Oberhausen. Über 27.400 Menschen in Oberhausen hängen davon ab, dass die Arbeit der 300 Angestellten im Jobcenter reibungslos verläuft. Doch aufgrund von Personalnot, wird nur das Nötigste erledigt. “Meine Leute rackern bis zum Umfallen“, sagt Leiterin Gleibs.
Ob kleine Kinder, Senioren mit Mini-Rente, Arbeitnehmer mit Niedriglohn oder Langzeitarbeitslose - über 27.400 Menschen in dieser Stadt hängen davon ab, dass die Arbeit der 300 Angestellten im von der Arbeitsagentur und der Stadt gemeinsam betriebenen Jobcenter reibungslos verläuft.
Kommt diese Arbeit ins Stocken, fließt ihr Geld fürs finanzielle Existenzminimum nicht mehr rechtzeitig aufs Konto - und erst recht gibt es keine Arbeits-, Fortbildungs- oder Trainingsangebote mehr.
Zahl der Überstunden sei enorm
In Oberhausen droht ein solches Horrorszenario - Jobcenter-Leiterin Annette Gleibs will nicht mehr schweigen und schlägt Alarm. „Wir sitzen auf einem Pulverfass. Meine Leute rackern bis zum Umfallen, arbeiten bis zum Anschlag, um unseren Service noch irgendwie zu gewährleisten. Doch irgendwann ist Schluss.“ Die Zahl der Überstunden sei enorm gestiegen, die Zahl der Dauerkranken auch.
Schuld daran sei die schon seit vielen Monaten anhaltende Vakanz von über 44 Stellen, die nun kaum noch auffangbar sei. Über diese Stellen sei eine Einstellungssperre verhängt worden, diese dürfen aus Kostengründen von der Stadt Oberhausen und auf Anordnung der Kommunalaufsicht aus Düsseldorf nicht besetzt werden. Zusammen mit den Dauerkranken fehlten fast 20 Prozent der Belegschaft.
Jobcenter-Leitung hält Zustand für unhaltbar
Die Folgen spürten die Arbeitslosen und Bedürftigen dieser Stadt schon. Sie müssen deutlich länger auf Gesprächstermine warten: Statt innerhalb von zehn Tagen erhalten diese einen Termin erst ein bis zwei Wochen später. Anträge auf Maßnahmen oder zusätzliche Gelder bleiben länger liegen. „Wir kommen nur noch dazu, dass Nötigste zu machen“, sagt Gleibs. Priorität hätten die Auszahlungen der Gelder, schließlich gehe es um die Existenz der Betroffenen.
So leidet vor allem auch die intensive Beratung und Begleitung der Arbeitslosen, einen neuen passgerechten Job zu finden. Nach Empfinden der Jobcenter-Leitung ist dieser Zustand unhaltbar. „Die Erreichung des Ziels, möglichst viele Arbeitslose in den ersten Arbeitsmarkt einzugliedern, ist gefährdet“, meint Gleibs. In der nächsten Woche will die Jobcenter-Geschäftsführerin deshalb im Sozialausschuss die Lage mit genauen Daten belegen und auf die politische Tagesordnung setzen.
Anträge auf Gelder aus dem Bildungspaket des Bundes noch nicht bearbeitet
So ist auch bisher noch kein einziger der mittlerweile 3500 Anträge bedürftiger Familien auf Gelder aus dem Bildungspaket des Bundes für Nachhilfe, Sportaktionen, Schul-Mittagessen und Musikunterricht ihrer Kinder bearbeitet. „Das war mit unserem Personal nicht zu schaffen“, meint Gleibs. Im Juni sollen allerdings vier Sonderkräfte neu anfangen, um den Antragsberg abzuschaffen.
Ob das reichen wird, ist unklar: Denn der Verwaltungsaufwand für die Bewilligung der Extra-Gelder ist extrem hoch - jede kleine 10-Euro-Leistung muss gesondert geprüft werden. Und das immer wieder im Laufe des Jahres.