Energiegenossenschaft Rhein-Ruhr will gallisches Dorf im Strom-Markt sein
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Oberhausen. . Ein bisschen wollen sie das gallische Dorf im Reich der Stromanbieter sein, Keimzelle des Widerstands gegen große Konzerne: die Energiegenossenschaft Rhein-Ruhr aus Oberhausen. Sie lockt mit günstigen Tarifen - allerdings gibt's keinen Öko-Strom.
Wer derzeit im Internet Preise für Strom vergleicht – und das tun bekanntermaßen viele – stößt dabei mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf den Oberhausener Anbieter Energiegenossenschaft Rhein-Ruhr. Seit Anfang des Jahres verkauft er von Holten aus Strom und Gas.
Dass es neben der EVO einen zweiten Energieanbieter mit Sitz in Oberhausen gibt, wird manchen überraschen. „Wir machen keine Werbung“, sagt der Vorstandsvorsitzende Gerfried Bohlen. Dennoch habe man allein in den vergangenen sechs Wochen 1200 neue Mitglieder und damit Kunden gewonnen. Angelockt werden sie vor allem von den günstigen Tarifen. Im Schnitt liege man zwei Cent pro Kilowattstunde unter dem Preis der großen Anbieter.
„Arbeiten ehrenamtlich“
Wie das geht? „Wir haben keinen bürokratischen Apparat und keine Aktionäre, die wir zufrieden stellen müssen. Den Strom kaufen wir direkt an der Börse in Leipzig. Wir arbeiten ehrenamtlich.“ Aus reiner Nächstenliebe? „Aus Überzeugung, dass wir in dieser Gesellschaft so nicht weiterkommen.“
Entstanden ist die Genossenschaft bereits 2007 aus der ein Jahr zuvor gegründeten Bürgerinitiative „Energiepreise runter!“, erklärt Bohlen, der in Oberhausen schon mal für die Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) bei Landtagswahlen antrat. Der Vorstand der Energiegenossenschaft besteht neben ihm aus zwei weiteren Mitgliedern.
Woher kommt denn nun eigentlich der Strom, den die Genossenschaft laut eigener Auskunft ins ganze Bundesgebiet liefern kann? Für diejenigen, die nach der AtomkatastropheAlternativen suchen, das räumt Bohlen ein, ist das Produkt jedenfalls nichts. „Wir bewegen uns im Moment noch im Bereich des grauen Stroms. Sobald wir können, wollen wir aber auch in Sachen erneuerbare Energien aktiv werden.“
Keine Qualitätssiegel
Überhaupt soll das Projekt sich weiterentwickeln, größer werden. „Vergangenes Wochenende haben wir hier in Oberhausen die nordrhein-westfälische Energiegenossenschaft gegründet, unser Ziel ist ein Bundesverband.“ In sechs weiteren Bundesländern arbeite man darauf hin. „Da ist einiges los.“
Vor Ort sei die Resonanz allerdings gering, bislang kämen die wenigsten Mitglieder aus Oberhausen. Wer über die Energiegenossenschaft Strom beziehen will, muss beitreten und eine Einlage von 100 Euro leisten, außerdem werden 30 Euro Bearbeitungsgebühr fällig. Dass die Internetseite des Strom- und Gasanbieters eher semi-professionell anmutet und telefonisch nicht immer jemand zu erreichen sei, liege in der Natur der Sache, sagt Bohlen, der laut eigener Aussage von einer Selbstständigkeit lebt. „Wir halten die Kosten niedrig.“ Was ist mit Qualitätssiegeln? „Darauf legen wir keinen Wert, die kann man kaufen.“
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