Oberhausen. .
38 Jahre im Schuldienst, fünf Jahre Konrektor, 25 Jahre Chef: Alfons Fiedler, Leiter der Katholischen Hauptschule St. Michael, ist am Ende seiner Karriere noch ein Rektorenjubiläum gelungen. „Im Sinkflug“, wie er sagt, geht’s der Pensionierung entgegen. Ende des Schuljahres steht die Verabschiedung in den Ruhestand auf seinem Stundenplan. „Wer mich beerbt, steht noch nicht fest.“
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge geht er und findet, dass seine Frau es eher verdient habe als er, dass er „mit 64 plus“ nicht mehr arbeiten wird. „Sie hat viel erduldet“, sagt er und dass er sich darauf freut, „nicht mehr in der Hauptsaison verreisen zu müssen“. Dann sei ja vielleicht auch mal eine Kreuzfahrt drin. „Das gebe ich zu, die würde ich gern machen.“
"Familie ist mein Hobby"
Ehrenamtlich will er natürlich aktiv bleiben und man ahnt schon, dass noch die eine oder andere Aufgabe zu den ohnehin schon vielen hinzu kommen wird. Außerdem ist Fiedler Jogger, spielt Gitarre und Fußball, „jeden Freitag in der Halle“ und sagt: „Die Familie ist mein Hobby.“ Er hat einen Sohn und zwei Enkelkinder, die das Heinrich-Heine-Gymnasium besuchen, Fiedlers ehemalige Penne, die damals aber noch Staatliches Gymnasium hieß.
Nach dem Abitur und 18 Monaten Bundeswehr begann Fiedler 1969 das Studium an der Pädagogischen Hochschule Ruhr in Essen, 1972 legte der die erste Staatsprüfung ab. Warum wollte er Volksschullehrer werden? „Die breite Masse ging da hin und ich wollte etwas Schnelles, Überschaubares studieren, weil ich gerade geheiratet hatte.“ Durchzuhalten, sich mit anderen zu arrangieren, auch mal ungeliebte Dinge zu tun und mit Leuten aus anderen Bevölkerungsschichten auszukommen, lernte er beim Bund. „Dort habe ich Lebenserfahrungen gesammelt, das hat mich geprägt.“
„Alle haben mich damals bedauert.“
Durchhalten war im Laufe seiner Karriere immer wieder angesagt. Rekorde zu schwimmen, gegen den Strom. Aber das wusste er noch nicht, als er 1973 an die Hauptschule St. Michael kam. „Alle haben mich damals bedauert.“ Und auch er sei skeptisch gewesen, denn Anfang der 70er Jahre wehte ein dem Gedanken einer konfessionellen Hauptschule völlig entgegengesetzter politischer Wind: Die Gesamtschule kam damals ins Gespräch. Fiedler: „Den Außendruck hat man deutlich gespürt. Wir mussten um unsere Möglichkeiten kämpfen.“ Ein Kampf, dem er sich stellte, immerhin war diese Schule Elternwille und hatte oft die Nase vorn. Fiedler setzte sich dafür ein, dass die Schule den Vornamen „Katholisch“ verdiente. „Junge Menschen anzuerkennen und zu akzeptieren und sie nach bestem Wissen und Gewissen zu fördern, ist unser Auftrag, der Glaube das Geländer, an dem wir uns festhalten.“
Keine Sekunde langweilig
Fiedlers Dienstzimmer ist eher ein Treffpunkt als ein Verwaltungsbüro. Einen Computer gibt es hier nicht. Damit zu arbeiten, überlässt er der Sekretärin und dem Konrektor. Sein Raum ist dafür da, Strategien zu entwickeln, Krisen zu bewältigen. Hier sitzen klagende Lehrer, problematische Schüler, enttäuschte Eltern... Fiedler, der nebenbei Erziehungswissenschaften studierte, leitet und lenkt und unterrichtet gern. „Ich bin Zehnkämpfer“, sagt er, „außer Chemie habe ich alles gegeben, auch Hauswirtschaft.“
Wie kommt man gut mit Schülern klar? „Sie müssen merken, dass da jemand ist, der ihnen etwas beibringen will: Da strengt sich einer an für dich.“ Lehrer sei ein Super-Beruf, den er, hätte er die zweite Chance, wieder ergreifen würde. „Wir kriegen gesellschaftliche Veränderungen als Erste mit. Es ist keine Sekunde langweilig.“