Der 30. Juli wird wohl ein Tag ohne Freude werden, und ohne große Trauer. Reinhard Sohr und Uwe Kapica werden den Schlüssel zur Hauptschule Bermensfeld nehmen. Und wie gewohnt abschließen, diesmal aber für immer.

An diesem Tag wird alles gelaufen sein: Die rund 60 verbliebenen Schüler der Klassen 8 und 9 werden längst auf die Hauptschulen Alstaden, Eisenheim und Albert-Schweitzer verteilt sein. Der Jahrgang 10 wird seinen Abschluss haben. Auch im Lehrerkollegium wird dann jeder schon wissen, an welcher Schule er untergekommen ist. Die braunen Umzugskisten stehen schon gepackt, der Lehrer-PC geht mit und die Schulzeugnisse, die 50 Jahre lang aufbewahrt werden müssen.

Sohr und Kapica schildern das Ende der Hauptschule äußerlich ganz unsentimental. Bewegt sind beide, die in den letzten Jahren die Hauptschule kommissarisch geführt haben, bei dem Gedanken aber schon. „Schule ist nicht nur Unterricht. Wir waren für viele Schüler und Lehrer eine Familie“, sagt Sohr, der hier 1984 hinzu stieß. 30 Jahre war er damals alt.

„Keiner soll verloren gehen“, war das Motto der „Penne“ am Nierfeldweg 1a-c. Das klappte ebenso gut wie an jeder anderen Hauptschule Nordrhein-Westfalens. Man vernetzte sich dafür mit Sozialarbeitern, Jugendhilfe und Polizei. Manche Schüler kamen weiter bis zum Gymnasium, manche machten eine Ausbildung und wieder andere scheiterten.

Das Gebäude ist noch in einem guten Zustand. Vor Jahren hatte man saniert: Physikraum, Küche, Fenster. Ab dem 1. August soll hier die Käthe-Kollwitz-Berufsschule einziehen. Am Ergebnis hat es nichts geändert. Denn Ausschlag geben nicht die Resultate einer Schule, sondern Schülerzahlen.

Und die sind seit fünf Jahren rückläufig. Ihre Spitze hatten sie 2004, als noch 2923 junge Menschen an Oberhausener Hauptschulen gingen. Zwischen 1998 und 2004 nahm ihre Zahl sogar zu. 2009 sind es aber nur noch 1999.

Die Schülerzahl geht seit Jahren peu a peu zurück: 2004 gab es 25 720 Schüler, im vergangenen Jahr nur noch 23 389. Dabei trifft es nicht einmal die Hauptschulen am härtesten, sondern die Grundschulen (-1168 im Vergleich zu 2004). Im Plus stehen seit fünf Jahren statistisch nur die Gesamtschulen (+878) und Gymnasien (+124).

Politisch beschlossen war das Ende der Hauptschule Bermensfeld deshalb schon lang. Nur ein Wechsel zum Ganztag hätte eventuell daran rütteln können, den Antrag stellte die Schule auch. Nur ging er nicht durch.

Seit rund drei Jahren ist der Schluss beschlossene Sache: Keine neuen Schüler wurden seitdem mehr aufgenommen, die Schule schrumpfte von 400 auf 100. Und dennoch: „Die kleinen Systeme sind wertvoll“, tritt Sohr für diese Schulform ein, wie intensiv kann die Betreuung auf einer großen Gesamtschule sein? Viele Schüler trauern Bermensfeld nach, „es war für sie ein Stück Zuhause“, sagt Sohr.

Ist das Ende der Hauptschulen eingeläutet? In Oberhausen werden die Schließungen weitergehen: Mit Bermensfeld dreht Alsfeld den Schlüssel um, 2011 Hauptschule Lirich.