, Ergänzung der technischen Ausstattungen: „Wir als Großstadtfeuerwehr sind noch gut dran, aber bei Freiwilligen Feuerwehren wie in Rees oder Hamminkeln gibt es kein geeignetes Gerät“, sagte Auschrat. Außerdem fordern die Experten von der Bahn handbetriebene Erdungsschalter: „Geschieht ein Unglück, kann das ganze Gebiet unter Strom stehen, wenn die Oberleitung reißt. Da kann ich keine Einsatzkräfte hineinschicken. Im Notfall muss derzeit der Fachmann für Strom aus Duisburg zeitaufwendig anreisen.“

Bahn in der Pflicht

Ein Grund für die erschwerten Zugänge zu den Einsatzorten entlang der erweiterten und über 46 Kilometer neu zubauenden Gleisstrecke sind die Schallschutzwände. Für sie hatte die BürgerinitiativeBetuwe - so nicht“ erfolgreich gekämpft; sie sind notwendig zum Schutz der Anwohner. „Man muss aber daran denken, Sichtfenster zu installieren, damit wir sehen, was dahinter los ist“, sagt Auschrat.

Manfred Flore, Sprecher der BI „Betuwe - so nicht OB“: „Künftig werden mehr Güterzüge - bis zu ca. 290 in 2015 - auch mit Gefahrgut in kürzeren Abständen über die Gleise rollen.“ Da steige das Risiko. Flore sieht die Bahn in der Pflicht, den Schutz der Bürger zu beachten. Die Beteiligten wollen im Bundesverkehrsministerium Gehör finden - von dort kommt das Gros der ca. 1,4 Milliarden Euro fürs Gesamtprojekt: „Unsere Forderungen würden die Kosten nur minimal erhöhen“, betont Klunk. Zudem habe Holland die Sicherheitswünsche der Feuerwehren bei sich erfüllt.