Bochum.

Die Symphoniker und das Prinz Regent Theater kooperieren wieder. Die Musiktheaterpremiere ist am 12. November.Kombiniert werden Hans-Werner Henzes „Der Idiot“ mit „Eight Songs for a Mad King“ von dem britischen Komponisten Peter Maxwell Davies.

Im November teilen sich zwei „Verrückte“ die Bühne des Prinz-Regent-Theaters. Im Rahmen der RUHR.2010-Reihe „Das Henze-Projekt – Neue Musik für eine Metropole“ trifft Dostojewskis „Idiot“ auf den britische König George III. Die einzigartige musiktheatralische Produktion ist das diesjährige Ergebnis der Kooperation zwischen den Bochumer Symphonikern und dem Prinz-Regent-Theater. Am 12. November ist Premiere.

Auftrag für Ingeborg Bachmann

Hans Werner Henze komponierte bereits 1952 die Musik für eine Ballettpantomime zu Dostojewskis Weltroman „Der Idiot“. Tatjana Gsovsky steuerte damals das Libretto bei. „Henze fand den Text allerdings schrecklich“, verrät Sibylle Broll-Pape, Leiterin des Prinz-Regent-Theaters und verantwortlich für die aktuelle Inszenierung. „Also beauftragte er Ingeborg Bachmann mit einem neuen Text.“ Die schrieb sieben Monologe über Fürst Myschkin, den liebenswerten epileptischen „Idioten“ aus Dostojewskis Roman. In dieser Fassung ist das Stück nun in Bochum zu sehen.

Kombiniert wird Henzes „Idiot“ mit „Eight Songs for a Mad King“ von dem britischen Komponisten Peter Maxwell Davies. „Die beiden Stücke haben viele Anknüpfungspunkte“, sagt Errico Fresis, musikalischer Leiter der Produktion. „Beide Komponisten nehmen sich eine klassische Form vor und deuten sie avantgardistisch um.“ Davies verlässt die ausgetretenen Pfade des klassischen Gesangs. Die Musik schrieb er dem Sänger Roy Hart auf den Leib, der mit speziellen Vokaltechniken experimentierte. Was zur Uraufführung des „Mad King“ 1969 revolutionär war, ist auch heute noch ein ungewöhnliches Hörerlebnis: „Es wird gegrunzt und geröchelt, alle Urklänge des menschlichen Ausdrucks sind im Stück vertreten“, beschreibt Fresis die Musik. „Eight Songs for a Mad King“ verlangt dem Sänger eine Menge ab. „Das geht gegen alles, was man im Gesangsunterricht lernt“, freut sich Fresis. Im Prinz-Regent-Theater wird der singende König von dem Bariton Gavin Taylor verkörpert.

Schwere Kost?

Neue Musik von Henze und Davies, spezielle Vokaltechniken und zwei verrückte Adelige, das hört sich erst einmal nach schwerer Kost an. „Das Stück ist aber verständlich für Jedermann“, betont Sibylle Broll-Pape. „Man muss nicht einmal unbedingt Dostojewskis „Idioten“ gelesen haben. Hier geht es vor allem um die musiktheatralische Darstellung der spannenden Welt menschlicher Geisteszustände“. Sowohl der „verrückte“ König als auch Fürst Myschkin sind nämlich nicht einfach irre. Die beiden Charaktere vollführen mit dem Publikum ein Spiel rund um Hellsicht und Verrücktheit – mit fließenden Übergängen.

Grundlegendes Element der Inszenierung ist die Verbindung der beiden Protagonisten. Stefan Ullrich als „Idiot“ und Gavin Taylor als George III. bespielen die Bühne die ganze Zeit gemeinsam. Auch die Musiker der BoSys werden in die Inszenierung mit eingebunden.

Für die Premiere am 12. November und die (nur!) drei folgenden Vorstellungen sind noch Karten zu haben.