Oberhausen. . Von wegen nur alte Menschen waschen: Beim Boys’ Day im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen lernten elf Jungen die große weite Welt der Pflege kennen. Ein Rundgang zwischen Gips, Waschlappen und neuen Berufswünschen.
Einen besseren hätte man für diesen Job nicht auswählen können. Goran Vogt ist Werbung auf zwei Beinen für diesen besonderen Tag. Seit eineinhalb Jahren ist Vogt Leiter der Kinderambulanz des EKO und damit so etwas wie der Hahn im Korb. „Denn Männer sind in der Kinderkrankenpflege rar gesät“, wie er aus eigener Erfahrung weiß.
Im gesamten Team der Kinderkrankenpflege des EKO ist Goran Vogt der einzige Mann. Doch wer weiß, vielleicht bekommt er bald Konkurrenz. Für die er womöglich noch selbst gesorgt hat. Denn im Rahmen des ersten offiziellen „Boys’ Day“ hat das EKO – als eines von zwei Unternehmen in Oberhausen – elf Schüler eingeladen, einen typisch weiblichen Beruf kennenzulernen. Natürlich mit Unterstützung von Goran Vogt.
Dominik hat Atemnot
Der vierstündige Ausflug in die Pflege beginnt mit einem Schock. Dominik (16) hat Atemnot. Zwar nicht wirklich, doch zumindest tut der Oberhausener so – zur Übung, versteht sich. Schließlich sollen die Jungs so einen besseren Eindruck von dem Schockraum der Kinderambulanz bekommen. Sofort wird der Blutdruck gemessen, das EKG angeschlossen. „Spannend“, wie die Jungs einstimmig finden. Und auch das Aufsetzen der Sauerstoffmaske darf nicht fehlen.
Danach geht es mit den Unglücken weiter – ist man doch schließlich schon in einem Krankenhaus. Fatih (13) und Faruk (14) haben – natürlich nur zum Spaß und für den Vorführeffekt – ein kleines Kämpfchen gewagt. Die Folge: Zwei gebrochene Arme. Hervorragend. So kann Vogt demonstrieren, was auch zum Alltag eines Kinderkrankenpflegers gehört: Arme eingipsen. Vogt macht’s bei Fatih vor, danach versucht Joel, bei Faruk fachmännisch einen Gips anzulegen. Natürlich mit tatkräftiger Unterstützung der anderen Jungs, die die Willy-Brandt-Gesamtschule in Mülheim oder die Elsa-Bränd-ström-Hauptschule in Gladbeck besuchen.
Goran Vogt ist zufrieden
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Am Ende gibt es einen Vergleich. „Gar nicht so übel, dein Versuch“, lobt der Leiter der Kinderambulanz. Und Spaß gemacht hat es auch. „Eigentlich habe ich ja gedacht, dass wir üben, wie man alte Menschen wäscht“, sagt Tim. Darum wollte er gar nicht am Boys’ Day teilnehmen. Die Klassenlehrerin habe ihn aber überzeugt. „Und nun bin ich über die Vielfalt dieses Berufes ziemlich überrascht“, so der 16-jährige Oberhausener.
Zur Freude der Organisatoren. Denn eine Ausbildung in sozialen und pflegerischen Berufen wird überwiegend von Mädchen gewählt. „Wir wünschen uns mehr Heterogenität in unserer Belegschaft und wollen potenzielle Nachwuchskräfte fördern. Die Schüler sollen vor allem lernen, dass sie ihren beruflichen und privaten Werdegang nicht traditionell ausrichten müssen und dass sich neue Wege zu gehen durchaus lohnen kann“, erklärt EKO-Pflegemanagerin Claudia Fells.
Tim hat einen neuen Plan
Auch nach einem Rundgang durch die Flure des Krankenhauses und weiteren Zwischenstopps auf einer leerstehenden Station, auf der sich die Jungs gegenseitig das Gesicht waschen und die Zähne putzen, scheinen einige der Jungs nicht ganz abgeneigt. Mehr noch. Goran Vogt muss in der Tat Konkurrenz befürchten. „Eigentlich wollte ich mich ja als Zerspanungsmechaniker bei Mannesmann bewerben“, so Tim. Doch nun will er seine erste Bewerbung in punkto Lehrstelle ans EKO schicken. Kinderkrankenpfleger sei eigentlich ein „cooler“ Beruf. Und das nicht nur, weil man(n) dann mit ganz vielen Frauen zusammen arbeiten darf.