Oberhausen. . Mit einem Berufsparcours sollten Schüler der Hauptschule St. Maria herausfinden, welcher Job ihnen liegt. Bei der Orientierungsveranstaltung der Agentur für Arbeit durften Achtklässler in verschiedene Berufe ausprobieren, um ihre Talente auszutesten.
„Die Angst, keinen Job zu kriegen, ist immer da“, sagt Jennifer. Die 13-jährige Schülerin zieht konzentriert eine Haarsträhne eines Perückenkopfes durch einen Kamm und meint: „Vielleicht hilft es ja.“ Es, das ist die Berufsorientierungsveranstaltung, die die katholische Hauptschule St. Michael an diesem Tag für alle Schüler der vier achten Klassen anbietet.
„Uns ist wichtig, dass die Schüler, bevor sie in der neunten und zehnten Klasse in die Berufspraktika gehen, ihre Interessen schon mal austesten“, erklärt Lehrerin Kerstin Teschner. Die Gelegenheit dazu haben sie beim Berufeparcours, der zum Projekt der „vertieften Berufsorientierung“ der Agentur für Arbeit gehört. Tatkräftig unterstützt wird die Schule bei diesem Angebot von Thomas Löhr vom Haus der Unternehmer, der die Kontakte zwischen Schulen und Unternehmen koordiniert. Mit im Boot sitzen auch die Firmen, die mit der Schule bereits kooperieren - beim SchuBZ-Projekt. Schule-Betrieb-Zukunft.
„Da könnt ihr Locken wickeln“
Bevor die Schüler los legen dürfen, begrüßt Löhr sie. Er erzählt ihnen von dem Parcours, fragt, ob jemand wüsste, was das sei. Erntet Schweigen. Erzählt, dass zum Parcours auch eine Station des Friseursalons „Burger“ gehört. „Da könnt ihr Locken wickeln.“ Sofort lacht ein Junge amüsiert auf: „Das wollen wir nicht.“ Pech gehabt oder vielleicht Glück? Löhr klärt die Jugendlichen nämlich auf, dass heute alle alles machen müssen. Und scherzt: „Euer Kollege wird vielleicht total toll im Locken-wickeln sein.“
„Für Oberhausen ist das heute eine Premiere“, sagt Löhr, der mit dem Parcours schon in anderen Städten unterwegs war. Er lobt, dass die Jungen und Mädchen mit zehn Gewerken vertraut gemacht werden, verschiedene Arbeitsmaterialien kennen lernen. Allein das Haus der Unternehmer ist mit fünf Ständen vertreten. Im Gastronomiebereich „kämpft“ gerade ein Junge mit einer Stoffservierte, die, bereits kunstvoll gefaltet, nun auch noch auf dem Teller stehen bleiben soll. Wie man einen Tisch eindeckt, das lernen die Schüler hier. An einem anderem Tisch treibt die Kunstfertigkeit einiger Mädchen gerade im wahrsten Sinne des Wortes Blüten. Aus Draht werden Tulpen gebogen. Und was allen sofort ein Begriff war: das Speed Stacking, das Stapeln von Bechern, um Konzentration und Geschwindigkeit zu fördern.
Die Schüler arbeiten hoch konzentriert
Zu den Unternehmen, die mit der Schule zusammen arbeiten, gehört auch das benachbarte Radio Radtke. Chef Reiner Radtke zeigt Jungs, wie man einen F-Stecker sauber an einem Antennenkabel anbringt. Derweil ruft Chiara „fertig“. Gerade eben hat sie am Stand von Lohmar und Mellner Bauelemente Rohrverteiler zusammen gesteckt. Beruflich hat die 13-Jährige jedoch ganz anderes im Sinn. „Ich möchte Visagistin werden“, sagt sie.
Die Schüler werkeln nicht nur so vor sich hin. Sie werden auch Fragebögen ausfüllen und erklären, was ihnen am meisten Spaß gemacht hat. Auf einem weiteren Bogen bewerten die Betriebe die Kinder, die „hoch konzentriert arbeiten“, wie sich Konrektor Thomas Betting freut.
Jennifer hat irgendwann alle Haarsträhnen ihres Kopf-Models auf Lockenwickler gedreht. Und auch die Jungs haben tatsächlich bewiesen, dass sie im Lockenwickeln gut sind. Möglicherweise hat ja der ein oder andere Schüler eine Ahnung davon bekommen, was ihm beruflich liegt. „Vielleicht hilft es ja“, wie Jennifer meint, auf dem Weg zum Job weiter zu kommen.