Oberhausen. .

Die Konsolidierungspläne der Bundesregierung könnten den Ausbau der Betuwe-Linie und des Lärmschutzes für die Anwohner in noch weitere Ferne rücken – dabei donnern nach und nach immer mehr Güterzüge durch Oberhausen.

Da ist Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble (CDU) mit seinen Konsolidierungsplänen, die auch die Deutsche Bahn treffen. Da ist Stuttgart 21. Und beides zusammen könnte den Ausbau der Betuwe-Linie und den damit verbundenen Lärmschutz in noch weitere Ferne rücken. Dabei würde alles immer lauter und gefährlicher, sagt Manfred Flore von der Bürgerinitiative Betuwe.

Mehr und mehr Güterverkehrszüge donnern durch Oberhausen. Flore: „Zurzeit sind es 215 pro Tag in beide Richtungen, 2015 sollen es 315 sein.“ In Dinslaken wurde schon alle zwei bis drei Minuten ein Zug gezählt. Da hätten sogar die Rettungskräfte schon Probleme, weil ständig die Schranken unten seien.

Das große Aufkommen der Züge, von denen etliche Gefahrgüter transportieren, ist der Knackpunkt: Es sind zu viele für diese Strecke. Ein Rückstau droht. Flore: „Deshalb will die Bahn jetzt die Blockverdichtung einführen, also immer mehr Züge hintereinander fahren lassen. Und das, ohne an der Hollandstrecke ein drittes Gleis zu bauen, ohne Lärmschutz. Flores Forderung: „Keine Blockverdichtung ohne Lärmschutz.“

Spielplatz nicht mehr nutzbar

Aber, was kann man tun, um auch die rund 40 000 Oberhausener, die von der Betuwe-Linie betroffen sind, zu schützen? „Ich will mich ungern an Schienen ketten“, so Flore. Das sei schließlich eine strafbare Handlung. Statt dessen plant er, Kindergärten oder auch Schulen zu motivieren, sich an Aktionen zu beteiligen. Zumindest einer der Spielplätze im Kaisergarten wäre ja aufgrund des zu erwartenden Lärms gar nicht mehr zu nutzen. Apropos Kaisergarten: Weil es ohne ein drittes Gleis nicht mehr ginge, sei im Gespräch, die alte Werksbahnstrecke von Oberhausen-Kaisergarten bis Duisburg-Walsum wieder aufleben zu lassen. Ohne Lärmschutz natürlich.

Flore erinnert daran, dass den Bürgerinitiativen immer versprochen worden sei: „Vor der Blockverdichtung käme der Lärmschutz.“ Ja, es gebe sogar einen Vertrag zwischen Land, Bund und Bahn, in dem genau das drin stünde. Allein, eine rechtliche Handhabe bedeute ein solcher Vertrag für Außenstehende nicht.

„Das Planfeststellungsverfahren für den Bau eines dritten Gleises und die damit verbundenen drei bis vier Meter hohen Lärmschutzwände für Oberhausen ist so gut wie abgeschlossen. Sprich, in Oberhausen könne der Ausbau 2011 starten. Es gibt 17 Teilbereiche für die Betuwe-Linie“, so Flore. In weiteren zwei Bereichen sei man mit den Planfeststellungsverfahren beinahe durch.

Diskussion um Bahnhofs-Ausbau

Der SPD-Ratsherr greift auch die Diskussion um den Ausbau des Sterkrader-Bahnhofs auf. Er macht deutlich: „Vor der Betuwe-Linie wird der Bahnhof mit Sicherheit nicht ausgebaut.“ Flore kritisiert: „Die Bahn guckt immer auf ihre betrieblichen Notwendigkeiten, sie macht nur das rechtlich Erforderliche.“ Flore. „Der Schlüssel liegt beim Bund, wenn der Geld gibt, zieht das Land nach.“ Die Landesregierung stünde hinter ihren Forderungen, weiß Flore und sagt: „Weiter kommen wir nur, wenn das Land Druck ausübt.“ Bis sich hier etwas tut, kann man wohl nur neidvoll nach Holland blicken. Dort ist die Strecke seit zwei Jahren komplett ausgebaut. Dort haben die Menschen nicht nur ihren Lärmschutz am Haus, sondern auch die Widrigkeiten, die so ein Ausbau mit sich bringt, hinter sich. Denn auch das, macht Flore klar: „Der Ausbau der Betuwe-Linie wird für Oberhausen die größte Baustelle nach dem Bau des Centro.“