Hinter den Kulissen: Die Spielstätte der Kleinstädter-Bühne, der Lito-Palast in Sterkrade, erhält eine neue Decke.
Die Decke fällt hier niemandem auf den Kopf. Schon, weil sie nicht mehr da ist.
Im Sterkrader Lito-Palast sorgt sonst die Kleinstädter-Bühne mit Kinderstücken, Schwänken, Lustspielen und Krimis für Zerstreuung. Doch im Gegensatz zum Inhalt der Stücke der Amateurbühne, der meist komischer Natur ist, hat jetzt der Ernst Einzug ins ehemalige Licht- und Tonspielhaus an der Finanzstraße gehalten: Die beeindruckende Decke muss erneuert werden.
„Eingestürzt wäre sie wohl nicht“, beruhigt Architekt Dietrich Sevenheck. Aber den heutigen Maßgaben entsprach die 1948 beim Wiederaufbau des Kinos entstandene Konstruktion eben nicht mehr. „Es wurden viele unterschiedliche Materialien verbaut“, sagt Sevenheck, der für die Oberhausener Gebäude-Managementgesellschaft (OGM) den insgesamt rund 580 000 Euro teuren Umbau in dem städtischen Haus begleitet. Hunderte unterschiedlicher Aufhängungspunkte und ein gutes Dutzend Befestigungsmethoden, dazu ein der Nachkriegszeit geschuldeter, manchmal abenteuerlicher Materialmix, das alles war zu viel – obwohl es bis heute hielt.
Abriss mit dem
Vorschlaghammer
Respektive hielt es bis vor zwei Wochen, denn da begannen die Mitarbeiter der Oberhausener Firma Geese-Bau mit dem Abriss der Decke. Der komplette Saal ist im Inneren eingerüstet, am Montag fiel das letzte Stück der markanten Decke dem Vorschlaghammer zum Opfer.
In zwei Schichten arbeite man, um ein ehrgeiziges Zeitziel einhalten zu können: Am 17. September seien die Arbeiten abgeschlossen, so Andre Storm vom Oberhausener Architekturbüro Funke + Popal und Bernd Krebbing vom Ingenieurbüro Diekmann. Eine fast 500 Quadratmeter große Decke ist auch für das Unternehmen, das die neuen Fertigteile liefert, nicht alltäglich. „Aber die haben Erfahrung“, hätten etwa schon Decken auf Kreuzfahrtschiffen gebaut, sagt Storm.
Die neue Decke soll
aussehen wie die alte
Die Neuteile werden über eine Öffnung im gut erhaltenen Dach des Gebäudes per Kran „eingeflogen“, sobald die Arbeiten an der Tragekonstruktion angeschlossen sind. Sieben Baugewerke arbeiten auf der Baustelle – nacheinander übrigens, sonst wäre eine Koordination nicht möglich. Und zum Abschluss soll die neue Decke wieder aussehen wie die alte.
120 Kubikmeter Schutt haben die Bauarbeiter von der Decke geholt und über einen Lift nach draußen gebracht. Das erinnert die Mitglieder der Kleinstädter-Bühne an die Umbauzeit, in der sie die ehemalige Diskothek überwiegend in Eigenregie entkernten. Wer sie kennt, weiß, dass sie nicht mit den Händen in der Tasche dem Umbau zusehen: Die jetzige Umbaupause im Sommer wollen sie nutzen, um die Toilettenanlagen zu renovieren. Und damit ihnen zu Hause die Decke nicht auf den Kopf fällt, proben sie schon am nächsten Stück, das kurz nach der Fertigstellung der Decke Premiere hat.