Oberhausen. .

Zu wenige Ausbildungsstellen, zu schlecht vorgebildete junge Menschen, die nicht mal die Grundtugenden mit sich brächten – jene Aussagen scheinen Schnee von gestern zu sein. Am „Tag der Ausbildung“ am Mittwoch riefen Vertreter der Agentur für Arbeit, der Wirtschaft und der Städte Mülheim und Oberhausen den „Kampf um Talente“ aus, nach dem Motto: Wer zu spät auf Ausbildung setzt, den bestraft der Fachkräftemangel.

IHK-Präsident Dirk Grünewalds Appell an die Unternehmen: „Sie sollten jetzt zugreifen und ausbilden!“ 2013 komme noch der Doppelabiturjahrgang, danach werde der Nachwuchsmangel um sich greifen. Schon jetzt suche der Einzelhandel, insbesondere im Lebensmittel-Segment, dringend Azubis. Im IT-Bereich seien ebenfalls reichlich Stellen frei. Für das Handwerk nannte Kreishandwerksmeister Jörg Bischoff baunahe Gewerke, auch die Elektro- und Kfz-Branche als Bereiche mit vielen freien Stellen.

Leistungsschwächeren eine Chance geben

Arbeitgeber seien gut beraten, sich auf die demografische Entwicklung einzustellen und leistungsschwächeren Jugendlichen eine Chance zu geben, so Agentur-Geschäftsführer Wolfgang Draeger. Auch versteckte Fähigkeiten von Bewerbern seien zu erkennen und zu fördern.

Zu den aktuellen Zahlen am Oberhausener Ausbildungsmarkt: Seit Oktober 2010 sind der Agentur 862 zu vergebende Ausbildungsstellen gemeldet worden, im Vergleich zum Vorjahr ein sattes Plus von 16,5 Prozent. Demgegenüber ist die Zahl der Bewerber, die Vermittlungshilfen angefragt haben, um 1,3 Prozent auf 1626 gesunken. Aktuell ergibt sich ein statistisches Verhältnis von zwei Bewerbern auf eine freie Stelle.

So fällt die Zwischenbilanz für den Lehrstellenmarkt aus Sicht der Oberhausener Bürgermeisterin Elia Albrecht-Mainz doch weniger optimistisch aus. Zwar durfte sie zum ersten Mal überhaupt feststellen, dass in ihrer Stadt mehr Ausbildungsplätze als in Mülheim gemeldet worden sind (862/822), doch weiß sie um den Fortbestand der Strukturschwäche der Oberhausener Wirtschaft, der sie zu mahnenden Worten veranlasste: „Nur eine gute Ausbildung in Schulen und Betrieben ermöglicht unseren Jugendlichen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Es darf keiner auf der Straße stehen bleiben.“