Oberhausen. . Die Arbeitsplätze für Ein-Euro-Jobber sind um 70 Prozent zurückgegangen - von 1000 auf 300. Das Jobcenter ist darüber nicht gerade erfreut - die Mitarbeiter sehen die Schuld bei der Sparpolitik von Bundesfinanzminister Schäuble.
Sie fegen nicht mehr die Straßen, sie lesen Senioren in Heimen keine Bücher mehr vor - allmählich verschwinden die Arbeitsplätze für Ein-Euro-Jobber. Denn statt der gut 1000 Langzeitarbeitslosen, die noch vor einem Jahr für geringfügig zusätzliches Geld Arbeiten für die Allgemeinheit verrichteten, sind es jetzt nur noch rund 300 - satte 70 Prozent weniger. „Und es können in den nächsten Monaten noch weniger Ein-Euro-Jobber eingesetzt werden“, sagt Jobcenter-Sprecher Josef Vogt.
Nach Auffassung von Achim Kawicki, Geschäftsführer der städtischen Beschäftigungsförderung BFO, trifft der Wegfall der günstigen Hilfskräfte die Bürger spürbar: „Das reißt ein großes Loch bei den Trägern, das werden die Oberhausener merken: Die Sauberkeit der Grünanlagen wird abnehmen.“
Drastisches Einbruch wegen Sparpolitik
Der drastische Einbruch ist der Sparpolitik von Bundesfinanzminister Schäuble (CDU) zu verdanken. Die Nürnberger Bundesagentur sah sich gezwungen, die Hilfen für die Eingliederung Arbeitsloser in den Arbeitsmarkt stark zu kürzen - die Oberhausener Jobcenter-Leitung darf 2011 dafür nur noch 19,4 Millionen Euro einsetzen statt 25,3 Millionen Euro - ein Minus von knapp sechs Millionen Euro.
Die Ein-Euro-Jobs traf es von allen Arbeitsmarkt-Mitteln, wie etwa Lohnzuschüssen, besonders schwer, weil „wir uns mit den Geldern auf die direkte Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt konzentrieren sollen“ (Vogt). Ein-Euro-Jobs gehörten eben nicht dazu. Sie hätten zwar den Langzeitarbeitslosen mit mehreren Vermittlungshemmnissen für normale Arbeitsplätze geholfen, sich wieder an eine regelmäßige Tätigkeit zu gewöhnen und dienten so durchaus der Vorbereitung auf einen festen Job.
Doch insgesamt sei die Vermittlungsquote recht niedrig gewesen. „Das liegt in der Natur der Ein-Euro-Jobs, die besonders arbeitsmarktfern sein sollten“, sagt Vogt. Denn Ein-Euro-Jobber dürfen nur zusätzliche Tätigkeiten ausüben, um der privaten Wirtschaft keine Arbeit wegzunehmen.
"An dieser Zielgruppe geht der Aufschwung vorbei"
Jobcenter-Chefin Annette Gleibs macht aus ihrem Unmut über diese Kürzungspolitik keinen Hehl. „Solche Arbeitsgelegenheiten brauchen wir auch in der Zukunft, denn an dieser Zielgruppe geht der Aufschwung vorbei.“ Tatsächlich verharrt die Zahl der Langzeitarbeitslosen auf 15.800. Vogt meint, dass viele Arbeitslose gerne Ein-Euro-Jobs angenommen haben. „Es gibt Menschen, die müssen Selbstbewusstsein tanken. Diese Möglichkeit haben wir nun nicht mehr in ausreichendem Maße.“ Nun bleibe oft nur die weitere Zahlung der Sozialgelder an diese Menschen, die schon mehrere Jahre keinen Job haben, älter sind oder gesundheitliche Beeinträchtigungen haben.
Auch die Beschäftigungsförderung bedauert das Aus für so viele Ein-Euro-Jobs sehr. „Die Nachfrage hat unser Angebot bei weitem überschritten.“ Das Stammtischgerede, die Arbeitslosen wollten alle nicht arbeiten, sei Quatsch.