Oberhausen. . In Oberhausen werden weniger Kinder eingeschult. Das kann für Grundschulen das Ende bedeuten - für eine, sagt Schuldezernent Frind. Die SPD möchte ein Wohnbereich-nahes Grundschulangebot erhalten, die CDU hält mehr Schließungen für unumgänglich.
Grundschulen vor dem Aus? Schuldezernent Reinhard Frind (SPD) prognostizierte mit Blick auf den neuen Schulentwicklungsplan: „Eine Schule wird es treffen.“ Die Frage, die sich angesichts sinkender Schülerzahlen, kleiner Klassen und einzügiger Grundschulen stellt, ist: Werden es nicht mehr sein? Und: Was will die Politik?
„Wir wollen ein Wohnbereich-nahes Grundschulangebot“, sagt Schulausschussvorsitzender Wolfgang Große Brömer (SPD). Grundschulen sollten für die Kinder zu Fuß zu erreichen sein. Schwierig wird es dann, wenn die Schülerzahlen so stark zurückgehen, dass auch Lehrer fehlen.“ Reinhard Frind hatte bereits verdeutlicht: „Die Menge der Lehrer wird nach dem Schlüssel Zahl der Kinder geteilt durch 24 berechnet.“ Bei vielen kleinen Klassen fehlten so zwangsläufig Lehrer.
Sechs Grundschulen starten mit nur einer Klasse
Neben Mini-Klassen, 30 sind es in Oberhausen, in denen unter 24 Kinder sitzen, gibt es noch das Problem der Einzügigkeit. Sechs Grundschulen der Stadt sind in der Eingangsklasse einzügig. Große Brömer: „Es kommt darauf an, wie groß dieser eine Zug ist.“ Bei zu geringer Schülerzahl sei auch hier die Versorgung mit ausreichend Lehrpersonal nicht gegeben. „Dann muss man in den sauren Apfel beißen und die Schule schließen oder mit einer anderen zusammenlegen.“
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Verschwinden also bald kleine Schulen, kleine Klassen? Genau das, was sich Eltern meist für ihre Kinder wünschen. „Das Bauchgefühl sagt einem immer, dass sie besser sind“, so Große Brömer. Laut einer Studie von Klaus Klemms von der Universität Duisburg-Essen gebe es spürbare positive Effekte auf das Lernverhalten erst bei Gruppen von zehn Kinder, so der SPD-Politiker. So kleine Klassen werde es nicht geben, da der Gesetzgeber mindestens 18 Kinder pro Klasse vorsehe.
Für Wolfgang Große Brömer ist eines klar: „Wir als SPD haben gesagt, Schulen sollen nicht aus Spargründen geschlossen werden.“ Der Politiker setzt auch ein Stück Hoffnung in die Zusicherung des Landes, trotz sinkender Schülerzahlen keine Lehrerstellen zu streichen. Möglich, dass das auch für kleine Schulen und solche mit kleinen Klassen eine Chance bedeute, ausreichend mit Lehrern versorgt werden zu können.
Interessant ist auch das Thema katholische Grundschulen. Immerhin sind zehn der 39 Grundschulen katholisch. Auch für einige von ihnen könnte die demografische Entwicklung Gefahr bedeuten. „Mit den Schulen setzt sich das fort, was wir schon mit Kindertagesstätten erleben mussten“, befürchtet auch Bistumssprecher Ulrich Lota Schließungen katholischer Grundschulen. Träger seien die Kommunen. Lota: „Wir zahlen für die Schulen nichts und haben auch keinen Einfluss darauf.“ Katholische Grundschulen gebe es, weil der Gesetzgeber das so gewollt habe. Lota: „Die Eltern sollten das Recht haben, zwischen einer katholischen oder einer Gemeinschaftsgrundschule zu wählen.“
Katholische Grundschulen gefährdet
Und was macht eine Schule katholisch? „Der Rektor wie der Konrektor müssen katholisch sein und alle Kinder am katholischen Religionsunterricht teilnehmen“, sagt ein Stadtsprecher. Eine Richtlinie, dass eine bestimmte Anzahl katholischer Kinder die Schule besuchen müsse, gebe es nicht. Große Brömer ist jedoch der Meinung: „Wenn mehr als die Hälfte der Schüler kein katholisches Bekenntnis mehr haben, stellt sich schon die Frage, ob man noch von einer Bekenntnisschule sprechen kann.
Als besonders gefährdet gelten katholische Grundschulen, die in direkter Nachbarschaft zu Gemeinschaftsgrundschulen liegen. In Oberhausen befinden sich die Astrid-Lindgren- und die Johannesschule sogar unter einem Dach. Die Dietrich-Bonhoeffer- und die Kardinal-von-Galen-Schule sind benachbart genauso wie Emscher- und Katharinenschule sowie die Schule Schmachtendorf und die Dunkelschlagschule. Sollten an einem solchen Doppelstandort Schüler fehlen, dürfen die Eltern entscheiden, ob sie die konfessiongebundene oder eine Gemeinschaftsgrundschule wollen. „Wir haben da ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht“, sagt Lota über bisherige Elternentscheide im Bistum.
Mehr als eine Schule müsse geschlossen werden
„Für mich ist das mehr als eine Schule.“ Angesichts der demografischen Entwicklung glaubt Simone-Tatjana Stehr, schulpolitische Sprecherin der CDU, nicht daran, dass nur eine Grundschule geschlossen wird.
„Das politische Vorausdenken fehlt mir“, bemängelt Stehr. Den Zeitpunkt, jetzt einen neuen Schulentwicklungsplan zu erstellen, findet sie „recht spät“. „Der alte ging bis 2010.“ In dieser Stadt würde immer so lange gewartet, bis es fast zu spät sei.
Zum Thema kleine Schulen, kleine Klassen sagt sie, dass es sehr kontrovers diskutiert würde. Es gebe Studien dafür und dagegen. Ihnen seien wohnungsnahe Schulen wichtig, eine Wahlfreiheit. Und natürlich würden ihnen auch die katholischen Hauptschulen am Herzen liegen. „Man muss schauen, was die Eltern wollen und was finanziell machbar ist“, so Stehr.