Berlin. . Die vier großen Stromkonzerne verweigern nach dem Atom-Moratorium der Bundesregierung die vereinbarten Zahlungen in den Fonds zur Förderung regenerativer Energien. In der Koalition mehren sich die Stimmen, gegen einen Atomausstieg.

Die Bundesregierung muss auf einen Teil der Beiträge der vier großen Stromkonzerne zur Förderung der erneuerbaren Energien vorübergehend verzichten. Die vier großen Atom-Betreiber haben ihre Überweisungen an den Fonds zur Förderung regenerativer Energien eingestellt. Konzernsprecher bestätigten am Samstag einen entsprechenden „Spiegel“-Bericht, verwiesen aber darauf, dass es sich um einen vorübergehenden Stopp handle. Die Bundesregierung erklärte, sie nehme den Schritt „zur Kenntnis“.

Die vier großen Energieversorger RWE, EnBW, Vattenfall und Eon begründeten den Schritt damit, dass die Beiträge an die 2010 vereinbarte Verlängerung der Laufzeiten für Kernkraftwerke gebunden sei. Ein Sprecher von EnBW versicherte, der Konzern verhalte sich vertragstreu, es sei allerdings nur logisch, dass die Zahlungen ausgesetzt würden, wenn auch die Rechtsgrundlage ausgesetzt sei. Auch eine Sprecherin von Vattenfall betonte, die Zahlungen würden so lange ausgesetzt, „so lange keine Klarheit darüber besteht, wie es mit der Laufzeitverlängerung weitergeht“.

Vertraglich vereinbart ist, dass die vier Konzerne in den ersten beiden Jahren insgesamt pro Jahr 300 Millionen Euro in einen Fonds einzahlen, anschließend soll diese Summe auf 200 Millionen Euro sinken. Mit dem Geld soll der Ausbau erneuerbarer Energien gefördert werden. Ein Sprecher von RWE sagte, dass der Konzern seine Zahlungen an den Fonds ab April auf ein Sicherungskonto überweisen werde.

Röttgen und Brüderle verständigen sich auf Energieprogramm

Mitte März hatte die Regierung ein dreimonatiges Atom-Moratorium verhängt - in dieser Zeit sollen die Kraftwerke auf ihre Sicherheit überprüft und die Weichen für eine künftige Energiepolitik gestellt werden. Die ältesten Reaktoren wurden für diesen Zeitraum vom Netz genommen.

Atomausstieg jetzt

Kundgebung Atomausstieg jetzt Solidarität mit den Menschen in Japan auf dem Willy-Brandt-Platz (am Rathaus) Fotos: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool
Kundgebung Atomausstieg jetzt Solidarität mit den Menschen in Japan auf dem Willy-Brandt-Platz (am Rathaus) Fotos: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Gefüllt mit Menschen ist der Willy-Brandt-Platz. . .
Gefüllt mit Menschen ist der Willy-Brandt-Platz. . . © WAZ FotoPool
. . . die aufmerksam zuhören.
. . . die aufmerksam zuhören. © WAZ FotoPool
Transparente am rand der Kundgebung.
Transparente am rand der Kundgebung. © WAZ FotoPool
Xenia Snagowski vom Schauspielhaus spricht. . .
Xenia Snagowski vom Schauspielhaus spricht. . . © WAZ FotoPool
. . . und erntet viel Beifall.
. . . und erntet viel Beifall. © WAZ FotoPool
Kundgebung Atomausstieg jetzt.
Kundgebung Atomausstieg jetzt. © WAZ FotoPool
Fahnenmeer auf dem Platz am Rathaus.
Fahnenmeer auf dem Platz am Rathaus. © WAZ FotoPool
Hier spricht Superintendent Peter Scheffler zu den Menschen.
Hier spricht Superintendent Peter Scheffler zu den Menschen. © WAZ FotoPool
Fahnen.
Fahnen. © WAZ FotoPool
Menschen. . .
Menschen. . . © WAZ FotoPool
. . . über Menschen. . .
. . . über Menschen. . . © WAZ FotoPool
. . . hören den Rednern zu. . .
. . . hören den Rednern zu. . . © WAZ FotoPool
Transparente der Teilnehmer.
Transparente der Teilnehmer. © WAZ FotoPool
Aufmerksame Zuhörer.
Aufmerksame Zuhörer. © WAZ FotoPool
Kundgebung Atomausstieg jetzt Solidarität mit den Menschen in Japan.
Kundgebung Atomausstieg jetzt Solidarität mit den Menschen in Japan. © WAZ FotoPool
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  DGB-Vorsitzender Michael Hermund spricht und moderiert.
DGB-Vorsitzender Michael Hermund spricht und moderiert. © WAZ FotoPool

Die Menschen hören zu.
Die Menschen hören zu. © WAZ FotoPool
Dr. med. Ingo Bonde spricht über die Gefahren.
Dr. med. Ingo Bonde spricht über die Gefahren. © WAZ FotoPool
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 Auch die Kirche ist mit einem Banner vertreten.
Auch die Kirche ist mit einem Banner vertreten. © WAZ FotoPool
Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz auf der Bühne am Mikrofon.
Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz auf der Bühne am Mikrofon. © WAZ FotoPool
. . . applaudierende Zuhörer.
. . . applaudierende Zuhörer. © WAZ FotoPool
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Kundgebung Atomausstieg jetzt Solidarität mit den Menschen in Japan am Sonntag, 20.03.2011, auf dem Willy-Brandt-Platz (am Rathaus) Bochum, Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool
Kundgebung Atomausstieg jetzt Solidarität mit den Menschen in Japan am Sonntag, 20.03.2011, auf dem Willy-Brandt-Platz (am Rathaus) Bochum, Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) einigten sich Medienberichten zufolge bereits auf einen Fahrplan für eine Energiewende. Wie „Süddeutsche Zeitung“ und „Stuttgarter Zeitung“ übereinstimmend berichteten, schlagen die beiden Minister milliardenschwere Förderprogramme für den Ausbau erneuerbarer Energien vor.

Unter anderem wollen Röttgen und Brüderle das KfW-Förderprogramm zur energetischen Sanierung von Gebäuden schrittweise auf zwei Milliarden Euro aufstocken. Derzeit sei das Volumen auf 436 Millionen Euro beschränkt. Auch soll das Fünf-Milliarden-Sonderprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau noch in diesem Frühjahr starten.

Das Sechs-Punkte-Programm soll die Grundlage bilden für ein Gespräch Merkels mit den Ministerpräsidenten der Länder am kommenden Freitag. Ziel ist es, zu klären, wie die Kernkraft künftig ersetzt werden kann.

Koalitionspolitiker warnen vor übereiltem Ausstieg

Mehrere Koalitionspolitiker warnten jedoch erneut vor einem übereilten Ausstieg aus der Kernkraft. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sagte am Samstag, das von den Grünen genannte Datum 2017 sei voreilig. Sein FDP-Kollege Christian Lindner nannte auch das von der früheren rot-grünen Bundesregierung anvisierte Jahr 2022 zu früh für einen Ausstieg aus der Kernenergienutzung. Unions-Bundestagsfraktionschef Volker Kauder (CDU) warnte vor einer dauerhaften Abschaltung der deutschen Kernkraftwerke aus politischen Gründen.

Linksfraktionschef Gregor Gysi warf der Koalition daraufhin vor, sie knicke vor der Atomlobby ein. „Kaum haben die vier Atomkonzerne ihre Zahlungen an den Ökofonds gestoppt und Klagen gegen das Moratorium angeschoben, schon wollen die Generalsekretäre von CDU und FDP den Atomausstieg wieder auf die lange Bank schieben“, sagte er.

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier bot der Regierung die Beteiligung an einem neuen Energiekonsens an: „Wir können uns nicht verweigern“, sagte er der „Saarbrücker Zeitung“, nannte zugleich aber Bedingungen. Die Regierung müsse die Laufzeitverlängerung zurücknehmen und die jetzt vorübergehend vom Netz genommenen Kernkraftwerke dauerhaft stilllegen. (dapd)