Oberhausen. . Die Finanzierung des dritten Gleises der Betuwe-Linie wie auch der Lärmschutzmaßnahmen soll nun gesichert sein. Manfred Flore, Sprecher der Bürgerinitiative “Betuwe - So nicht!“ ist verhalten optimistisch: Es sei schon viel versprochen worden.
Neue Entwicklungen bei der Betuwe-Linie. Die Finanzierung für das dritte Gleis und damit auch für die lange geforderten Lärmschutzmaßnahmen soll gesichert sein. Und was nun? Jubel bei der Oberhausener Bürgerinitiative „Betuwe – so nicht!“? Keineswegs. Manfred Flore, Sprecher der Bewegung, gibt sich „verhalten optimistisch“.
Natürlich freue er sich über die Zusage von Staatssekretär Klaus-Dieter Scheurle. Andererseits: „Uns ist schon so viel versprochen worden“, sagt Flore. Seit zehn Jahren setzt er sich für den Bau eines dritten Gleises ein und will an einen wirklicher Erfolg erst glauben, „wenn die erste Schippe kreist“.
315 Züge pro Tag
Die Betuwe-Linie ist längst zu einem geflügelten Wort geworden. Dahinter verbirgt sich eine Eisenbahnstrecke für den Güterverkehr vom Hafen Rotterdam zur deutsch-niederländischen Grenze. Der Name der Linie leitet sich vom niederländischen Landstrich Betuwe ab und wurde auch auf den deutschen Teil der Strecke, der von Emmerich nach Oberhausen führt, übernommen.
In Oberhausen sind es Bürger der Stadtteile Osterfeld und Sterkrade, die mit dem Lärm der Güterzüge leben müssen. „Rund 40 000 Menschen sind betroffen“, sagt Flore. Die Züge werden immer mehr. „Zurzeit sind es 215 pro Tag in beide Richtungen, 2015 sollen es 315 sein.“ Die Bahn wolle eine Blockverdichtung, noch mehr Züge auf der Strecke, bis 2013 durchsetzen. Und das ohne Lärmschutz. Der wird erst mit dem Bau eines dritten Gleises möglich.
Der Bund jedoch hatte noch Ende 2020 mittelfristig keine Gelder für den Bau von Gleis und Lärmschutz vorgesehen, der mit Kosten von 1,4 Milliarden Euro beziffert wird. Das dritte Gleis rückte auch durch den teuren Ausbau der Strecken Nürnberg-Erfurt und Ulm-Wendlingen (Stuttgart 21) in weite Ferne. Erst nach 2020 könne es gebaut werden, hatte NRW-Verkehrsminister Harry K. Voigtsberger (SPD) befürchtet.
Verhalten optimistisch
Und nun ist plötzlich alles ganz anders. Die Lärmschutzmaßnahmen sollen nicht nur kommen, sondern zudem noch deutlich stärker ausgebaut werden, als es erforderlich ist. Nicht nur Wände, auch ein neuer schallschluckender Gleiskörper verspricht den gebeutelten Anwohnern Lärm-Linderung.
Situation der Anwohner
„Das hört sich alles erfreulich an“, sagt Flore und bleibt skeptisch. Denn, eine Finanzierungsvereinbarung zwischen Bund, Land und Bahn gebe es weiterhin nicht. Und: „Die Schienendämpfer sind bis heute nicht zugelassen.“ Flore gibt auch zu bedenken, dass sich die Bauarbeiten über Jahre hinziehen werden. „Jetzt muss Baurecht erlangt werden“, sagt er. In Oberhausen sei das kein Problem, sei alles so gut wie geklärt – anders als in anderen Kommunen, die an der Strecke liegen.
Betuwe steht nicht nur für bislang fehlenden Lärmschutz. Oberhausens Planungsdezernent Peter Klunk hatte bei einer der viele Aktionen der Bürgerinitiative verdeutlicht, eine Verschleppung des Ausbaus ginge mit städtebaulichen und wirtschaftlichen Defiziten einher.
Naherholungsgebiet Kaisergarten ohne Lärmschutz
Auf Problematiken anderer Art wird Flore nicht müde hinzuweisen. So ist ausgerechnet für das Naherholungsgebiet Kaisergarten kein Lärmschutz vorgesehen. Und als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr weist er auf dringend zu berücksichtigende Sicherheitsaspekte hin. So müssten direkt mit der Linie für die Feuerwehr gut passierbare Übergänge geschaffen werden. Auch dürfe man nicht vergessen, wie viele Gefahrgüter auf der Schiene transportiert werden. Worauf der Sprecher der Initiative zudem immer wieder hinweist: „In den Niederlanden ist die Strecke seit zwei Jahren komplett ausgebaut.“
Am gestrigen Mittwoch meldete sich noch NRW-Verkehrsminister Voigtsberger zu Wort. Bund und Land hätten vereinbart, in den nächsten Wochen in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit der DB AG einen Weg für die konkrete Finanzierung der Betuwe-Linie zu erarbeiten.