München/Oberhausen.

Michael Flatley hatte seine Tanzschuhe eigentlich schon an den Nagel gehängt. Jetzt ist der 51-Jährige wieder da: In seiner Paraderolle als Lord Of The Dance kommt er am 26. November auch nach Oberhausen und am 29. November nach Köln.

Dieser Mann beginnt bei seinen Füßen. Überraschend kleine, feine Füße sind das, vielleicht Schuhgröße 42. Wären es Hände, spräche man wohl von Klavierspielerhänden. So sind es Balletttänzerfüße. Und doch: Berühren sie erst Parkett, hallen ihre Schritte nach, bleiben im Ohr. Es sind keine Füße für einen Leisetreter.

Michael Flatley ist der „Lord Of The Dance“, der Meister des irischen Stepptanzes. Oder besser: Er will es wieder sein. Denn eigentlich hängen die Tanzschuhe des 51-jährigen Amerikaners mit irischen Wurzeln seit 1998 am Nagel. Er hatte sich aus seiner eigenen Show zurückgezogen, auf fremde Füße gesetzt. Später litt er unter schweren Herzproblemen. Der Erfinder von „Riverdance“ beschränkte sich zunächst auf seine Rolle als Regisseur und Choreograf, entwarf verwandte Stepp-Shows wie „Feet Of Flames“ und „Celtic Tiger“, in denen er dann auch wieder als Tänzer auftrat. Doch keine dieser Produktionen erreichte den Erfolg von „Lord Of The Dance“: Über 65 Millionen Menschen sollen die Mischung aus Stepptanz, Folklore und keltischen Rhythmen seit 1996 weltweit gesehen haben. Im deutschsprachigen Raum spricht Konzertveranstalter Marek Lieberberg von 3,5 Millionen.

Jetzt will Flatley wieder seine Paraderolle tanzen. Er konnte die Füße nicht länger still halten, zu sehr hat es gejuckt. Die Hacken wollen wieder klacken. Der „Lord“ wollte wieder raus. Bewusst sei ihm das vor etwa anderthalb Jahre geworden, während einer Show in der ägyptischen Hauptstadt Kairo, die er als Zuschauer besuchte. „Ich habe die ganze Zeit den Takt mitgeklatscht“, sagt Flatley. Seine Frau Niamh O’Brien habe ihn irgendwann in die Seite gestoßen, ihm tief in die Augen geschaut und geflüstert: „Michael, Du musst wieder tanzen.“

Perlweißes Lächeln

Klingt nach einer schönen Geschichte. Noch schöner, wenn Michael Flatley in einem Münchner Luxushotel sitzt und jedem Satz ein perlweißes Lächeln folgen lässt. Man kauft es ihm ab, auch wenn klar ist: Der Mann ist ein Profi im Showgeschäft – und er hat etwas zu verkaufen. Sein Comeback soll ihn nämlich auch nach Deutschland führen. Er ist extra aus London gekommen, um ein bisschen die Werbetrommel zu rühren. Den Boden zu bereiten, über den er und seine Tänzer im November steppen wollen.

Dabei strotzt Michael Flatley nur so vor „Energie“. Es ist sein Lieblingswort. Immer wieder wiederholt er es, ballt dazu die Fäuste, als ob die ganze Ladung entweichen müsste. Er wirkt fit und ausgeruht. Sein leicht gebräuntes Gesicht ist auch mit 51 Jahren noch beneidenswert faltenfrei.

Ob er immer noch so gut drauf ist wie früher? Flatley lächelt die Zweifel einfach weg und schiebt mit funkelnden Augen ein Sprichwort nach, das ihn seiner Meinung nach gerade gut beschreibt: „Ich bin nicht so gut, wie ich einmal war, aber ich bin einmal so gut, wie ich es jemals war.“

Lord bleibt eben Lord. Wobei unklar ist, in welchem Wortsinn. Das englische „Lord“ kann nämlich „Gott“ oder „Meister“ meinen.

Er ist einerseits der Meister, ein Herr über eine Tänzerarmee aus allen Herren Ländern. Flatley steht in vorderster Front, doch tanzt in perfekter Synchronisation mit dem Rest der Truppe. Man muss kein Stepp-Fan sein, um diese Präzision von Rhythmus und Bewegung zumindest beeindruckend zu finden. Gerade wegen des aberwitzigen Tempos: „Die Tänzer machen manchmal bis zu 20 Steppschritte in der Sekunde“, sagt Marek Lieberberg. Was schon unglaublich klingt, hat Michael Flatley nochmal locker überboten: Er hält den Weltrekord mit sagenhaften 35 Schritten pro Sekunde.

Für manche ist er daher auch der „Gott“ des Stepptanzes. Einer, der ausgetretene Wege verlässt, neues kreiert. Und sich für seine Schöpfungen länger Zeit lässt als sieben Tage: „Ich bin selbst mein härtester Kritiker“, sagt Flatley ernst: „Auch den kleinste Teil der Show arbeite ich akribisch aus.“ Für sein Comeback wird er sich besonders anstrengen. Alles soll perfekt werden. Der Grund heißt Michael Junior und ist drei Jahre alt. „Mein Sohn soll mich auch einmal auf der Bühne erleben“, sagt Michael Flatley noch. Und dann schwillt die glattrasierte Brust vor Stolz: „Als Lord Of The Dance“.

  • Michael Flatleys Rückkehr als „Lord Of The Dance“ führt die Stepp-Show nach NRW: Am 26. November gastiert die Tänzertruppe in der Oberhausener Arena, am 29. November ist Flatley in der Arena in Köln zu sehen.