Oberhausen.

Die Kleinstädter Bühne feiert im Lito-Palast mit der Komödie „So ein Theater“ von Ken Ludwig eine vorzügliche Premiere. Zahlreiche Wendungen sorgen für Kurzweil.

An dieser Pointe lässt das Publikum kein gutes Haar: „Sterkrade ist ja wohl die langweiligste Stadt der ganzen Welt!“ Empörung auf den Rängen – und gleichzeitig höchstgradiges Amüsement. Das Raunen im Saal geht am Sonntagabend schnell in herzhaftes Lachen über. Die Kleinstädter Bühne feiert im Lito-Palast mit der Komödie „So ein Theater“ von Ken Ludwig eine vorzügliche Premiere.

Charmante Sicht auf lokale Ortschaften

Nein, Sterkrade muss in den drei Akten unter der Regie von Michael Oslislo seine charmante Seite nicht verbergen. Schließlich schlendern die Charaktere innerhalb der drei kurzweiligen Stunden mal eben auf ein hastiges Getränk in die Pinte „Yesterday“ in Bahnhofsnähe, oder verabschieden sich für einen kulinarische Abstecher ins Restaurant „Vis à Vis“. Total lokal, und zwischendurch mit jeder Menge Trubel gewürzt.

Aber der Reihe nach: Georg Haller (Michael Oslislo) und seine Gattin Charlotte (Sylvia Schmenk) fechten so manches Problemchen aus. Vornehmlich nach Art von „Cyrano de Bergerac“ mit stumpfen Requisiten. Beide sind etwas in die Jahre gekommene Schauspieler, die mit ihrem Tourneetheater durch die Lande ziehen. Die Truppe ist illuster. Das Geld bleibt knapp. Georg Hallers schwerhörige Schwiegermutter Esther (Christel Nicolas) ist stets dabei. Da bleibt nur noch das Sinnieren über die „Seuche namens Fernsehen, die die Menschen krank macht“.

Theater gibt es für den Altstar bald reichlich. Ausgerechnet just als Tochter Pia (Patricia Schäfer) ins Haus stolpert und ihren Verlobten Holger (Markus Psotta) vorstellen möchte. Das Unterfangen ist schwierig. Holger, ein bedeutungsloser Wetteransager, träumt vom Glamour der Bühne, wird beim Versuch der ersten Kontaktaufnahme arg abgebügelt.

Zwischenmenschliche Höhen und Tiefen

Mitten im Probenrausch mit Säbel und Versen gönnt ihm der Schwiegervater in spe nur einen kurzen Wortwechsel: „Schelm, Wicht, Mopsgesicht!“ Nicht unbedingt die geeignete Begrüßung, um die Schüchternheit vor den Altstars abzulegen. Zumal die eigene Flamme schwer beschäftigt ist, ihrem Ex-Freund Paul (Clemens Filarsky) aus dem Weg zu gehen. Doch: Peanuts im Vergleich zu dem, was Georg Haller erwartet, als er erfährt, dass die jüngere Erika (Delia Knese) offenbar ein Kind erwartet – ein Kind von ihm. Jetzt hat er richtiges Theater, mit seiner Frau.

Fortan nimmt das Stück Tempo auf. Verwechslungen und zwischenmenschliche Befindlichkeiten lenken die heitere Jagd der Pointen. Erst recht, weil sich ausgerechnet in dieser turbulenten Zeit der berühmte Regisseur Dieter Wedel meldet, um Georg und Charlotte für die große Rolle in einem seiner Filme zu besetzen. Die große Chance auf den zweiten Frühling der Karriere, auf den das Ehepaar so lange gewartet hat.

Zahlreiche Wendungen sorgen für Kurzweil

„So ein Theater“ ist ein starkes Stück Boulevard-Theater, das vor allem durch zahlreiche Wendungen und das dynamischen Wechselspiel in der Geschichte für Kurzweil sorgt. Eine gelungene Mischung -- das sieht am Sonntagabend auch das Publikum so. Lange anhaltender Applaus belohnt das Ensemble.

Auch die Anhänger des Stadtteils Sterkrade werden nach dem Abschiedsapplaus von Regisseur Michael Oslislo mit einem Augenzwinkern entschädigt: „Das mit Abstand geilste Publikum ist nur in Sterkrade zu finden!“ Und da widerspricht im „Lito“ keiner.