Oberhausen.
Sie macht ihrem Namen alle Ehre: Pünktlich um 16 Uhr wird das Schlafmützchen müde und zieht sich zurück. Dann klappt sie ihre kleinen, orange-gelben Blüten ein und erholt sich vom Tagesgeschehen - bis sie am nächsten Morgen wieder in all ihrer Schönheit erstrahlt.
Gut, dass das auch als Kalifornischer Goldmohn bekannte Schlafmützchen nicht die einzige Blume im rund 600 Quadratmeter großen Garten von Josef Kottmann ist, denn bei dem 76-Jährigen ist um 16 Uhr noch lange nicht Schluss. Jeden Tag - oft bis spät in den Abend - sitzt er in seinem persönlichen Paradies, freut sich des Lebens und über duftende Rosen und zwitschernde Vögel.
Seit zehn Jahren kümmert sich der Rentner nun schon liebevoll um seinen Hinterhof-Garten an der Körnerstraße. Er pflanzt, wässert, stutzt und baut - am liebsten Nistkästen, aber auch Windräder aus poliertem Metall hat der gelernte Installateur gewerkelt, um seine Laube damit zu verschönern. Der natürliche Gartenzaun aus geschichtetem Holzschnitt stammt allerdings nicht von ihm, den hat Gattin Grete errichtet.
Bunt blühende Oase
„Meine Familie hilft mir, wo sie kann“, freut sich Josef Kottmann, dass er mit seiner Garten-Leidenschaft nicht alleine ist. Seine beiden Kinder seien quasi im Schrebergarten groß geworden, ebenso die fünf Enkel. Bei so vielen schönen Erinnerungen ist es nicht verwunderlich, dass ihm seine bunt blühende Oase alles bedeutet: „Der Garten ist mein Leben“, sagt der Oberhausener und blickt besorgt zu den Wildblumen, denen der viel zu trockene Mai ein wenig zugesetzt hat.
Egal ob Clematis, Schwertlilie oder Sommerflieder: Die wenigsten seiner Pflanzen hat Josef Kottmann gekauft. Vielmehr bekommt er ständig Blumen geschenkt, „von der Nachbarschaft. Die wissen um meine Leidenschaft“, freut er sich. Außerdem ist der 76-Jährige ständig auf der Suche: Vor kurzem erst habe er eine einsame Schafgarbe an einem Pfahl vor der Agentur für Arbeit entdeckt, vorsichtig gepflückt und zu Hause wieder eingepflanzt.
Dort steht sie jetzt in ihrer Pracht, bewundert von Josef Kottmann, der sicherlich auch heute in seinem Gartenstuhl sitzt, die Geranien pflegt oder in seinen Fachbüchern zur Garten- und Vogelkunde blättert.