Am Niederrhein.

Offenbar plant die Deutsche Bahn nicht nur, vorerst auf den Bau eines dritten Gleises für die Betuwe-Linie zu verzichten.
Stattdessen will sie zwischen Emmerich und Wesel mehr Züge auf die Strecke schicken und die Walsumer Zechenbahn einbinden.

Die Deutsche Bahn will offenbar den Bau des dritten Gleises für die Betuwe-Linie zwischen Ememrich und Oberhausen verschieben und stattdessen mehr Züge auf die alte, zweigleisige Strecke schicken. Die zuständige Tochter DB Netz AG will wohl offensichtlich auch zwischen Wesel und Oberhausen zur Entlastung der Bahnstrecke zwischen Oberhausen und Wesel die Walsumer Zechenbahn nutzen. Das erklärte Lothar Ebbers, stellvertretender Landesvorsitzender des Fahrgastverbandes „Pro Bahn“ unter Berufung auf Berliner Quellen. Mit dieser Maßnahmen will die Bahn die zusätzlichen Verkehrsmengen bewältigen, die durch die auf niederländischer Seite schon fertiggestellte Betuwe-Linie (zum DerWesten-Spezial) auf den Niederrhein zurollen.

Vom Kaisergarten
nach Emmelsum

Die nötigen Gleise liegen jedenfalls schon lange und werden hin und wieder auch benutzt. Die sogenannte Walsumer Zechenbahn führt vom Oberhausener Kaisergarten über Buschhausen in Richtung Duisburg-Fahrn und Walsum. Weiter geht sie über Dinslaken-Eppinghoven und Voerde-Möllen durch die Rheindörfer in Richtung Hafen Emmelsum. Dort endet die Strecke. „Die Bahn müsste dort allerdings eine neue Eisenbahnbrücke über den Wesel-Datteln-Kanal und die Lippe bauen“, erklärt Ebbers. Beide Bauten wurden 1945 beim Ende des Zweiten Weltkriegs gesprengt und bisher nicht wieder errichtet.

Eine solche Lösung käme für die Deutsche Bahn zunächst billiger als ein Ausbau der gesamten Strecke, so Ebbers, „die entsprechenden Voraussetzungen wurden schon beim Umbau des Weseler Bahnhofs geschaffen.“

Zeit
gewinnen

Mit dieser Variante will die Bahn offenbar Zeit gewinnen, bis genügend Geld für den Ausbau zur Verfügung steht. „Die Zechenbahn könnte ein wunderbarer Bypass sein“, urteilt der Mann vom Fahrgastverband „Pro Bahn“. Mehr aber nicht. Dennoch verspricht sich das Staatsunternehmen davon, einige Jahre Zeit bis zum endgültigen Ausbau der Betuwe zu gewinnen.

Hintergrund der Alternativplanung sind offenbar ganz erhebliche Finanzprobleme der DB Net AG, die sich durch Projekte wie Stuttgart 21 und den dazugehörigen Ausbau der Strecke Ulm-Wendlingen und den Ausbau der Strecke Nürnberg-Leipzig noch verschärft haben„Mit den 1,5 Milliarden Euro pro Jahr, die die Bahn vom Bund für den Ausbau der Schienennetze bekommt, kann sie selbst die dringlichsten Infrastrukturmaßnahmen nicht stemmen“, so Ebbers.

Notwendig für die Realisierung der Betuwe-Linie und des Rhein-Ruhr-Expresses zwischen Köln und Dortmund wäre die doppelte Summe. Ein eventueller Ausbau des Eisernen Rheins ist da noch gar nicht eingerechnet.

Doch statt draufzusatteln will die Schwarzgelbe Koalition in Berlin die Mittel für das Schienennetz sogar noch kürzen. Die Mittel aus der LKW-Maut sollen künftig in voller Höhe in die Straße investieren werden. Unabhängig vom zukünftigen Bedarf muss nun jährlich jeder Cent aus der Maut in Asphalt gegossen werden.