Oberhausen.

Seine Inszenierungen überzeugten auf Festivals in vielen europäischen Ländern und machten ihn auch in Korea und Japan bekannt. 2004 erhielt der Ukrainer Andriy Zholdak den Unesco-Preis für Regie. Eine neue Bühnenfassung von Fjodor Dostojewskis „Der Idiot“, des großen Romans der Weltliteratur, komponiert er mit dem Oberhausener Ensemble. Premiere ist am Freitag 20. Mai, im Großen Haus des Theaters.

Für Zholdak ist „Der Idiot“ eine Herzensangelegenheit, die ihn durch sein Leben zu begleiten scheint. Er hat ihn bereits in der Ukraine und in Rumänien aufgeführt. Die Oberhausener Inszenierung ist sein dritter Streich. „Immer, wenn er eine neue Form des Erzählens gefunden hat“, sagt Intendant Peter Carp, „drängt es ihn, den Idioten auf die Bühne zu bringen, jedes Mal in einer anderen Sprache“ - gern auch irgendwann einmal als Oper oder als modernes Ballett.

Der Titel gefiel

„Er mag Experimente mit Schauspielern guter Qualität“, sagt seine Übersetzerin. „Er liebt die Arbeit mit Akteuren, die über sich hinauswachsen können.“ Das ist frei übersetzt. Er hat von guten Hochspringern erzählt, die auch nicht scheitern, wenn man die Latte noch ein bisschen höher legt. Wie sein Stück entsteht, erklärt er so: „Sie sind in einem Wald ohne Karte, aber von Freunden wissen Sie, dass es darin drei Seen gibt. Gemeinsam mit den Schauspielern suche ich sie.“

Den Roman „Der Idiot“ las er erstmalig als 16-jähriger Schüler. Es war vor allem der Titel, der ihm schon damals gefiel. „Dostojewski war der erste Autor, den ich las, der über Gefühle von Menschen schrieb, die nicht so sein wollen wie alle anderen.“ Die Geschichte, die im 19. Jahrhundert spielt, sei noch heute aktuell. Sind wir Menschen oder lebendige Roboter? Der Held der Geschichte trete für Wahrheit, Ehrlichkeit und gegen Falschheit und Intrige ein.

"Statt zu meckern, sollte er probieren"

Warum soll der Zuschauer das Stück sehen? „Er sitzt im Restaurant, bestellt ein Schnitzel und er bekommt gebratene Schlange. Anstatt zu meckern, sollte er probieren“, bittet er uns an den mit Überraschendem gedeckten Tisch. Wir werden auf jeden Fall großes, sinnliches und bilderreiches Theater sehen, voller Gefühle, Liebe, Leidenschaft und Schmerz, begleitet und untermalt von exzellenten Klangkompositionen des Tonmeisters Sergey Patramanskiy, der fühlt, was das Spektakel braucht.

Tatyana Dimova verspricht uns ein opulentes Bühnenbild und historische Kostüme. Fürst Myschkin (Michael Witte), der an Epilepsie leidet, kehrt nach langem Aufenthalt in der Schweiz nach St. Petersburg zurück. Im Zug lernt er Rogoschin (Henry Meyer), seinen künftigen Widerpart, kennen, der ihm von seiner großen Liebe zu Nastassja Filippowna (Nora Buzalka) erzählt, die er später ebenfalls begehren wird. Was in der russischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts als idiotisch angesehen wird, beruht auf Myschkins Vertrauensseligkeit und Ehrlichkeit.