Oberhausen. .
Heinrich Muzig ist seit 40 Jahren ehrenamtlicher Spielleiter der Kleinstädter Bühne. Für seinen Einsatz bei dem Theaterverein bekam er 1996 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Im Alter von 75 Jahren will er nun kürzer treten.
Eigentlich sollte das Gebäude an der Finanzstraße in Sterkrade vor gut zehn Jahren abgerissen werden. Doch Heinrich Muzik und seine 40 Mitstreiter von der Kleinstädter Bühne hatten was dagegen. Heute steht dort der Bürgersaal Lito-Palast für Aufführungen aller Art bereit – und ist zur neuen Heimat der Kleinstädter Bühne geworden.
Es sei ihre Chance gewesen, erinnert sich Muzik an das Jahr 2000. Die traditionsreiche Kleinstädter Bühne – schon seit 1949 besteht der gemeinnützige Theaterverein – hatte immer wieder ihre Spielstätte gewechselt. Bis 1970 war man im Kaiserhof in Sterkrade zu Hause. „Danach sind wir durch die Gemeindehäuser getingelt, waren in Königshardt und zuletzt im Sophie-Scholl-Gymnasium“, erzählt Muzik. Doch dort musste natürlich auch der Schulbetrieb laufen. Also schlugen Muzik und seine Mitstreiter im Jahr 2000 zu, investierten gut 70 000 Mark, bekamen Mittel von Stadt und Land und begannen, das Gebäude für ihre Zwecke umzubauen.
„Schauspieler sind Idealisten“
„Es sah wüst aus“, erinnert sich Muzik. 180 Kubikmeter Schutt habe man eigenhändig aus dem Gebäude gekarrt. 3200 Arbeitsstunden, rechnet der 75-Jährige vor. „Es war toll, wie alle angepackt haben.“ Sogar während der Kirmes habe man malocht, habe sich Sondergenehmigungen geben lassen, damit die Betonmischfahrzeuge vorfahren durften. Muzik – jahrelang Spielleiter, Schauspieler und Ausbilder der Kleinstädter Bühne – legte dabei selbst Hand an: „Ich war gewöhnlicher Bauarbeiter“, sagt er. Nebenbei gingen die Proben weiter – im Bunker nebenan. „Wir sind hier weg, waren kurz duschen und danach proben.“ Denn zwei Mal pro Woche müsse geprobt werden – 70 Probestunden pro Stück. „So viel wird auch auf Berufsbühnen geprobt“, sagt Muzik.
Er ist stolz auf sein Team, in dem es keine „passiven Mitglieder“ gebe. „Schauspieler sind Idealisten“, sagt er trocken. Heinrich Muzik muss es wissen – er ist seit 1954 Mitglied der Kleinstädter Bühne. Seit 1970 ist er Spielleiter. 80 Stücke habe er selbst inszeniert, „die Aufführungen nicht gezählt“. In 90 Prozent spielte er selbst die Hauptrolle. Ein Selbstdarsteller? Keineswegs. Muzik denkt im Team, spricht immer wieder davon, was „wir von der Kleinstädter Bühne geschafft haben“. Jahrelang hat er einer Jugendgruppe das Theaterspielen beigebracht. „Heute profitieren wir davon“ – viele von damals sind fester Bestandteil des Ensembles geworden, das derzeit etwas 20 Aufführungen im Jahr zu Stande bringt. Alle gehen hauptberuflich anderen Tätigkeiten nach. Trotzdem seien fast alle Aufführungen ausverkauft. Außerdem werde die Bühne auch von anderen gemietet, zum Beispiel von Gesangsvereinen. Einmal sei auch Verdi zu Gast gewesen. Man sei schon sehr stolz, zum Sterkrader Kulturleben beizutragen, sagt Muzik.
Bundesverdienstkreuz für den Einsatz für die Kleinstädter Bühne
Das wurde auch schon auf verschiedene Weise gewürdigt. Heinrich Muzik bekam 1996 für seine Verdienste für die Kleinstädter Bühne von OB Friedhelm van den Mond das Bundesverdienstkreuz verliehen. 2004 zeichnete ihn OB Klaus Wehling mit der Ehrennadel der Stadt aus. „Da freut man sich, wenn die Arbeit Anerkennung findet“, sagt Muzik bescheiden. Er wird nun mit 75 ein wenig kürzer treten. Beim nächsten Theaterstück im Herbst Regie zu führen und eine Nebenrolle zu spielen – das wird er sich dennoch nicht nehmen lassen. Ein Idealist eben.
„Menschen machen’s möglich“ heißt in diesem Jahr wieder die Aktion von WAZ und RWW, bei der wir Ihnen in den nächsten Wochen zehn Menschen vorstellen, die sich ehrenamtlich für andere einsetzen. Danach haben dann Sie, liebe Leser, die Wahl, wer besonders preiswürdig ist. Die Preise sind mit 3000, 2000 und 1000 Euro dotiert und fließen den Projekten zu, für die sich die Preisträger engagieren.